Reise 2/2016

fairkehr: Herr Reißland, sprechen Sie eine Reisewarnung aus, wenn Männer bei Ihnen einen Yogaurlaub buchen, und weisen Sie darauf hin, dass sie mit hoher Wahrscheinlichkeit allein unter Frauen sein werden?

Johannes Reißland: Da muss ich nicht extra warnen. Wer zuhause schon mal in einem Yogakurs war, weiß das sowieso.

Was hindert Männer daran, Ihre Reisen zu buchen: die vielen Frauen oder die Angst vor dem Kopfstand?

Da spielt sicher beides eine Rolle. Männer haben – neben den Berührungsängsten mit der eher weiblich besetzten Körperarbeit – auch Sorge, sich lächerlich zu machen. Für diese Männer haben wir ab und zu auch reine Männerreisen im Programm, um ihnen einen geschützten Raum zum Ausprobieren zu bieten.

Machen Sie selbst Yoga?

Ja, schon lange. Und ich kann es nur empfehlen. Es ist eine absolut wertvolle Erfahrung gerade für Män-ner, weil es dabei hilft, den beruflichen Stress abzubauen und zur Ruhe zu kommen. Wir Männer tendieren ja oft dazu, wenig achtsam mit uns umzugehen.

Ist es für die Frauen eine Motivation, bei Ihren Reisen „unter sich“ zu sein?

Ich glaube nicht, dass das im Vordergrund steht. Das „Unter-sich-Sein“ bezieht sich eher auf das gemeinsame Interesse am Yoga. Es ist ja auch nicht so, dass keine Männer an unseren Reisen teilnehmen. Pro Kurs sind es etwa ein bis zwei Männer. Viele reisen allerdings auch als Begleitpersonen mit und nicht als Kursteilnehmer. Während die Frauen Yoga machen, beschäftigen sie sich vor Ort – zum Beispiel mit Wandern oder mit Ausflügen in die Umgebung.

Und wenn die Männer unterwegs dann doch neugierig werden und mal reinschnuppern möchten?

Da freuen wir uns über das Interesse, denn das Reinschnuppern ist eine gute Möglichkeit, um Berührungsängste abzubauen. Daher wollen wir auch die Möglichkeit stärker bewerben, mitzureisen, ohne sich auf die Programmteilnahme festlegen zu müssen.

Interview: Alina Ohrem