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Ein Pfad führt über eine grüne Alm
Ein Junge gießt Pflanzen, die in einer Holzkiste wachsen
Eine Seilbahngondel schwebt über eine dicht bebaute Stadt

Reise 5/2016

Alles am Fluss

Tipps, Neuigkeiten und Wissenswertes über Deutschlands Flussradwege

 

Illustration: Shutterstock/ArtMari

Fünf Sterne de luxe – Auszeichnung für den Taubertal-Radweg

Den fünften Stern zu ergattern ist nicht so einfach. Jahrelang durfte sich das „Liebliche Taubertal“ als einziger deutscher Radweg mit der höchsten Auszeichnung des Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Clubs (ADFC) schmücken. Seit kurzem hat ein weiterer deutscher Radweg den fünften Stern erhalten – die Schlossparkrunde im Allgäu.

Aber zurück ins Taubertal: Der Radweg verbindet auf 100 Kilometern die Städte Rothenburg ob der Tauber und Wertheim am Main. Er ist breit, kennt kaum Schlaglöcher und führt autofrei vorbei an Wiesen, Feldern, sonnigen Rebhängen und durch schattige Wälder –  immer parallel zum Fluss.

Dass der Radweg seine hohen Standards behält, dafür sorgt Qualitätsbeauftragter Günther Rieger. Er ist Schnittstelle und Ansprechpartner für Touristen, Touristiker, Gastronomen und Verkehrsplaner. Regelmäßig radelt er die drei Etappen ab und kümmert sich darum, dass alle Schilder an Ort und Stelle sind und die Wege so, wie sie sein sollen: frei befahrbar, sauber, sicher und intakt.

An der Tauber kann man sich darauf verlassen, dass man in radfreundlichen Unterkünften übernachten kann, regelmäßig an Reparaturstationen vorbeikommt und viele Einkehrmöglichkeiten findet. Sogar an sonnigen Wochenenden, wenn schon mal 3000 Radler den Fluss entlang fahren, verteilen sich alle gut. „Bei uns geht es eigentlich immer entspannt zu“, sagt der Qualitätsbeauftragte. „Wir leben hier im ‚Lieblichen Taubertal‘ ja vom Genuss – Wein und gutes Essen zeichnen uns aus.“ Zum Genuss passen auch die vielen Bänke am Wegesrand. Wer sich eine Pause gönnt, sieht radelnde Rentner  und viele Familien, die ihre Kinder fernab vom Autoverkehr beruhigt aufs Rad steigen lassen. Seit Neuestem kommen auch immer mehr junge Leute. Das ist Rieger in dieser Saison besonders aufgefallen: „Ob das jetzt ein allgemeiner Trend an den Flussradelwegen ist, weiß ich nicht. Aber bei uns ist es so.“

www.liebliches-taubertal.de

Wirtschaftsfaktor Weser-Radweg

Foto: Tourismusmarketing Niedersachsen/Thorsten BrönnerUnd zum Schluss sieht man das Meer: Der Weser-Radweg endet an der Nordsee, am Leuchtturm Obereversand.

Radfahren belebt die regionale Wirtschaft. Jedenfalls die am Weser-Radweg. Das hat das Büro für Tourismus und Radverkehr „Radschlag“ im Auftrag des Tourismusmarketings Niedersachsen und verschiedener Landkreise ermittelt. Demnach ist der Weserradweg mit 7,95 Millionen Euro Gesamtwertschöpfung ein wichtiger „Renditebringer für die Regionen entlang des Radwegs“. Jährlich nutzen ihn etwa 230000 Radler. Eine Befragung ergab, dass Tagesausflügler, Regioradler oder Radwanderer mehrheitlich mit dem Fernradweg, der Beschilderung und der Wegequalität sehr zufrieden sind: 96 Prozent vergaben die Noten gut und sehr gut, 95 Prozent würden den Weser-Radweg weiterempfehlen.

Nicht nur in der Region, auch bundesweit zählt der Weg zwischen Hannoversch Münden und Cuxhaven zu den beliebtesten Flussradelstrecken. Bei der Radreiseanalyse 2016 des ADFC belegte der Weser-Radweg nach dem Elbe-Radweg den zweiten Platz. Radler folgen dem Fluss von seinem Ursprung im Weserbergland bis zur Mündung zwischen Nordenham und Bremerhaven. Von dort geht es weiter entlang der Nordseeküste bis nach Cuxhaven. Auf etwa 500 Streckenkilometern durchqueren sie sechs verschiedene Urlaubsregionen mit ihren Besonderheiten: Sie passieren die Schlösser und Burgen im Weserbergland, queren die Marsch-, Moor-, Heide- und Geestlandschaften der norddeutschen Tiefebene, erleben die Gezeiten an der Unterweser und können am Ende Nordseeluft schnuppern.

Das Wissen darüber, wie viele Touristen die Route befahren und dabei Geld in der Region lassen, wollen die Tourismusexperten der Weser-Radweg-Infozentrale für eine noch gezieltere Vermarktung des Fernradwegs nutzen.

www.weserradweg-info.de

Wegweiser Internet

Die meisten Radwanderungen beginnen im Netz: Die Aktivurlauber in spe suchen Streckenbeschreibungen, Bilder, Unterkünfte, Anreisemöglichkeiten. Unter dem Dach „Deutschlands schönste Flussradwege“ haben sich auf einem entsprechenden Portal Tourismusverbände zusammengeschlossen, die dort ihre „besonders attraktiven und abwechslungsreichen Routenführungen“ bewerben. Urlaubswillige bekommen einen guten ersten Überblick über die beliebten Wege an Elbe, Ems, Ruhr oder Neckar und werden per Klick auf die jeweiligen Flussradweg-Seiten der Tourismusverbände weitergeleitet. Außerdem können sie kostenloses Infomaterial bestellen.
www.deutschlands-flussradwege.de


Ich packe meine Fahrradtasche und nehme mit ... Tipps für Ausrüstung und Gepäck auf Radtouren sowie zu Unterkünften, Infos zur Anreise mit Bus und Bahn sowie Reisegeschichten von Flussradwegen mit weiterführenden Links bietet das Magazin „Verträglich Reisen“, das nach einem Relaunch im November „anderswo“ heißen wird. Wer nicht auf eigene Faust radeln möchte, findet auf den Seiten die Adressen verschiedener Reiseveranstalter. Und wer noch nicht weiß, ob er überhaupt ein Flussradler sein möchte, macht den Persönlichkeitstest: Welcher Radreisetyp bin ich?

Fahrtziel Natur – die Initiative für nachhaltige Mobilität in Großschutzgebieten – lädt ein zu Radtouren im Biosphärenreservat Elbe. Auf regionalen Routen erleben Besucher ungewöhnliche Ausblicke, heimliche Einblicke und tiefe Durchblicke in die Flusslandschaft.
www.fahrtziel-natur.de

Kirsten Lange und Valeska Zepp

fairkehr 5/2023