fairkehr VCD-Magazin für Umwelt, Verkehr, Freizeit und Reisen

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Ein Pfad führt über eine grüne Alm
Ein Junge gießt Pflanzen, die in einer Holzkiste wachsen
Eine Seilbahngondel schwebt über eine dicht bebaute Stadt

Titel 5/2014

Bahnfahren für Einsteiger

Bahnfahren ist schön. Man muss nur wissen, wie es geht. Hier kommen unsere Tipps für Anfänger und Fortgeschrittene. Zum Ausprobieren und Weitersagen.

Foto: Oli Keinath + Tobi BohnNicht jeder hat den Durchblick, wenns ums Bahnfahren geht. fairkehr hilft weiter.

Fahrkarte

Tickets muss man kaufen. Zum Beispiel in den Reisezentren der Deutschen Bahn, im Bahnhof. Die beste Wahl, wenn Sie sich zu komplizierten Verbindungen und Sondertarifen beraten lassen wollen. Geübte können auch den Fahrkartenautomaten benutzen. In kleineren Bahnhöfen ohne Schalter müssen Sie das ohnehin tun. Online-Tickets gibt es unter www.bahn.de. Einfach Strecke, Datum und gewünschte Uhrzeit eingeben und bei der gewünschten Verbindung auf „buchen“ klicken. Je früher gebucht wird, desto größer ist die Chance, einen Spartarif zu erwischen. Für das Rundumsorglosberatungspaket stehen Bahnagenturen zur Verfügung. Für ganz Spontane gibt es „Touch and Travel”. Einfach die App auf dem Smartphone installieren, anmelden und in jeden beliebigen Zug steigen. Wer „ohne alles“ in den Zug steigt, zahlt in den Fernzügen einen Zuschlag von 7,50 Euro. Und gilt im Nahverkehr je nach Verkehrsverbund meistens als Schwarzfahrer. Nicht schwarz und trotzdem umsonst fahren bei der DB Kinder unter sechs Jahren sowie Kinder unter 15 Jahren in Begleitung ihrer Eltern oder Großeltern .
Online-Tickets unter: www.bahn.de
Infos zum Fahrschein: www.vcd.org/wege-zum-fahrschein.html

Fahren und Sparen

Es gibt Preise und Preise. Und rundherum einen Dschungel. Hier die wichtigsten Orientierungsmarken: Bei Fernfahrten lohnt sich eine Bahncard 25 oft schon bei der ersten Fahrt. Mit ihr erhalten Sie auf allen weiteren Fahrten 25 Prozent Ermäßigung. Anders als mit der Bahncard 50 erhalten Sie mit der Bahncard 25 den Rabatt auch auf die Sondertarife. Achtung:  Die Bahncards verlängern sich nach Ablauf der Gültigkeit automatisch um ein Jahr. Wenn Sie das nicht wollen und fürchten, die Kündigungsfrist zu verpassen, kündigen Sie einfach sofort nach dem Kauf. Sie haben keine Nachteile, wenn Sie nach Ablauf der Gültigkeit eine neue kaufen.

Auf der Onlineseite der Bahn gibt es einen Sparpreisfinder. Er verrät Ihnen Sonderpreise auf der gewünschten Strecke. Am besten klicken Sie auf der Startseite oben links statt „Auskunft und Buchung“ auf den Reiter „Sparpreisfinder“. Unglaublich, aber wahr: Noch günstiger finden Sie mitunter Bahnangebote auf den Vergleichsportalen für Fernbusse.
www.busliniensuche.de

Sitzplatzreservierung

Im Fernverkehr können Sie vor der Fahrt einen Sitzplatz reservieren. Wer allein reist und kein Problem damit hat, gegen die Fahrtrichtung zu sitzen, findet meistens auch ohne Reservierung einen Platz. An Freitagen und Sonntagen sind die Züge allerdings oft überfüllt. Reservieren geht auch noch kurzfristig und unabhängig von der Fahrkarte online, per Smartphone oder in den Agenturen.

Die Einzelreservierung kostet 4,50 Euro, die Familienreservierung 9 Euro. Die Sitzplatzreservierung zeigt Datum, Uhrzeit und Strecke sowie die Wagenund die Sitzplatznummer.

