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Ein Pfad führt über eine grüne Alm
Ein Junge gießt Pflanzen, die in einer Holzkiste wachsen
Eine Seilbahngondel schwebt über eine dicht bebaute Stadt

Titel 4/2015

Autofrei wohnen in Köln

Kinder profitieren, wenn sie mitten in der Großstadt draußen spielen können.

Foto: Nachbarn60 e.V.In der Mobilitätsstation können Kinder Spielgeräte ausleihen.

Hier ist die Straße der Spielplatz“, sagt Hans-Georg Kleinmann vom Bewohnerverein Nachbarn60 e. V. Kein Wunder also, dass die autofreie Siedlung im Kölner Stadtteil Nippes vor allem bei Familien beliebt ist. Auf dem insgesamt fünf Hektar großen Gelände des ehemaligen Eisenbahn-Ausbesserungswerks gibt es zahlreiche angelegte Spielplätze. Hier eine spannende Holzlokomotive, da ein aufregendes Baumhaus oder Tischtennisplatten auf einer grünen Wiese. Die Möglichkeiten zum freien Spielen für Kinder sind zahlreich und vielfältig.

Der Unterschied zu vielen anderen Wohngebieten in Köln: Die Möglichkeit zu spielen, zu rennen und zu toben ist nicht auf die expliziten Spielflächen beschränkt. Denn im gesamten Wohngebiet fahren keine Autos. „Dadurch verlieren angelegte Spielplätze und private Gärten an Bedeutung“, erklärt Kleinmann, „denn Kinder wollen zum Spielen auf die Straße, das ist spannender.“ Genau das bietet die autofreie Siedlung, in der in rund 460 Haushalten etwa 1500 Menschen leben. „Hier können Kinder unbeschwert auf der Straße spielen, so wie ich das noch von früher aus meinem kleinen Heimatort kenne“, sagt Kleinmann – und das mitten in der Großstadt Köln.

Der Bewohnerverein der Siedlung, die auch „Stellwerk 60“ genannt wird, bietet den Bewohnern außerdem eine Mobilitätsstation. Neben praktischen Angeboten, wie dem Verleih von Sackkarren und Fahrradanhängern, kann man dort auch Spielzeuge für Kinder ausleihen. „An verschiedenen Stellen innerhalb der Siedlung – die Kinder kennen diese meistens schon genau – stehen insgesamt fünf Gokarts zur Verfügung“, sagt Kleinmann. In der Mobilitätsstation holen sich die Kinder den Schlüssel ab, tragen sich in eine Liste ein, und schon kann es losgehen. Außerdem werden Pedalos, Einräder, Torwände und Fußbälle sowie eine mobile Tischtennisplatte angeboten. In Planung ist auch ein Bauwagen als Treffpunkt für die Jugendlichen, die in der Siedlung groß geworden sind.

Foto: Marcella MüllerHans-Georg Kleinmann ist Vorsitzender des Bewohnervereins.

Dass freies Spielen die kindliche Entwicklung fördert, zeigte bereits 1993 eine Studie der Universität Bayreuth, die zwei Wohneinheiten – eine mit und eine ohne Autoverkehr – in Nürnberg Langwasser untersuchte. „Und das merkt man auch hier“, sagt Kleinmann. „Die Kinder werden früher selbstständig, sie spielen mehr draußen und die Eltern müssen keine Angst vor vorbeifahrenden Autos haben.“ Das gemeinsame Spielen im Freien bringt oft neue Freundschaften für die Kinder und eine gute Kommunikation zwischen den Eltern mit sich. Wer Glück hat, ergattert einen Platz in der Kita, die direkt an die Siedlung angrenzt und kann die Kinder dann ganz sorgenfrei auch mal allein und selbstständig dort hingehen lassen.

Marcella Müller

Kontakt: Nachbarn60 e. V.
Hans-Georg Kleinmann
E-Mail: info@nachbarn60.de
Mehr Informationen: www.nachbarn60.de
www.autofreie-siedlung-koeln.de

fairkehr 5/2023