fairkehr VCD-Magazin für Umwelt, Verkehr, Freizeit und Reisen

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Ein Pfad führt über eine grüne Alm
Ein Junge gießt Pflanzen, die in einer Holzkiste wachsen
Eine Seilbahngondel schwebt über eine dicht bebaute Stadt

Titel 6/2014

Gesund unterwegs

Die goldenen Regeln: Für alle, die auch im Winter gesund mit Bus, Bahn, Fahrrad und zu Fuß unterwegs sein wollen.

Foto: Marcus GlogerWer sich fürs Radeln warm anzieht, braucht den Winter nicht zu fürchten.

Die kalte Jahreszeit ist nichts für Feiglinge. Die einen fahren nicht mehr mit dem Rad, aus Angst, sich zu erkälten. Die anderen fahren nicht mehr mit öffentlichen Verkehrsmitteln aus dem gleichen Grund. Für beide gilt: Entwarnung auf ganzer Linie. Mit ein paar einfachen Tipps ist man gesund unterwegs: zu Fuß, auf dem Fahrrad und in Bussen und Bahnen.

Nicht nur Hypochonder und überängstliche Menschen finden es gar nicht lustig, wenn sie in vollen Bussen und Bahnen von allen Seiten angehustet und angeniest werden. Zu Recht, denn virale Infekte werden über Tröpfcheninfektion verbreitet. Deshalb lautet die Hygieneregel in Erkältungszeiten: Bitte in die Armbeuge niesen und husten und nicht in die Handfläche. Das ist allemal besser, als den Nachbarn anzuhusten. Hinzu kommt: Die Erkältungsviren halten sich über Stunden in der Hand und werden so unter viele Menschen verteilt. Entsprechend einer Untersuchung gibt der Mitteleuropäer bis zu zehn Personen täglich die Hand. Wer die Viren per Handschlag empfangen hat, gibt sie wiederum an bis zu zehn Leute weiter. Die Verbreitung addiert sich also nicht bloß – sie potenziert sich. An einem Tag können so bis zu einhundert Menschen durch einen einzigen Kranken angesteckt werden. Aber nicht nur per Handschlag. Viren sitzen überall dort, wo wir gerne anpacken: auf Türklinken, Haltegriffen und Computertastaturen. Die kleinen Monster halten sich erstaunlich gut, vor allem in Hosentaschen, sagt Professor Martin Exner vom Institut für Hygiene und Öffentliche Gesundheit der Universität Bonn:

„Bei Männern hat man das sehr gut untersucht. Die Krawatte oben ist sehr häufig ein Bereich, der kontaminiert sein kann, aber besonders auch die Hosentasche, in die man immer wieder mit den Händen hineingreift.“

Foto: Gitti MüllerProfessor Martin Exner vom Institut für Hygiene und Öffentliche Gesundheit der Universität Bonn

„Wichtig ist es, die Hände zu waschen, wenn man ins Büro kommt, an den Arbeitsplatz oder nach Hause, weil Sie über die Hände besonders viele Mikroorganismen aufnehmen, eben auch Viren und Bakterien. Solange wir unterwegs sind, sollten wir vermeiden, uns mit den Händen an Mund oder Augen zu fassen, denn die Schleimhäute sind Eintrittspforten für Viren und Bakterien.“

Foto: Gitti MüllerHände waschen und zusätzlich desinfizieren: eine einfache und effektive Maßnahme

Wer selbst akut verschnupft ist, kann andere schützen, indem er sich selbst öfter die Hände wäscht oder desinfiziert. Eine drastischere Methode wäre der Mundschutz, wie man ihn in asiatischen Städten häufiger sieht. Die Menschen dort tragen ihn, um sich selbst zu schützen, aber auch, um andere nicht anzustecken, wenn sie selbst krank sind. Das sei durchaus sinnvoll, sagt Martin Exner, aber in unserer Kultur nicht üblich. Deshalb werde man dann leicht als Aussätziger angesehen. Wer will das schon!

Eine bessere Idee ist es, die eigenen Abwehrkräfte zu mobilisieren. Die Bewegung an frischer Luft sorgt laut Deutscher Gesellschaft für Sportmedizin und Prävention (DGSP) für Abhärtung und beugt Erkältungen vor. Der Temperaturwechsel von warm zu kalt sowie die erhöhte Durchblutung haben eine ähnlich gute Wirkung wie ein Saunabesuch. Zudem tut Bewegung an der frischen Luft der Gesundheit gut auch im Winter. Es hilft dem Körper, das wichtige Vitamin D zu bilden. Dieses Vitamin reguliert den Kalziumhaushalt und spielt eine Schlüsselrolle in der Muskelproteinsynthese. Entsprechend einer 2010 publizierten Studie über japanische Schulkinder erkrankten diejenigen, die Vitamin-D-Pillen bekamen, seltener an Grippe. Kinder in der Mongolei, von denen einige mit Vitamin D angereicherte Milch erhielten, waren nur halb so häufig erkältet. Gerade im Winter ist also eine ausreichende Versorgung mit Vitamin D vonnöten. Etwa 90 bis 95 Prozent dieses Vitamins gelangt über die Sonneneinstrahlung in unseren Körper, der Rest über die Nahrung. 

Spazieren gehen im Winter: Sonnenlicht für Vitamin D

Deshalb sollte man den Körper auch in der kalten Jahreszeit unbedingt mit Sonnenlicht versorgen, am besten zwischen 10 und 15 Uhr. Dreimal pro Woche eine halbe Stunden Laufen oder Fahrradfahren kann zudem nachweislich den Blutdruck um bis zu 20 Prozent senken und hat einen positiven Effekt auf die gesamte Herzleistung, so der Sportmediziner Professor Froböse von der Deutschen Sporthochschule in Köln.  Und das gilt natürlich auch im Winter.

Wichtig ist es, beim Sport an der frischen Luft die richtige Kleidung zu tragen, damit der Körper nicht auskühlt. Die Sportmediziner der DGSP raten zu sogenannten Zwiebellagen, bei denen mehrere Kleidungsschichten übereinander getragen werden. Der schnell auskühlende Kopf sollte mit einer Mütze geschützt werden. Bei Bedarf Handschuhe und Schal anziehen. Auch wenn der Körper im Winter bei Anstrengung nicht so viel schwitzt, muss doch unbedingt auf ausreichende Flüssigkeitszufuhr geachtet werden. Denn die kalte Luft wird beim Einatmen befeuchtet und dabei verbraucht man reichlich Flüssigkeit. Am besten eine warme Thermoskanne Tee mitnehmen. Egal also, ob Sie im Winter zu Fuß, mit dem Fahrrad oder mit öffentlichen Verkehrsmitteln unterwegs sind: Mit ein paar Verhaltensregeln haben Sie gute Chancen, gesund zu bleiben. Und sollte sich doch einmal eine Erkältung einschleichen: Legen Sie sich einfach gemütlich mit einer heißen Tasse Tee ins Bett.

Gitti Müller

fairkehr 5/2023