Magazin 4/2015

Eigentlich war die Gudvanger Straße in Berlin als gutes Beispiel für das fairkehr-Titelthema eingeplant. Seit Mai war ein Abschnitt der Straße am Prenzlauer Berg mit Genehmigung des Bezirksamtes jeden Dienstag von 10 bis18 Uhr für Autos gesperrt, damit dort Kinder spielen konnten. Weil eine Anwohnerin gegen dieses Treiben per Eilantrag gerichtlich vorging,  hat das Berliner Verwaltungsgericht das Projekt gestoppt.

Dabei hatte sich die Mehrheit der Anwohner für die temporäre Spielstraße ausgesprochen. Aber Recht und Demokratie sind auch in Pankow zwei verschiedene Paar Schuhe. Die Spielstraße sei als Veranstaltung angemeldet, hieß es in der Begründung. Anders als etwa ein Straßenfest oder ein Wochenmarkt habe sie aber kein Programm, erklärte das Gericht und verbot das Herumtollen bis auf Weiteres. Die Initiative „Spielen auf der Gudvanger Straße“, die die Aktion ins Leben gerufen hatte, wurde von der Entscheidung überrascht. Ihr Sprecher André Schumacher drückt sein Unverständnis aus: „Der Erlebnisraum von Kindern wird in einer Großstadt wie Berlin immer mehr reduziert. Angesichts dieser Entwicklung finde ich es sehr bedauerlich, dass ein ausgleichendes Alternativangebot wie die temporäre Spielstraße vor Gericht nicht als pädagogischer und gemeinwesen-orientierter Ansatz anerkannt wird. Wir werden einen neuen Anlauf nehmen und das Anliegen der Kinder so formulieren, dass den entsprechenden Paragraphen in der Straßenverkehrsordnung genüge getan wird“, sagt er.

Laut neuester Meldung des örtlichen Jugendamtes befürwortet auch der Bezirk die Spielstraße weiterhin und versucht sein Mögliches zu tun.