Am Bahnsteig

Auf welchem Gleis Ihr Zug abfährt, erfahren Sie über die Anzeigetafeln im Bahnhof oder Ihre Reiseunterlagen. Vertrauen Sie beiden nicht! Das Gleis wird manchmal kurzfristig geändert und dann heißt es, flott treppauf, treppab mit Gepäck, Kind und Kegel. Vergewissern Sie sich also vor der Abfahrt, ob Sie am richtigen Bahnsteig stehen. Dort finden Sie auch den Wagenstandsanzeiger im Schaukasten. Er zeigt alle Züge, die an diesem Bahnsteig abfahren. So erfahren Sie, an welchem Abschnitt (A–F) der Wagen zum Stehen kommt, in dem Sie eine Reservierung haben. Das ist gut so. Denn sonst risikieren Sie, mit dem Gepäck durch den ganzen Zug laufen zu müssen. Das ist mitunter sehr kommunikativ, aber mit Gepäck überaus lästig.

Einsteigen

Wenn Sie eine Reservierung haben und an der richtigen Stelle am Bahnsteig stehen, dürfte der richtige Einstieg nicht allzu weit sein. Es sei denn, die Bahn hat die Wagenreihung kurzfristig geändert. Das wird aber meistens per Lautsprecher durchgesagt. Die Wagennummer finden Sie außen neben der Tür angezeigt. Die ungeschrieben Regel heißt: Erst aussteigen lassen, dann einsteigen. Eine Regel, die sich noch nicht herumgesprochen hat, aber von vielen sehr geschätzt wird: Die Herren helfen den Damen beim Gepäck, die Jungen den Alten. Einmal im Zug, gibt es zwei Möglichkeiten: Wenn Sie eine Reservierung haben und im richtigen Wagen sind, müssen Sie nur noch die Sitzplatznummer finden. Diese wird über den Sitzen angezeigt. Ihre Reservierung verfällt nach 15 Minuten. Bevor Sie also ins Bordrestaurant gehen oder sich irgendwo festquatschen, sollten Sie Ihren Sitzplatz einnehmen. Wird über dem Sitz keine Reservierung angezeigt, ist der Sitz entweder frei (ohne Reservierung) oder die Anzeige ist defekt. Steht in der Anzeige „BahnComfort“, können Sie sich setzen, müssen den Platz aber für Vielfahrer eventuell räumen, was für Sie weniger komfortabel ist, als es der Name vermuten lässt. Im Zweifelsfall setzen Sie sich einfach und hoffen auf Ihr Bahnglück. Übrigens: Gepäckstücke haben kein Recht auf einen Sitzplatz. Sitzt also ein Laptop oder ein Rucksack auf einem Platz, den Sie gerne hätten, fragen Sie freundlich den Nachbarn, ob der Platz vielleicht noch frei ist.

Foto: Oli Keinath + Tobi BohnAufpassen: Im Nahverkehr gelten die Bedingungen der Verkehrsverbünde.

Gepäck

In den Fernzügen gibt es Gepäckablagen über den Sitzen. Je nach Bauart des Zuges befindet sich in der Mitte oder an Ein-und Ausgängen der Wagen ein zusätzlicher Gepäckplatz für Sperriges und Schweres. In den Nahverkehrszügen ist alles anders. Wenn es überhaupt eine Gepäckablage gibt, reicht sie meistens nur für die Unterbringung eines Schlapphutes. Offenbar haben sich die Planer gedacht, wer nah fährt, nimmt nur das Handtäschchen mit. Vielleicht dachten sie auch, dass Landmenschen nicht in Urlaub fahren, weil sie ja so schön auf dem Land wohnen. Also: kein Platz für Koffer. Sie dürfen entsprechend kreativ sein, wenn es um die Unterbringung von Gepäckstücken geht: Erlaubt ist, was nicht behindert. Auf langen Fahrten mit vielen Umstiegen reisen Sie komfortabler ohne Gepäck. Gegen Aufpreis können Sie es von Tür zu Tür transportieren lassen. Den Gepäckservice können Sie online buchen oder im Reisezentrum bestellen. Pro Gepäckstück kostet der Service innerhalb Deutschlands 17,50 Euro und zu den deutschen Inseln 25 Euro. Sondergepäck wie Ski oder Fahrrad kostet 8 Euro Aufpreis plus Verpackung. Ihr Gepäck wird zu Hause abgeholt und im Hotel oder einer beliebigen Ankunftsadresse abgegeben. Besser gehts nicht. Damit Ihr Gepäck pünktlich ankommt, sollten Sie es ein bis zwei Tage vor Ihrer Fahrt verschicken. Übrigens: Wenn Ihnen jemand unterwegs anbietet, beim Tragen oder Verstauen Ihres Gepäcks behilflich zu sein, fürchten Sie sich nicht. Meistens handelt es sich hierbei nicht um Trickdiebe. Es gibt eine Menge netter und hilfsbereiter Menschen unter den Bahnreisenden.

