fairkehr VCD-Magazin für Umwelt, Verkehr, Freizeit und Reisen

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Ein Pfad führt über eine grüne Alm
Ein Junge gießt Pflanzen, die in einer Holzkiste wachsen
Eine Seilbahngondel schwebt über eine dicht bebaute Stadt

Service 1/2017

Chefsessel, Familienkutschen und Beziehungskisten

Die gängigsten Möglichkeiten, den Nachwuchs mit dem Fahrrad mitzunehmen

Hersteller/Bearb.: Daniela Goldman

Kindersitze

Geeignet für: Kinder ab etwa neun Monaten. Sie müssen den Kopf selbstständig halten und sollten allein aufrecht sitzen können. Die meisten Modelle sind für ein Körpergewicht bis zu 22 Kilogramm, andere bis zu 35 Kilogramm zugelassen.

Varianten:Die Sitze lassen sich auf dem Gepäckträger, an der Lenkerstange oder am Rahmen vor dem Lenker anbringen.

Vorteile: Kostengünstig • Flexibel, weil meist leicht ab- und anzubauen • Unmittelbarer Kontakt zu Kindern • Benötigen kaum Platz zum Abstellen • Bei Sitzen, die vorn angebracht werden, haben Kinder freie Sicht. Sitzen sie hinter den Eltern, sind sie besser geschützt.

Nachteile: • Große Sturzhöhe • Kinder sind vorn und auf der Mittelstange schlecht geschützt. • Verändertes Fahrgefühl durch zusätzliches Gewicht • Meist geringer Wetterschutz • Kinder haben wenig Bewegungsfreiheit.

Gut zu wissen: • Möglichst einen Schalensitz mit hoher, verstellbarer Rückenlehne, Kopfstütze und Fußhalterungen wählen. Das Kind sollte auch bequem sitzen, wenn es einnickt. • Der Sitz sollte die europäische Norm EN14344 tragen, die für zeitgemäße Sicherheit steht. • Die Füße des Kindes dürfen nicht in die Speichen geraten. • Der Helm sollte zum besseren Sitzen hinten abgeflacht sein. • Das Fahrrad sollte beim Kauf mitgenommen werden, um den Sitz anzupassen. • Wenn keine Federung vorhanden ist, Reifen nicht zu stark aufpumpen. • Fahrradständer, zum Beispiel Zweibeinständer, sollten einen möglichst stabilen Stand bieten. Das Kind nie allein auf dem Fahrradsitz zurücklassen, Kippgefahr! • Plastikscheiben schützen das Kind vor Niederschlag und Wind, Abdeckhauben den Sitz vor Feuchtigkeit.

Hersteller/Bearb.: Daniela Goldman

Anhänger

Geeignet für: Kinder ab wenigen Wochen, wenn eine passende Babyschale eingesetzt wird. Der Anhänger kann bis zum sechsten Lebensjahr genutzt werden, allerdings abhängig vom zulässigen Gesamtgewicht.
Varianten: Kinderanhänger gibt es als Ein- oder Zweisitzer. Viele Modelle besitzen eine Hartschalenwanne, andere können gefaltet werden.

Vorteile: • Vergleichsweise sicher dank eines niedrigen Schwerpunktes und in der Regel eines  Überrollschutzes. Beim seitlichen Zusammenstoß mit einem Auto fällt der Hänger nicht um, sondern wird zur Seite geschoben. • Schutz vor Witterung und Insekten: Abnehmbares Insektengitter, Sonnendeck und Regenplane sind meist vorhanden. • Flexible Nutzung auch ohne Rad, zum Beispiel als Buggy oder Jogger • Mit entsprechender Kupplung passt ein Anhänger an verschiedene Fahrräder. • Große Stauflächen für Einkäufe, Spielsachen und ähnliches • Kinder genießen relativ viel Bewegungsfreiheit.

Nachteile: • Gute Modelle sind teuer. • Kinder und Eltern können während der Fahrt schlecht miteinander kommunizieren. • Auf Radwegen wird es manchmal sehr eng. • Kinder sitzen sehr tief, auf Auspuffhöhe der Autos. • Es wird viel Platz zum Abstellen benötigt. • Das lange Gespann kann etwa auf Verkehrsinseln auf die Straße ragen.

