fairkehr VCD-Magazin für Umwelt, Verkehr, Freizeit und Reisen

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Ein Pfad führt über eine grüne Alm
Ein Junge gießt Pflanzen, die in einer Holzkiste wachsen
Eine Seilbahngondel schwebt über eine dicht bebaute Stadt

Titel 4/2015

Aktionen zum Mitmachen

Kinder im Verkehr – das ist zu oft ein reines Sicherheitsthema und schürt die Angst vor Unfällen. Selbstständige Kinder können sicher allein unterwegs sein. Der VCD zeigt, wie es geht.

Foto: Stadt MarlFeundinnen, die ihren Schulweg gemeinsam gehen, können viel entdecken.

Geh zu Fuß

Vom 21. September bis zum 2. Oktober 2015 rufen das Deutsche Kinderhilfswerk (DKHW) und der VCD zu den Projekttagen „Zu Fuß zur Schule und zum Kindergarten“ auf. Grundschulklassen und Kindergartengruppen, die teilnehmen wollen, können ihre Aktionen einfach bis zum 2. Oktober auf der Webseite des Projektes einreichen. Unter allen Klassen und Gruppen, die eigene Projektideen für den sicheren Schulweg umsetzen, werden zehn mal 100 Euro für die Klassenkasse verlost. Die besten Ideen werden auf einem Aktionsposter für das Jahr 2016 abgedruckt.

Zum Beispiel die Aktion der Goethe-Grundschule Potsdam: Schülerinnen und Schüler mit und ohne Einschränkung des Seh- und Hörvermögens oder mit körperlichen Behinderungen haben bei den Aktionstagen im letzten Jahr Schulwegtagebücher geführt. In diesen haben sie aufgeschrieben, was sie auf der Strecke zur Schule erlebt und wo sie sich gefürchtet haben, zum Beispiel dort, wo Ampeln zum Überqueren der Straße fehlen oder wo Hindernisse die Sicht behindern. Anschließend sind die Kinder die Schulwege gemeinsam mit Eltern und Lehrern gelaufen und haben über ihre Ängste und sicheres Verhalten in den konkreten Situationen gesprochen.

Weitere Infos: www.zu-fuss-zur-schule.de

Geh mit deinen Freunden

Wenn Kinder in der Gruppe zur Schule laufen, ist das sicherer, denn die Autofahrer übersehen sie nicht so leicht. Und mehr Spaß macht es sowieso, wenn sie mit Freunden unterwegs sind und vor dem Unterricht noch Zeit zum Quatschen haben. Je größer die Gruppe, desto besser. Der Laufbus setzt genau hier an.  Wie bei einem echten Bus versammeln sich die Kinder an extra eingerichteten Haltestellen, die entlang des Schulwegs liegen. Dort werden sie von anderen Schülerinnen und Schülern eingesammelt und laufen gemeinsam zur Schule. Anfangs begleiten Eltern die Laufbusgruppen. Sobald sie den Weg gut kennen, ist das nicht mehr nötig.

Um einen Laufbus zu organisieren, ist gerade anfangs die Initiative der Eltern gefordert. Auf einem Elternabend können sie das Konzept vorstellen, eine Route planen und fragen, welche Eltern bereit sind, den Laufbus zu begleiten. Der VCD bietet auf seiner Webseite eine detaillierte Schritt-für-Schritt-Anleitung. Zudem können auf der Seite zahlreiche Materialien heruntergeladen oder bestellt werden, die die Organisation erleichtern – vom Mustereinladungsschreiben zum Elternabend bis hin zur Straßenmarkierung für die Haltestellen.

www.vcd.org/organisation-laufbus.html

Mal mal

Auf spielerisches Lernen setzt der VCD-Kreisverband Region Hannover mit seinem Malbuch „Jan und Sina laufen zu Fuß zur Schule“: Es ist kurz vor sieben – der Wecker klingelt. Jan muss aufstehen und sich für die Schule fertig machen. Auf dem Schulweg trifft er seine Freundin Sina. Gemeinsam machen sie sich auf den Weg zur Schule, tasten sich an die Gefahren des Verkehrs heran und meistern diese vorbildlich und regelkonform.

In dem Büchlein wechseln sich Texte und Bilder ab. Während Eltern kleineren Kindern die kurze Geschichte vorlesen müssen, ist zum Ausmalen der Bilder niemand zu jung, der einen Stift halten kann.

Das Mini-Malbuch bestellen: hannover@vcd.org

Dortmund macht’s vor

Die Dortmunder Grundschule„Am Dorney“ nimmt seit 2014 an einem Pilotprojekt zum neuen Mobilitätskonzept der Stadt teil. Schülerinnen und Schüler untersuchten mit einer Schulwegcheck-App ihren Stadtteil auf sichere Schul- und Freizeitwege und wirkten so an einem Schulwegeplan mit. Den Anstoß für das Konzept gaben ADFC und VCD gemeinsam am Runden Tisch zur Prävention von Kinderunfällen: „Das Ziel des neuen Mobilitätskonzepts ist, die sichere, selbstbestimmte und nachhaltige Mobilität von Kindern und Jugendlichen in Dortmund zu fördern“, sagt Michael Hüttemann, stellvertretender Vorsitzender des VCD-Kreisverbandes Dortmund-Unna.

Auf Grundlage des neuen Schulwegeplans hat die Stadt 400 bis 800 Meter von der Grundschule „Am Dorney“ entfernt Hol- und Bringzonen eingerichtet. Hier  können Eltern ihre Kinder mit dem Auto abliefern, ohne Schüler, die zur Schule laufen, beim Parken oder Wenden zu gefährden. Zudem gehen die Kinder einen Teil des Schulwegs zu Fuß, im Unterricht müssen sie schließlich genug stillsitzen.

Auch am sogenannten Verkehrszähmer-Programm nehmen Kinder teil. Das Programm motiviert sie, selbstständig zur Schule zu gehen, statt sich von ihren Eltern im Auto fahren zu lassen. Die Schüler üben mit Eltern, Lehrern oder Polizisten ihren Schulweg. Jedes Mal, wenn sie zu Fuß zur Schule kommen, erhalten sie einen Zauberstern als Belohnung. Hat eine Klasse die zuvor vereinbarte Zahl Sterne gesammelt, bekommen alle Kinder der Klasse eine Belohnung – das kann eine verlängerte Pause sein oder ein Ausflug zum Spielplatz.

Das Standardwerk

Juliane Krause, Ingenieurin und Mitglied im wissenschaftlichen Beirat des VCD, ist Autorin eines der Standardwerke zur Mobilität von Kindern:  „Mobilitätsbedürfnisse von Kindern und Jugendlichen im Straßenverkehrs- und Baurecht“. In der Studie analysiert sie, wie sich die auf Bedürfnisse von Erwachsenen zugeschnittenen Gesetze auf die Mobilität und Entwicklung von Kindern auswirken. Sie erarbeitet konkrete Vorschläge, wie die Regelwerke der Stadt- und Verkehrsplanung weiterentwickelt werden können, um dem Anspruch von Kindern und Jugendlichen  auf eine angemessene körperliche, seelische und soziale Entwicklung gerecht zu werden.  

Krause, Juliane et. al. (2005): Mobilitätsbedürfnisse von Kindern und Jugendlichen im Straßenverkehrs- und Baurecht, 2002. Die Studie Herunterladen

Benjamin Kühne

fairkehr 5/2023