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Ein Pfad führt über eine grüne Alm
Ein Junge gießt Pflanzen, die in einer Holzkiste wachsen
Eine Seilbahngondel schwebt über eine dicht bebaute Stadt

Magazin 4/2015

Fahrgäste in den Mittelpunkt

Experten fordern staatliche Vorgaben bei der Bahn.  

Foto: VCDDer ehemalige DB-Vorstand Ulrich Homburg (links) war einer der Redner auf der VCD-Fachtagung.

Wenn über die Zukunft der Bahn diskutiert wird, gehen die Meinungen auseinander. Das zeigte die VCD-Fachtagung „Fahrgäste in den Mittelpunkt – Perspektiven für den Fernverkehr auf der Schiene“ am 15. Juni 2015 in Berlin: Von mehr unternehmerischer Freiheit bis hin zu verbindlichen staatlichen Vorgaben reichten die Forderungen der Expertinnen und Experten.

Die verkehrspolitische Sprecherin der SPD-Bundestagsfraktion, Kirsten Lühmann, warb in einem Streitgespräch mit ihrem Pendant von den Grünen für unternehmerische Initiative und damit für die „Fernverkehrsoffensive“ der Deutschen Bahn (DB). Der Grüne Stephan Kühn betonte, dass der Bund ein flächendeckendes Angebot im Fernverkehr sicherstellen müsse. Wie die Finanzierung gewährleistet werden könne, sei noch zu ermitteln. Einen möglichen Weg sieht er in der gemeinsamen Ausschreibung von „Rosinenstrecken und Zitronenstrecken“ – also gewinnbringenden und verlustreichen Linien.

Bei Referenten und Teilnehmern herrschte weitgehend Einigkeit darüber, dass dem Staat ein Gesamtkonzept für den Fernverkehr fehle. Laut Grundgesetz ist der Bund für die Qualität des Fernverkehrs auf der Schiene zuständig.

Ulrich Homburg, ehemaliger Vorstand Personenverkehr bei der DB, bezeichnete das bestehende Angebot aufgrund der Konkurrenz durch Fernbus und Billig-Fluglinien mittelfristig als nicht mehr haltbar. Ob die Fernverkehrsoffensive der DB ein Erfolg werde, hänge daher auch von den Bedingungen ab, die die Politik vorgebe.  

VCD-Bundesvorstand Michael Ziesak forderte einen deutschlandweiten Taktfahrplan und eine Vereinheitlichung der Tarife, um die Attraktivität der Bahn zu steigern: „Der Tarifdschungel hält viele Reisewillige vom Bahnfahren ab. Den Fahrgästen ist es zu kompliziert, erst zu recherchieren, wann ein Kind als Kind und ein Hund als Hund gilt, um das richtige Ticket zum besten Preis zu finden.“ Der Deutschland-Takt könne bis 2030 umgesetzt sein. Ohne einen einheitlichen Tarif sei dieser aber nicht zu realisieren.

fairkehr 5/2023