Magazin 6/2015
Da geht was
Die Konferenz Walk21 in Wien hat gezeigt: Weltweit entdecken Städte die Fußgänger.
Ein Auto parkt den Zebrastreifen zu. Ein vermummter junger Mann springt auf die Straße, spricht den Autofahrer an und beginnt, den Wagen vom Zebrastreifen zu schieben. Peatónito nennt sich der Superheld aus Mexiko City, der Fußgängern zu ihrem Recht verhilft. Auf der internationalen Fußverkehrskonferenz Walk21 in Wien hielt er einen mitreißenden Vortrag. Die Konferenzreihe für Fußgängerbelange fand im Jahr 2000 erstmals in London statt, seitdem gastiert sie beispielsweise in Barcelona, München, New York, Sydney oder Toronto.
In Mexiko-Stadt muss ein muskulöser Maskenmann Fußgängern Vortritt verschaffen, andere Städte haben auch ohne Superheld erkannt, dass Zufußgehen mehr ist als das möglichst schnelle Vorankommen von A nach B – es hat auch einen sozialen und einen Erlebnisfaktor und bringt Geld in die Städte. „Vom Radverkehr bewegt sich politisch und fachlich eine Welle in Richtung Fußverkehr“, sagt VCD-Referent Wolfgang Aichinger, der an der Walk21 teilnahm. „Immer mehr Städe und Regierungen werden aktiv.“ So haben Österreich, Norwegen, Schottland und Wales mittlerweile eigene Fußverkehrsstrategien. In Österreich entstehen landesweit Begegnungszonen für Auto, Radfahrer und Fußgänger, seit „Shared Space“ in der Straßenverkehrsordnung verankert ist.
„Die deutschen Beispiele waren auf der Konferenz leider nicht so zahlreich vertreten“, bedauert Aichinger. Immerhin hat Berlin eine Fußverkehrsstrategie entwickelt und auch in München und Köln tut sich etwas. Ralph Herbertz vom VCD Köln stellte auf der Walk12 den autofreien „Tag des guten Lebens“ vor.
Aichinger warnte, Deutschland dürfe diese Aufbruchstimmung nicht verpassen – auch die Bundesrepublik brauche eine Strategie, die das Zufußgehen sicherer und komfortabler und die Städte lebenswerter mache. Gastgeber der nächsten Walk21 ist Hongkong im Oktober 2016.
Nachlese: walk21vienna.com