fairkehr VCD-Magazin für Umwelt, Verkehr, Freizeit und Reisen

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Ein Pfad führt über eine grüne Alm
Ein Junge gießt Pflanzen, die in einer Holzkiste wachsen
Eine Seilbahngondel schwebt über eine dicht bebaute Stadt

VCD aktiv 2/2017

Spaziergänge fürs Selbstbewusstsein

Der VCD Hannover kümmert sich gemeinsam mit älteren Menschen darum, dass sie ihre Alltagswege sicher zurücklegen können. Dafür gab es Platz 2 im VCD-Aktivenwettbewerb.

Foto: christianSchd/WikipediaHannover Linden ist ein bunter Stadtteil mit enger Bebauung.
Foto: VCD HannoverDieses Viertel erkundeten die Senioren gemeinsam mit Monika Ganseforth (M.) vom VCD Hannover.

Dreißig Männer und Frauen zwischen 60 und 80 stehen Mitte April 2016 auf dem Marktplatz in Hannover Linden. Vor ihnen liegt ein Marsch mit einer Mission: Die Seniorinnen und Senioren wollen auf einem Spaziergang durch ihr Stadtviertel prüfen, wie sicher und komfortabel die Wege sind, die sie im Alltag zurücklegen: in den Supermarkt, zum Arzt, in den Park. Angeleitet werden sie von Aktiven des VCD, Region Hannover. Treibende Kraft hinter dem Stadtteilspaziergang 60+ ist die 76-jährige Monika Ganseforth, Mitglied im Kreisvorstand. Sie will auf die Bedürfnisse älterer und mobilitätseingeschränkter Zu-Fuß-Gehender aufmerksam machen. „Mehr Sichtbarkeit im Straßenraum, mehr Selbstbewusstsein”, sagt die ehemalige SPD-Bundestagsabgeordnete. „Wir haben ein Recht, hier zu sein und uns sicher fortzubewegen.” 

Deshalb hat die Hannoveranerin bislang zwei Stadtteilspaziergänge 60+ organisiert: Mitte April 2016 in ihrem Viertel Linden, im September durch die Südstadt. Ein weiterer durch den Stadtteil Döhren findet Ende dieses Monats statt. Der Fachbereich Umwelt und Stadtgrün fördert die Spaziergänge. „Die Strecke sollte nicht länger als 1,2 Kilometer sein – und am Ende ist eine Abschlussbesprechung bei Kaffee und Kuchen wichtig“, sagt Ganseforth. Weitere Tipps an Gruppen, die einen Spaziergang planen: Geschäftsinhaber im Viertel ansprechen, Aushänge machen, Handzettel verteilen. In Döhren unterstützt ein Mitglied des städtischen Seniorenbeirats den VCD  dabei. Er hatte Ganseforth gebeten, dass der nächste Spaziergang 60+ in seinem Viertel stattfindet. Wichtig sei es auch, VCD-Mitglieder anzuschreiben, die in dem Stadtteil wohnen, und um Tipps für die Strecke zu bitten, so Ganseforth.

Ansprechpartner für Fußgänger

Beim Gehen achten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer unter anderem darauf, wie breit und wie gut in Schuss die Gehwege sind, ob Engstellen durch Falschparker, Hindernisse wie Mülltonnen oder Cafétische und -stühle existieren, wie viel Zeit sie haben, bei grüner Ampel die Straße zu überqueren, und ob es Sitzgelegenheiten gibt, auf denen sie sich ausruhen können, ohne dabei Geld ausgeben zu müssen. Die VCD-Aktiven notieren Beschwerden und Wünsche, fotografieren die Gefahrenpunkte und formulieren Verbesserungsvorschläge. Die Dokumentationen der Stadtteilspaziergänge schickt der VCD Hannover an die  Bezirksräte, ans Tiefbauamt der Stadt und die Fraktionen im Stadtrat. Ganseforth plant außerdem, den Bauausschuss über die Ergebnisse der drei Stadtteilspaziergänge zu informieren. Für so viel Engagement gab es für den VCD Hannover den zweiten Platz im VCD-Aktivenwettbewerb 2016. „Die Aktionsform verknüpft Mitgliederwerbung und -bindung mit Medienpräsenz, Einflussnahme auf Verwaltung und Politik sowie hoffentlich konkreten Infrastrukturverbesserungen“, so die Jury.

Einen weiteren Wunsch hat der VCD Hannover: die Stelle eines oder einer Fußgängerbeauftragten bei der Stadt – als Ansprechpartner und Interessensvertreterin in allen Fußverkehrsbelangen.

Kirsten Lange

Mehr über die Stadtteilspaziergänge 60+
Beim VCD-Bundesverband befasst sich der Arbeitskreis „Mobil bleiben” mit dem Thema.

fairkehr 5/2023