fairkehr VCD-Magazin für Umwelt, Verkehr, Freizeit und Reisen

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Ein Pfad führt über eine grüne Alm
Ein Junge gießt Pflanzen, die in einer Holzkiste wachsen
Eine Seilbahngondel schwebt über eine dicht bebaute Stadt

Titel 1/2016

VCD-Vorschläge für die Verkehrswend

Foto: DB/Christian BedeschinskiVerkehr muss auf die Schiene verlagert werden.
Foto: Kara/fotolia.comMit den wachsenden globalen Warenströmen wächst auch die Schifffahrt. Klimaziele für den Schiffsverkehr wurden beim Klimagipfel in Paris nicht vereinbart.
Foto: Riese & MüllerRad statt Auto fahren entlastet das Klima und hält fit. Investitionen in den Radverkehr sind also Investition in den Klimaschutz und in die Gesundheit der Bevölkerung.
Foto: Uwe Zucchi dpa/lheIm Bundesverkehrswegeplan dominiert der Straßenbau. Das muss sich ändern.
Foto: Marcus GlogerWeniger Verkehr bedeutet lebenswertere Städte.

1. Verursacher zahlen die Zeche

Motorisierter Verkehr verursacht Luftverschmutzung, Lärm, Unfälle und Klimawandel. Die daraus entstehenden Umwelt- und Gesundheits­kosten zahlt bisher die Allgemeinheit. Wenn aber die  Verursacher – Autofahrer, Flugzeugnutzer, Spediteure – die Zeche zahlten, würden Verkehrsteilnehmer belohnt, die umweltfreundlich mit dem Rad, zu Fuß oder mit öffentlichen Verkehrsmitteln  unterwegs sind. Machbar wäre das mit einer ökologischen Steuer auf Energie und CO2-Ausstoß.

2. Bus, Bahn, Fahrrad und Carsharing

Mehr Menschen sollen mehr Wege ohne Auto zurücklegen. Deutschland muss dafür in die Infrastruktur des öffentlichen Verkehrs investieren und dessen Betrieb fördern. Finanzieren ließe sich das durch eine zusätzliche Nahverkehrsabgabe. Unternehmen oder Immobilienbesitzer profitieren von neuen Bus- und Bahnlinien und Haltestellen. Beispiele: Frankreich finanziert bereits seinen ÖV mit einer solchen Nahverkehrsabgabe. In London haben kürzlich Anliegerfirmen eine neue Pendlerzugstrecke mitfinanziert.

3. Globaler Emissionshandel

Die UN-Organisationen ICAO und IMO arbeiten schon seit mehr als zehn Jahren an globalen CO2-Minderungsmechanismen für den internationalen Schiffs- und Flugverkehr. Sie müssen den globalen Emissionshandel endlich starten, sonst wachsen Flug- und Schiffsverkehr enorm und machen andere CO2-Einsparungen zunichte.

4. Effizienter werden

Autos, Lkw, Schiffe und Züge müssen zukünftig mit weniger Treibstoff fahren – oder mit alter-nativen, klimaneutralen Antrieben. Um die Entwicklung voranzutreiben und den Energiebedarf und damit den CO2-Ausstoß drastisch zu verringern, braucht es europaweite Effizienzvorgaben für alle motorisierten Verkehrsmittel, nicht nur für Autos.

5. Weniger Verkehr

Klimaschutz verlangt weniger Verkehr. Dafür muss jeder sein Mobilitätsverhalten ändern. Urlaub, Dienstreisen, Güterverkehr – politische Rahmenbedingungen helfen, sich umweltfreundlich entscheiden zu können. Deshalb muss Schluss sein mit den Steuerprivilegien des Flugverkehrs. Klimaschutz braucht die Kerosinsteuer, Steuern auf Tickets für internationale Flüge und einen Subventionsstopp für Flughäfen. Deutschland muss außerdem die Lkw-Maut auf alle Straßen ausweiten sowie eine entfernungs- und eine emissionsabhängige Pkw-Maut auf allen Straßen einführen.

6. Vorfahrt fürs Rad

25 Euro jährlich pro Kopf investieren – und der Radverkehr würde gedeihen und fließen. Radfahrer sind leise und klimafreundlich unterwegs. Um Menschen fürs Radfahren im Alltag zu begeistern, braucht Deutschland sowohl mehr als auch bessere Radwege und Abstellanlagen. Dafür müssten Bund, Länder und Kommunen die Mittel für den Radverkehr verdoppeln. Vorbild Niederlande: Gute Radwege gehören hier zu Stadt und Land so selbstverständlich hinzu wie großzügige Fahrradabstellanlagen zu jedem Bahnhof.

7. Bundesmobilitätsplan

Der bisherige Bundesverkehrswegeplan ist nichts weiter als eine Aneinanderreihung von Einzelprojekten im Straßenbau ohne klare Prioritätensetzung. Stattdessen braucht Deutschland einen Bundesmobilitätsplan – eine Strategie, die eine bezahlbare Mobilität für alle Menschen anstrebt mit einem Minimum an Umwelt- und Klimabelastung. Diese Strategie gibt dann die Infrastrukturplanung für alle Verkehrsmittel vor: vom Fuß- und Radverkehr über die Netze öffentlicher Verkehrsmittel bis zum Straßennetz.

8. Lebenswerte ­Städte

Arbeiten, Wohnen und Einkaufen näher zusammenbringen, Verkehrsmittel gut vernetzen, mehr Platz für Fußgänger schaffen – das macht eine Stadt der kurzen Wege aus.  Wenn dazu noch Tempo 30 als Regelgeschwindigkeit kommt, dann wäre der Verkehr nicht nur klimafreundlicher, sondern auch sicherer. Vor allem für Kinder, die zu Fuß oder mit dem Rad unterwegs sind. In solchen Städten ist die Luft besser, der Lärm geringer und die Menschen sind aktiver, gesünder und glücklicher.

fairkehr 5/2023