Verspätung

Es stimmt. Die Bahn ist oft pünktlich. Aber nicht immer. Ab 60 Minuten verspäteter Ankunft am Zielbahnhof bekommen Sie 25 Prozent des Fahrpreises zurück, ab 120 Minuten 50 Prozent. Der ICE-Sprinter-Aufschlag wird ab 30 Minuten Verspätung erstattet. Liegt die Verspätung am Zielort zwischen 24 und
5 Uhr, dürfen Fahrgäste ein Taxi für die Weiterfahrt benutzen. Die Kosten werden bis 80 Euro erstattet. Wird aufgrund eines Zugausfalls oder einer Verspätung eine Übernachtung notwendig, bekommen Sie die angemessenen Kosten erstattet. Achtung: Stellt die Bahn eine Übernachtungsmöglichkeit unentgeltlich zur Verfügung,  können Sie kein selbst gewähltes Hotel zur Erstattung einreichen. Sie müssen aber nicht in der Bahnhofsmission übernachten.
Broschüre und Formular Fahrgastrechte:
www.bahn.de > Services>Fahrgastrechte

Erstattung und Umtausch

Sie dürfen von Ihrer Reise zurücktreten und bekommen den Fahrpreis voll erstattet, wenn eine zu erwartende Verspätung am Zielbahnhof mehr als 60 Minuten beträgt. Sie können aber auch aus anderen Gründen stornieren: Sie haben sich verliebt, Ihre Oma ist krank oder Ihr Termin fällt aus? Wenn Sie ein Normalpreis-Ticket haben, können Sie Ihre Fahrkarte vor dem ersten Geltungstag kostenfrei zurückgeben. Danach zahlen Sie
15 Euro Bearbeitungsgebühr. Bei Sparpreisen sieht das anders aus: Ab dem
1. Geltungstag ist das Geld futsch. Überlegen Sie also vor der Buchung genau, wie hoch die Wahrscheinlichkeit ist, dass Sie diesen Zug auch tatsächlich erreichen.

Radmitnahme

Im ICE gibt es nur einen Fahrradtyp, der mitdarf: das Faltrad. Es gilt als Reisegepäck. IC- und EC-Züge haben Fahrradabteile mit Reservierungspflicht. Ganz unkompliziert und ohne Reservierungspflicht ist die Mitnahme von Fahrrädern in den Nahverkehrszügen. Das Fahrradticket kostet je nach Verkehrsverbund etwa fünf Euro und gilt einen ganzen Tag auf mehreren Zügen. Allerdings teilen sich die Räder den Platz mit Kinderwagen, Gepäckstücken und Rollstühlen. Wenn es zu voll ist, kann der Schaffner auch mal auf den nächsten Zug verweisen. Mit Jobticket ist die Fahrradmitnahme in manchen Verbünden ab 19 Uhr kostenlos. Wichtig: Im Nahverkehr gelten grundsätzlich die Bedingungen und Preise der jeweiligen Verkehrsverbünde.

Barrierefreiheit

Das Zauberwort für Barrierefreiheit bei der Bahn ist die Mobilitätservice-Zentrale. Unter der Nummer 0180 6 512 512 und dem Stichwort „Betreuung“ können Reisende Ein-, Aus- und Umstiegshilfen anfordern. Hubhilfen, Rampen und persönliche Betreuung sind kostenlos. Auch die Sitzplatzreservierung ist für Menschen mit Behinderung kostenlos.

Guter Rat

Auf der Internetseite der DB gibt es Tickets und alle Informationen rund ums Bahnfahren: www.bahn.de

Die Telefon-Hotline der Deutschen Bahn (20 Cent/Minute) vermittelt zu weiteren Diensten wie Fahrradmitnahme, Ticketverkauf, Fahrplan: Tel.: (01806) 996633.

Ausführliche Infos vom VCD und ein Infoblatt zum Preissystem der DB zum Ausdrucken: www.vcd.org/bahnpreise.html

Wer mit der Bahn in Urlaub fahren will, findet Informationen zu Verbindungen in Deutschland und Europa, zu Tickets und Preisen auf dem Portal des Reisemagazins Verträglich Reisen:
www. vertraeglich-reisen.de/anreise

Wer immer noch verwirrt ist, wenn er eine Bahnfahrt buchen möchte, muss nicht verzweifeln. Es gibt Bahnagenturen, die in diesen Fällen weiterhelfen:
www.gleisnost.de, Tel.: (0761) 2055130,
www.kopfbahnhof.info, Tel.: (030) 236383-10,
www.bahnfuechse.de, drei Reisebüros mit Filiale in Berlin,
www.die-bahnprofis.de, Plattform desbundesweiten Verbandes der Premium-Bahnagenturen.

Gitti Müller

 

fairkehr 5/2023