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Ein Pfad führt über eine grüne Alm
Ein Junge gießt Pflanzen, die in einer Holzkiste wachsen
Eine Seilbahngondel schwebt über eine dicht bebaute Stadt

Magazin 5/2016

Abwrackprämie für alte Mopeds

Die Stadt Tübingen fördert den Umstieg auf Elektro-Zweiräder.

Foto: iStockphoto.com/Giorgio FochesatoMopeds zu Fahrrädern: Wer in Tübingen seinen alten Zweitakter gegen ein Pedelec eintauscht, bekommt einen Zuschuss von bis zu 500 Euro.

Ausgerechnet die kleinsten Kraftfahrzeuge verpesten die Luft mit besonders viel gesundheits- und umweltschädlichem Dreck: Kleinkrafträder mit Zweitaktmotor wie Moped und Motorroller.

Die Stadt Tübingen will ihre Bürgerinnen und Bürger mit einer Abwrackprämie dazu motivieren, von den Zweitaktern auf umweltfreundlichere Elektro-Roller, E-Bikes oder Pedelecs umzusteigen. Wer sich ein Elektro-Zweirad kauft, bekommt einen Zuschuss von 200 bis 500 Euro – abhängig von der Abgasnorm des verschrotteten Rollers.

Eine Studie des Schweizer Paul Scherrer Instituts belegt, dass Kleinkrafträder 53- bis 771-mal mehr Aerosole ausstoßen, die zur Feinstaubbildung beitragen, als andere Kraftfahrzeuge. Auch der Ausstoß von Kohlenwasserstoffen wie dem krebserregenden Benzol ist um das 124-Fache erhöht. „Wenn man an einer Ampel hinter einem Motorroller wartet, während dieser im Leerlauf läuft, kann dies bereits hochgradig gesundheitsschädlich sein“, heißt es in der Studie.

Eine Hochrechnung für Tübingen ergab: Die etwa 100 Roller, die täglich in der Mühlstraße unterwegs sind, belasten die Luft so stark wie die Durchfahrt von 2500 Bussen.

Die Abwrackprämie können Privatpersonen und Unternehmen mit Sitz in Tübingen beantragen. Um das Geld zu erhalten, muss man nachweisen, dass man sein Kleinkraftrad verschrottet und einen E-Roller oder ein E-Bike angeschafft hat. Insgesamt stellt Tübingen 25000 Euro für die vorerst bis 2017 begrenzte Aktion bereit. Das Geld kommt aus dem Topf der lokalen Klimaschutzinitiative „Tübingen macht blau“.

Dass Kleinkrafträder extrem umweltschädlich sind, liegt daran, dass für sie laschere Abgasnormen gelten als für Pkw. Während für neue Autos 2014 die Norm Euro 6 in Kraft getreten ist, ist für Roller erst seit 2016 die Euro-4-Norm verpflichtend. Vor 16 Jahren – das Durchschnittsalter der Kleinkrafträder auf deutschen Straßen – galt noch Euro 1.

In Umweltzonen dürfen Roller unabhängig vom Schadstoffausstoß fahren. Die Stadt Tübingen will sich beim Land Baden-Württemberg und beim Bund dafür einsetzen, dass sie nur noch in Innenstädten genutzt werden dürfen, wenn sie die entsprechende Umweltplakette haben.

www.tuebingen.de/tuebingen-macht-blau/abwrackpraemie

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