Titel 3/2017
Kreativ mobil auf dem Land
BUS:STOP Krumbach
Dieses Foto sowie die Bilder in unserer Titelstrecke zeigen Bushaltestellen in Krumbach im österreichischen Voralberg. Auf Anregung des örtlichen Kulturvereins hatte die Gemeinde sieben internationale Architekten eingeladen, völlig frei und abseits jeder vorgegebenen Norm Bushaltestellen zu gestalten. Entstanden sind einzigartige Bauwerke, die wunderbar an die Natur und den Ort angepasst sind. Alle Architekten haben sich mit der Vorarlberger Tradition und Handwerkskunst auseinandergesetzt und verwenden einheimische Baumaterialien. Und das Beste: Die Fahrgäste können sich nicht nur über die schönen Bushäuschen freuen, hier fährt auch der ÖV im Stundentakt.
Integraler Taktfahrplan
Ein Integraler Taktfahrplan stimmt die Fahrtzeiten der unterschiedlichen Bus- und Bahnlinien aufeinander ab, statt sie einzeln zu planen. Hauptmerkmal eines Integralen Taktfahrplans ist, dass das zeitlich getaktete Umsteigen nicht nur an einer zentralen Haltestelle, sondern an möglichst vielen Knotenpunkten klappt. Fahren die Schulbusse mit im Takt, profitieren alle Fahrgäste, und die Schülerinnen und Schüler kommen ohne lange Wartezeiten zum Unterricht und zurück.
300
Bürgerbusse in Deutschland haben einen festen Fahrplan. Doch was soll ein alter Mann tun, wenn er kaum noch laufen kann und einen Arzttermin hat, der weder zeitlich noch örtlich zum ÖPNV-Angebot passt? In Herdwangen-Schönach nördlich vom Bodensee ruft er am Tag vorher beim Nachbarschaftshilfeverein „Miteinander – Füreinander“ an – und das von Ehrenamtlichen gesteuerte Bürgerauto holt ihn dann ab. Vor allem in Baden-Württemberg sind derartige Angebote entstanden, seit die Landesregierung 2015 Unterstützung bei der Planung bietet. Vielerorts übernimmt jemand in der Verwaltung die Rolle des Disponenten. Ziel ist es, möglichst mehrere Fahrtwünsche zu kombinieren und keinen Parallelverkehr zum ÖPNV zu erzeugen.
Methan im Tank
Nahezu emissionsfrei säen, mähen und pflügen: Was früher mit den Ackergäulen gang und gäbe war, könnte mit methanbetriebenen Traktoren in Zukunft auch funktionieren. Vorausgesetzt allerdings, dass die Gasmotoren mit Methan aus der Biogasproduktion betankt werden. Wenn das der Fall ist, liegt der CO2-Ausstoß um rund 90 Prozent niedriger als bei herkömmlichen Diesel-Antriebssystemen. Der Traktorenhersteller New Holland, ein Tochterunternehmen von Fiat, wagt sich mit einem 180 PS starken Modell nun in die Offensive. Noch in diesem Jahr soll der mit Compressed Natural Gas (CNG) angetriebene Traktor in Serie gehen. Schon im Herbst 2016 war der Prototyp auf einem landwirtschaftlichen Betrieb im Wendland erfolgreich im
Testeinsatz.
Dierk Jensen
Mitfahrbänke: Autostopp von Dorf zu Dorf
Erst wollten ein paar Leute im Eifeldorf Speicher Mitfahrgelegenheiten per App organisieren, aber das klappte nicht. Deshalb entschieden sie sich fürs Analoge. An den Hauptstraßen stellten sie türkisfarbene Bänke auf und hängten die Namen der Nachbarorte an eine Stange obendrüber. Wartende können ihren Zielwunsch einfach in Richtung Fahrbahn drehen – und meistens sind sie schon nach wenigen Minuten weg. Etwas anders funktioniert das Mitfahrsystem HÖRI-MIT im Landkreis Konstanz. Wer prinzipiell bereit ist, Leute mitzunehmen, lässt sich registrieren und bekommt einen Aufkleber. Damit ist keine Verpflichtung verbunden, anzuhalten. Halte- und Zusteigepunkte sind alle Bushaltestellen und einige weitere ausgewiesene Punkte in Radolfzell.
Personen und Pakete reisen gemeinsam
Das Prinzip ist alt so alt wie die Postkutsche – und ging in Deutschland verloren: der gemeinsame Transport von Gütern und Menschen. Seit 2012 gibt es nun mit KombiBUS in der Uckermark wieder ein gutes Beispiel. Die Initiatoren wollten eigentlich nur das Busnetz durch zusätzliche Einnahmen stabilisieren. Tatsächlich zeigt sich aber, dass das regelmäßige Transportangebot das Potenzial hat, die regionale Wirtschaft zu stärken. So nutzt beispielsweise eine Käserei die Möglichkeit, regelmäßig und schnell Kleinstmengen zu Hofläden zu schicken.
Mit Leihpedelec zur Haltestelle
ÖV-Jahresabo kaufen und Pedelec dazubekommen: Das geht in mittlerweile vier Gemeinden im Kreis Hameln-Pyrmont. Wer in Hessisch Oldendorf, Aerzen, Emmerthal oder Bad Münder eine Mobilcard zum Preis von monatlich knapp 50 Euro erwirbt, kann nicht nur alle Busse nutzen, sondern nennt auch für 365 Tage ein Pedelec sein Eigen – inklusive Schloss. Mobilcard-Besitzer können mit eingebautem Rückenwind zur nächstgrößeren Haltestelle radeln, anstatt im abgelegenen Ortsteil darauf zu warten, dass zweimal am Tag der Bus vorbeikommt.
www.oeffis.de > Tickets
fairkehr.de
