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Ein Pfad führt über eine grüne Alm
Ein Junge gießt Pflanzen, die in einer Holzkiste wachsen
Eine Seilbahngondel schwebt über eine dicht bebaute Stadt

VCD aktiv 1/2018

VCD unterstützt junge Erwachsene bei Projekten

Mit einem Lastenrad voller Schlafsäcke

Der kalte Berliner Winter ist für die bis zu 6 000 obdachlosen Einwohner lebensgefährlich. Zwei angehende Studenten helfen ihnen mit dem Projekt „Warmgefahren“.

Die beiden Unibewerber Elias Dege und Frederyk Bieseke helfen obdachlosen Menschen durch den Winter. Dreimal wöchentlich fahren sie mit Lastenrädern durch Berlin und verteilen Schlafsäcke, Isomatten, warme Kleidung und heiße Getränke. Ihr Projekt heißt „Warmgefahren“. Der VCD hat sie bei der Entwicklung und Umsetzung ihrer Idee unterstützt.

Bei Temperaturen unter dem Gefrierpunkt wird die Situation für Menschen, die auf der Straße schlafen, lebensbedrohlich. Die Zahl der obdachlosen Berliner wird von der Stadtverwaltung bislang nicht erfasst. Die Caritas geht davon aus, dass in der Hauptstadt 4 000 bis 6 000 Menschen dauerhaft auf der Straße leben. Hinzu kommen etwa 30 000 Wohnungslose, die in Notunterkünften schlafen.

„Wir wollten unsere Leidenschaft, das Fahrradfahren, dazu nutzen, anderen Menschen zu helfen. Mein Mitbewohner und ich sind viel mit dem Rad in Berlin unterwegs und kommen immer wieder an Orte, wo sich Obdachlose im Winter vor der Kälte zu schützen versuchen“, erklärt Elias Dege. Der 21-Jährige will künftig Sozial- und Kulturanthropologie studieren. Er arbeitet beim Verein „Flicken“ mit, hilft beim Reparieren in den offenen Fahrradwerkstätten und organisiert den Berliner Fahrradmarkt mit.

Das Lastenrad schafft Nähe

Anfangs haben Dege und Bieseke Schlafsäcke und Kleidung von Freunden und Verwandten gesammelt, um sie zu verschenken. Inzwischen unterstützt sie die Berliner Obdachlosenhilfe mit Sachspenden. Die beiden Lastenfahrräder stellt das Lastenrad-Verleihprojekt Velogut kostenlos zur Verfügung. „Das Lastenrad ist ein ideales Transportmittel für unser Projekt und eine Alternative zum Auto. Wir sind genauso draußen in der Kälte unterwegs wie die Menschen, zu denen wir fahren. Der Zugang zu den Menschen ist somit viel direkter und ihre Situation nachvollziehbar“, so Dege. „Die Obdachlosen sind dankbar für unsere Arbeit und freuen sich über alles, was wir ihnen Gutes tun können.“

Der VCD hat Dege und Bieseke im Rahmen des neuen VCD-Projektes „DIY. Dein Mobilitätsprojekt“ bei der Öffentlichkeitsarbeit für „Warmgefahren“ unterstützt. Die VCD-Mitarbeiterinnen haben gemeinsam mit Dege und Bieseke einen Pressetermin organisiert und Flyer gedruckt. „Mit ‚DIY. Dein Mobilitätsprojekt‘ wollen wir Schülern, Auszubildenden, Studenten und Berufsanfängern helfen, eigene Mobilitätsprojekte zu erarbeiten und durchzuführen“, erklärt VCD-Projektleiterin Anika Meen­ken. DIY steht für „Do it yourself“ und bedeutet übersetzt „Mach es selbst“. In dem Projekt vermittelt der VCD jungen Erwachsenen, wie Öffentlichkeitsarbeit, Projektmanagement und -finanzierung funktionieren. „DIY“ wird vom Bundesumweltministerium gefördert und läuft noch bis zum 31. Juli 2020.

Elias Dege und Frederyk Bieseke möchten ihr Engagement für Menschen ohne Obdach ausweiten: „Im Sommer könnten wir mit kalten Getränke oder einer mobilen Suppenküche helfen“, so Dege. Auch über weitere Fahrerinnen und Fahrer, die eigene Lastenräder mitbringen, würden die beiden sich freuen.

Benjamin Kühne

Sachspenden für „Warmgefahren“ abgeben: info@warmgefahren.org

Junge Erwachsene, Kommunen, Unternehmen, Verkehrsverbünde oder Bildungseinrichtungen, die bei „DIY. Dein Mobilitätsprojekt“ mitmachen wollen, können sich per E-Mail an diy@vcd.org. wenden.

fairkehr 1/2018