Gut zu wissen: • Am Anhänger sollte ein Rücklicht angebracht werden. • Ein Fähnchen sorgt dafür, dass Autofahrer den Anhänger besser wahrnehmen. • Wenn keine Federung vorhanden ist, sollten die Reifen des Anhängers nicht zu stark aufgepumpt werden. • Für kleinere Kinder sollten Sitzverkleinerer oder Kopfstützen montiert werden. • Fährt nur ein Kind im Zweisitzer mit, sollte es mittig sitzen. • Falls das Kind einen Helm trägt, sollte dieser hinten abgeflacht sein. • Mit einem Rückspiegel am Lenker können Eltern ab und zu einen Blick auf die Kinder werfen. • Beim Kauf alle Fahrräder mitnehmen, damit passende Kupplungen montiert werden können. • Das Fahren mit Anhänger am besten zunächst ohne Kinder üben. • Fahrrad und Anhänger können gemeinsam mit speziellen Schlössern angeschlossen werden.

Hersteller/Bearb.: Daniela Goldman

Lastenräder

Geeignet für: Kinder ab wenigen Wochen, wenn sie in einer geeigneten Babyschale liegen. Bei der möglichen Anzahl der Kinder und dem maximalen Ladegewicht auf die Herstellerangaben achten.

Varianten: Auf dem Markt existiert inzwischen eine Vielzahl unterschiedlicher Modelle. Grundsätzlich unterscheiden sie sich darin, ob sie zwei oder drei Räder besitzen. Zweirädrige Lastenräder sind sportlicher zu fahren, dreirädrige bieten meist mehr Platz und Komfort.

Vorteile: • Viel Platz für Kinder und Gepäck • Es dürfen mehr als zwei Kinder bis zu sechs Jahren mitgenommen werden, wenn entsprechend Sitze vorhanden sind. • Kann als reiner Transporter genutzt werden. • Kinder haben freie Sicht, der Austausch mit den Eltern ist möglich. • Werden von anderen Verkehrsteilnehmern meist gut wahrgenommen. • Zweirädrige Transporträder sind schmal und überall gut zu fahren.

Nachteile: • Teuer in der Anschaffung, guter Diebstahlschutz erforderlich • Nicht alle Modelle bieten ausreichend Wetterschutz. • Benötigt viel Platz zum Abstellen. • Wegen der Länge mitunter Probleme im Verkehr, etwa beim Halt auf Verkehrsinseln • Dreirädrige Transporträder sind relativ breit, auf manchem Fahrradweg wird’s deshalb eng.

Gut zu wissen: • Wenn keine Federung vorhanden ist, Reifen nicht zu stark aufpumpen. • Auf bequeme Sitze und gute Gurte achten. • Babyschalen sollten wie im Auto entgegen der Fahrtrichtung montiert werden, damit Eltern und Kind Blickkontakt haben. • Das Fahren mit dem Lastenrad zunächst ohne Kinder üben.

Hersteller/Bearb.: Daniela Goldman

Trailersysteme

Geeignet für: Kinder, die schon selbst fahren wollen, aber noch keine weiten Strecken zurücklegen können oder unsicher im Straßenverkehr sind.

Varianten: Mithilfe von Tandemkupplung, Tandemstange und Trailerbike können Kinder- und Erwachsenenrad miteinander gekoppelt werden. Eine Tandemkupplung oder eine Tandemstange verbindet das Kinderrad mit dem Zugfahrrad. Ein Wechsel zwischen eigenständigem Fahren der Kinder und „Taxibetrieb“ ist möglich. Beim Trailerbike, auch Anhängefahrrad oder Nachläufer genannt, wird ein Einrad ans Erwachsenenfahrrad gehängt.

Vorteile: • Eltern und Kind bilden ein Team und können etwa im Urlaub lange Strecken zurücklegen. • Das Kind kann erste Radfahrerfahrungen im Straßenverkehr aus einer sicheren Position heraus machen. • Das angehängte Rad kann abgekoppelt werden, bei einigen Modellen steht dem Kind dann ein eigenes Fahrrad zur Verfügung.

Nachteile: • Das Kind darf während der Fahrt nicht einschlafen, sonst kann es vom Rad fallen. • Ungewohntes Fahrgefühl, besonders in Kurven • Vergleichsweise aufwendige Montage  

Gut zu wissen: • Nicht jedes Rad ist fürs Ziehen geeignet. • Eine Gangschaltung ermöglicht das Mittreten des Kindes auch bei höheren Geschwindigkeiten.
• Vorderrad und Lenker am Kinderfahrrad sollten komplett blockiert sein. • Auf Qualität achten, einige Billigmodelle fielen bei Tests in punkto Sicherheit durch. • Das hintere Fahrrad benötigt ein eigenes Rücklicht.

Sebastian Hoff

www.radschlag-info.de/kinder_fahren_mit.html; www.vcd.org/themen/radverkehr/lastenraeder

fairkehr 5/2023