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Ein Pfad führt über eine grüne Alm
Ein Junge gießt Pflanzen, die in einer Holzkiste wachsen
Eine Seilbahngondel schwebt über eine dicht bebaute Stadt

Magazin 3/2016

Luft an Nord- und Ostsee wird besser

Schärfere Schwefelgrenzwerte für Schiffe in der Umweltzone auf See wirken.

Foto: Christian Oeser

Küstenbewohner und -urlauber können aufatmen: Durch eine Meeresumweltzone sinkt die Abgasbelastung an Nord- und Ostsee. Das belegt eine Auswertung des niederländischen Instituts CE Delft im Auftrag des NABUs.

Seit Anfang 2015 dürfen Schiffe, die in die Umweltzone einfahren, maximal 0,1 Prozent Schwefelanteil im Treibstoff haben. Das hat die Internationale Seeschifffahrtsorganisation IMO festgelegt. Zuvor lag der erlaubte Grenzwert für Schwefel in Schiffstreibstoffen bei einem Prozent. Im ersten Jahr ist die Belastung der Luft mit Schwefeloxid um mindestens 50 Prozent gesunken – abhängig davon, welche anderen Schwefelquellen es in der Nähe der Messpunkte gibt und wie weit die Messpunkte von der Küste entfernt lagen.

Auch aus volkswirtschaftlicher Perspektive lohnt sich die Neuregelung. Zwar bescherte der reinere Kraftstoff den Reedereien Mehrkosten von etwa 2,3 Milliarden Euro. Auf der anderen Seite sanken allein die Gesundheitskosten, die durch Schiffsabgase entstehen, je nach ausgewerteter Studie um 4,4 bis acht Milliarden Euro. Schwefeloxid kann Lungenkrankheiten auslösen und so zu vorzeitigem Tod führen.

„Die Luftqualität könnte sogar noch deutlich besser sein“, so NABU-Verkehrsexperte Dietmar Oeliger.  „Denn das große Manko der derzeitigen Umweltzone SECA sind fehlende Kontrollen. Derzeit wird lediglich punktuell im Hafen kontrolliert, weshalb wir eine hohe Dunkelziffer an Gesetzesverstößen auf See vermuten.“

Während die Schiffe in die Häfen überwiegend mit erlaubtem Marinediesel einfahren, verbrennt ein knappes Drittel auf offener See minderwertigen Treibstoff. Das haben Kontrollflüge ergeben. Auch die Strafen sind mit wenigen hundert bis tausend Euro, je nachdem, in welchem Land sich die Reeder erwischen lassen, so gering, dass sie kaum abschreckende Wirkung entfalten. „Fest installierte Messgeräte an Bord jedes Schiffes, stichprobenartige Kontrollen auch auf offener See und in Küstengewässern sowie deutlich höhere Strafen sind die einzigen Maßnahmen, die Einhaltung der Gesetze zu gewährleisten“, sagt Oeliger.

fairkehr 5/2023