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Ein Pfad führt über eine grüne Alm
Ein Junge gießt Pflanzen, die in einer Holzkiste wachsen
Eine Seilbahngondel schwebt über eine dicht bebaute Stadt

Politik 6/2014

Ausgezeichneter Bahnhof

Der VCD und die Vereinigung für Stadt-, Regional- und Landesplanung (SRL) würdigen den Stadtbahnhof Eschwege mit dem Deutschem Verkehrsplanungspreis 2014.

Foto: Nils KlingerDer neue Stadtbahnhof von Eschwege ist ein zentraler Ort. Hier kommen Menschen an, können einfach umsteigen oder sich treffen – selbst wenn sie den ÖPNV gerade nicht benutzen.

Nutzen statt besitzen“ lautet die zukunftsweisende Devise in Sachen Mobilität. Denn unsere veränderten Lebensstile verlangen nach einer neuen Flexibilität bei der Verkehrsmittelnutzung: Schnell, unkompliziert und möglichst umweltschonend soll Mobilität zukünftig sein. Eine entscheidende Rolle spielen dabei die Mobilitätsstationen, also Bahnhöfe, Bus-Terminals, Fahrrad- oder Carsharing-Stationen. Hier können Menschen unterwegs von einem aufs andere Verkehrsmittel umsteigen. Der diesjährige Verkehrsplanungspreis des VCD und der Vereinigung für Stadt-, Regional- und Landesplanung (SRL) widmet sich diesen „Schnittstellen im Umweltverbund“, weil sie einen entscheidenden Beitrag zur Verlagerung vom motorisierten Individualverkehr auf umweltfreundliche Verkehrsmittel leisten.

Mobilitätsstationen gewürdigt

Am 26. September 2014 haben VCD und SRL in Berlin die besten stadt- und verkehrsplanerischen Konzepte zu diesem Thema vorgestellt. Diesjähriger Sieger des Deutschen Verkehrspreises ist die nordhessische Stadt Eschwege, deren neu gestalteter Stadtbahnhof die Fachjury überzeugte. In puncto Fahrgast- und Zukunftsorientiertheit hat die Station Vorbildcharakter. Denn hier greifen die verschiedenen Verkehrsmittel nahtlos ineinander: Die Bahnhofsanlage ist zugleich Omnibusbahnhof – am Bahnsteig der Züge halten auf der Landseite die Busse – die Wege sind kurz, der Aufbau übersichtlich. Wer von Fahrrad oder Pkw in Bus und Bahn umsteigen möchte, kann sein Verkehrsmittel auf den ausreichend vorhandenen, überdachten und teilweise abschließbaren Stellplätzen sicher abstellen.

Alexander Heppe, Bürgermeister der Stadt Eschwege, zeigte sich hocherfreut über die Auszeichnung: „Der Preis ist eine tolle Anerkennung für eine herausragende Zusammenarbeit von Planern, der Stadt und dem örtlichen Nordhessischen Verkehrsverbund NVV. Mit dem neuen Stadtbahnhof ist Eschwege wieder das Zentrum des Werratales geworden. Die vielen neuen Fahrgäste zeigen: Wir haben die Alternative Schiene wieder schmackhaft gemacht. Der Stadtbahnhof ist zudem ein städtebauliches Highlight, mit dem Eschwege enorm aufgewertet wird.“ In der siebenköpfigen Jury unter Vorsitz von Gisela Stete, Stadt- und Verkehrsplanerin und Mitglied im wissenschaftlichen Beirat des VCD, waren Experten aus Politik und Verkehr vertreten.

Neben der Siegerstadt Eschwege würdigte die Jury zwei weitere Nominierte. Dazu zählen „switchh“– die Mobilitätsstation der Stadt Hamburg, und das Konzept „Stadtraum und Mobilität für die Zukunft“ in Augsburg. „Ob Hauptpreis oder Nominierung, alle drei Projekte haben Vorbildcharakter und sind gute Beispiele für wirksame Verkehrsplanung, Gestaltqualität und Planungskultur“, betont Rainer Bohne, Geschäftsführer der SRL. Der Deutsche Verkehrsplanungspreis, der zum dritten Mal verliehen wurde, verfolgt das Ziel, Projekte, die einen besonderen Beitrag zur Gestaltung einer nachhaltigen Mobilität leisten, in der Öffentlichkeit sichtbar und bekannt zu machen. So können vorbildhafte Konzepte der Verkehrsplanung wie Fahrradverleihsysteme, ÖPNV-Haltestellen oder Carsharing-Stationen als Vorbilder fungieren.

„Je nutzerfreundlicher die Schnittstellen im Umweltverbund gestaltet sind, umso mehr Menschen werden wir davon überzeugen, dass ein mobiles Leben möglich ist, ohne ein eigenes Auto besitzen zu müssen“, sagt VCD-Bundesvorsitzender Michael Ziesak. Erstmals wurde die Verleihung des Deutschen Verkehrsplanungspreises durch eine Fachveranstaltung eingerahmt. Auf dieser verabschiedeten VCD und SRL eine Resolution mit Forderungen an Städte und Kommunen.

Anna Schöll

 

Forderungen im Positionspapier

  • Praxisorientierte Anordnungsmöglichkeiten für Carsharing-Stationen im öffentlichen Straßenraum
  • Schaffung bzw. Erweiterung von Experimentierklauseln in den Förderbestimmungen sowie im Straßenverkehrsrecht und im Straßenrecht
  • Integration multimodaler Mobilitätsangebote und ihrer Entlastungspotenziale in nationale Umwelt- und Verkehrsprogramme
  • Einbeziehung aller Verkehrsträger des Umweltverbundes bei der Planung von Mobilitätsstationen
  • Auflegen von Förderprogrammen und entsprechender ­Begleitforschung zur Stärkung der multimodalen Mobilität

fairkehr 5/2023