fairkehr VCD-Magazin für Umwelt, Verkehr, Freizeit und Reisen

Obere Wilhelmstraße 32 | 53225 Bonn | Telefon (0228) 9 85 85-85 | www.fairkehr-magazin.de

Ein Pfad führt über eine grüne Alm
Ein Junge gießt Pflanzen, die in einer Holzkiste wachsen
Eine Seilbahngondel schwebt über eine dicht bebaute Stadt

Service 5/2016

„Wir wollen Geldströme in nachhaltige Produkte lenken”

Im Interview spricht Stephan Oldenburg, Geschäftsführer der VCD Umwelt & Verkehr Service GmbH, über ökologische Rentenversicherungen und Anlagemöglichkeiten.

Foto: iStockphoto.com/kruwtWer Geld in Windkraft anlegt, kann damit die Energiewende fördern. Zudem ist das Investment zukunftssicher.

fairkehr: Die VCD Service GmbH ist ein ökologischer Versicherungsvermittler. Welche Standards müssen ihre Partner einhalten?

Stephan Oldenburg: Unsere Partner und ihre Produkte dürfen nicht gegen Umwelt- und Sozialstandards, Gesetze oder internationale Konventionen verstoßen.

Welche Geldanlagen lehnen Sie ab?

Wir wollen Geldströme in nachhaltige Produkte lenken. Versicherungen oder Investmentfonds, die in Atomenergie, Massentierhaltung oder Waffenproduktion investieren, lehnen wir ab. Wir wollen positive Dinge fördern: zum Beispiel den Ausbau erneuerbarer Energien. Die Einhaltung dieser Kriterien muss überprüft werden und transparent sein. Unser Partner Concordia oeco hat einen unabhängigen Beirat, der das überwacht. Für die Stuttgarter Versicherung prüft das unabhängige „Institut für nachhaltiges, ethisches Finanzwesen e. V.“ die Qualität der ethisch-ökologischen Anlageprojekte.

Was kostet es, wenn man sich von der VCD Service GmbH beraten lässt?

Die Beratung ist generell kostenlos.

Zahlen Kunden mehr, wenn sie eine Versicherung bei Ihnen abschließen?

Nein. Wir bieten Rentenversicherungen und Geldanlagen zu marktüblichen Konditionen an. Bei manchen Versicherungen – beispielsweise bei der Reiserücktritts- oder bei der Kfz-Versicherung – sind wir sogar um einiges günstiger als der Markt.

Die europäische Zentralbank macht mit Niedrigzinsen das Sparen unattraktiv. Gleichzeitig sollen Bürgerinnen und Bürger immer mehr zu ihrer Altersvorsorge beitragen. Wie kann man sein Geld noch gewinnbringend anlegen?

Im Moment bieten Rentenversicherer eine Gesamtverzinsung über zwei Prozent, zum Teil sogar über drei Prozent an. Das sind keine Riesengewinne, dafür bekommt man aber auch eine lebenslange Rente. Außerdem kann man mit der betrieblichen Altersvorsorge staatliche Fördermöglichkeiten nutzen, um seine persönliche Rendite zu verbessern. Wem drei Prozent Rendite zu wenig sind, der kann sein Geld auch in Investmentfonds anlegen. Das ist riskanter. Dazu raten wir nur Kunden, die schon einen Grundstock für ihre Altenvorsorge haben.

Foto: Marcus GlogerStephan Oldenburg (49) leitet die VCD Umwelt & Verkehr Service GmbH.

Bringen grüne Geldanlagen und Renten mehr oder weniger Rendite als herkömmliche Angebote?

Einige Untersuchungen belegen, dass nachhaltige Geldanlagen mindestens die gleiche Rendite bringen wie vergleichbare konventionelle Anlagen. Sie berücksichtigen Dinge, die sehr wichtig sind für die mittel- bis langfristige Entwicklung der Rendite. Während der Eurokrise sind die Kurse von Staatsanleihen bestimmter Länder eingebrochen. Viele ethische und ökologische Versicherungen hatten wegen ihrer Ausschlusskriterien nicht in diese Staatsanleihen investiert. Gleiches galt, als die Volkswagen-Aktie nach dem Abgasskandal einbrach. Außerdem haben viele konventionelle Investmentfonds, Versicherungen und Pensionskassen Geld in die Öl- und Kohleindustrie investiert. Vor dem Hintergrund der Energiewende ist das riskant.

Gibt es Anlagen, zu denen Sie aktuell raten, oder Produkte, von denen man besser die Finger lassen sollte?

Wenn uns jemand eine sichere Geldanlage verspricht, die mehr als sechs Prozent Rendite bringt, werden wir misstrauisch. Bei den aktuellen Zinsen kann das nicht funktionieren. Wir haben deshalb Investments in Holzplantagen in Südamerika, Güterwaggons und Immobilien trotz grüner Zertifikate abgelehnt. Wir raten zu Investments in erneuerbare Energien, für die auch in Zukunft die Einspeisevergütung gesichert ist. Solche Anlagen gibt es noch und die bieten wir auch an.

In welche Firmen und Produkte investieren Ihre Partner das Geld der Kunden?

In unseren Investmentfonds sind der E-Auto-Hersteller Tesla, der Fahrradzulieferer Shimano oder Eisenbahnunternehmen enthalten. Firmen aus dem Bereich erneuerbare Energie sind dabei, aber auch DAX-Unternehmen wie SAP und Fresenius. Die Investments müssen groß genug sein. Versicherungen und Fonds können nicht in den Bioladen um die Ecke investieren. Das ist etwas für einzelne Bürger oder für Crowdinvesting.

Kann man in Ökomobilität investieren?

Wir haben einen Eisenbahnfonds. Der investiert in umweltfreundliche Lokomotiven. Spezielle Investmentfonds ausschließlich zur Finanzierung von nachhaltiger Mobilität gibt es noch nicht. Wir arbeiten darauf hin.

Ist der Zeitpunkt gut, um eine Rentenversicherung abzuschließen oder Kapital anzulegen? Oder werden die Kunden langfristig unter den niedrigen Zinsen leiden?

Wer bis zum Jahresende eine private oder betriebliche Rentenversicherung abschließt, bekommt eine garantierte Mindestverzinsung von 1,25 Prozent. Nächstes Jahr sind es nur noch 0,9 Prozent. Außerdem kann am Ende auch mehr als der Mindestzins rauskommen. Gerade die private und die betriebliche Altersvorsorge werden in der Regel für viele Jahre abgeschlossen. Ich halte es nicht für abwegig, dass die Zinsen auch mal wieder steigen. Daran werden langfristig auch Kunden mit einer Rentenversicherung verdienen.

Interview: Benjamin Kühne

Infos zu den Angeboten der VCD Umwelt & Verkehr Service GmbH gibt es unter www.vcd-service.de

fairkehr 5/2023