VCD aktiv 1/2016
Gut auf der Schiene
Mit seinen Bahnkongressen nimmt der VCD Niedersachsen Einfluss auf die Verkehrspolitik des Landes.
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Olaf Lies gab ein Versprechen: Er werde die VCD-Vorschläge zum Güterverkehr bei seinen Planungen berücksichtigen. Das sagte Niedersachsens Verkehrsminister vor mehr als 60 Teilnehmerinnen und Teilnehmern aus Kommunen, Umwelt- und Verkehrsverbänden, Wissenschaft und Wirtschaft auf dem niedersächsischen Bahnkongress im Oktober 2014.
Für den überregional bekannten Fachkongress, den der VCD Niedersachsen alle zwei Jahre organisiert, hat der Landesverband den VCD-Aktivenpreis gewonnen. Der VCD-Bundesvorsitzende Michael Ziesak lobte den Kongress auf der Preisverleihung als „eine durch ein Team weniger Ehrenamtlicher professionell durchgeführte, hochwertige Veranstaltung, die bei Bahnthemen nicht nur in Niedersachsen ihresgleichen sucht“.
Seit dem ersten Bahnkongress 2002 sind die Themen, mit denen sich der VCD auseinandersetzt, immer umfassender geworden: weg von der Reaktivierung einzelner Strecken hin zu großen verkehrspolitischen Fragen.
2014 lautete eine davon: Wohin mit dem wachsenden Güterverkehr zu den norddeutschen Seehäfen? Niedersachsen beschäftigt sich seit mehr als 20 Jahren damit, in welcher Weise das Schienennetz dafür ausgebaut werden muss.
Nachdem die Deutsche Bahn ihre Pläne für die umstrittene Y-Trasse von Hannover nach Bremen und Hamburg vor etwa zwei Jahren beerdigt hatte, rief Niedersachsen 2015 das „Dialogforum Schiene Nord“ ins Leben. Kommunen und Kreise, Umwelt- und Verkehrsverbände – darunter der VCD –, Bürgerinitiativen und Wirtschaftsvertreter diskutierten mit Land, Bund und DB über Alternativen zur Y-Trasse.
Unter anderem über eine vom Vater der Y-Trasse, Bahningenieur Rudolf Breimeier, ins Spiel gebrachte historische Trassenführung. Der VCD Niedersachsen ließ diese Alternative in einer Vertiefungsstudie vom Verkehrsplaner Carsten Hein überprüfen, die Ergebnisse präsentierte er erstmals auf dem VCD-
Bahnkongress 2014. Das Breimeier-Hein-Konzept nahm der VCD Niedersachsen auch als Diskussionsgrundlage mit ins Dialogforum. Es sieht einen Streckenverlauf größtenteils auf bestehenden oder stillgelegten Trassen vor. Die Mehrheit des Forums lehnte die Variante allerdings ab. „Kaum eine Kommune an einer stillgelegten Bahnstrecke will, dass diese für den Güterverkehr reaktiviert wird“, sagt der Vorsitzende des VCD Niedersachsen, Hans-Christian Friedrichs. Erfreulich sei, dass die nun beschlossene „Alpha-Variante“ viele VCD-Forderungen umsetze, beispielsweise den zweigleisigen Ausbau der Strecke Rotenburg-Verden. Außerdem habe Niedersachsens Verkehrsminister Olaf Lies den VCD-Vorschlag zum doppelstöckigen Containertransport ans Bundesverkehrsministerium gemeldet.
Der VCD darf visionär sein
Mit dem Abschlussdokument des Dialogforums ist der VCD dagegen unzufrieden. Das Alpha-Konzept werde in Nord-Süd-Richtung nicht annähernd dem Bedarf gerecht, es verlagere vielmehr Güterverkehr auf die Straße.
Um neuen Ideen eine Plattform zu geben, veranstaltet der VCD Niedersachsen dieses Jahr in Zusammenarbeit mit der Deutschen Verkehrswissenschaftlichen Gesellschaft einen Innovationsworkshop zum Schienenverkehr. „Als VCD können wir es uns leisten, visionär zu sein“, sagt Friedrichs.
Auch der nächste Bahnkongress ist in Planung. Diesen Herbst wird sich der VCD mit der Kundenfreundlichkeit im Nah- und Fernverkehr beschäftigen. Die großen Bahnthemen gehen den Teilnehmern des VCD-Aktivenwettbewerbs noch lange nicht aus.
Kirsten Lange
fairkehr.de
