Reise 5/2014
Höhenluft macht fit
Sportwissenschaftler Ingo Froböse attestiert dem Aktivurlaub in den Bergen den nachhaltigsten Erholungseffekt.
Warum ist ein abwechslungsreicher, aktiver Urlaub in den Bergen erholsamer als ein Urlaub am Strand?
Ingo Froböse: Viele Menschen sehnen sich nach Urlaub – um sich endlich mal wieder zu erholen. Doch nicht jede Art von Urlaub bietet eine Erholung, die auch nachhaltig wirkt. Vor allem bei Urlauben, in denen wir wenig aktiv sind und die meiste Zeit ruhend am Strand verbringen, hält die Erholung danach nur noch kurz an. Urlaubsgedanken und Erholung sind recht schnell wieder vergessen und der Alltagstrott setzt ein. Aber: Ein aktiver, gesunder und vor allem abwechslungsreicher Urlaub hat nachhaltige positive Effekte. So hat man danach meist ein gestärktes Immunsystem und ist widerstandsfähiger gegenüber Bakterien und Viren am Arbeitsplatz. Ein Urlaub sollte also nicht nur kurzfristige Erholung bedeuten, sondern kann langfristig Ressourcen aufbauen und erhalten. Wenn er vielseitig gestaltet ist, hat man bis zu zehn Wochen nach einem abwechslungsreichen Urlaub noch nachweisbar weniger Stresshormone im Körper und ist somit stressresistenter.
Warum eignet sich gerade ein Urlaub gut, um aktiver zu werden?
Ein aktiver Urlaub kann ressourcenaufbauend wirken und neue Kräfte für den Alltag bringen. Urlaub bietet daher einen perfekten Einstieg, um körperlich aktiver zu werden, vor allem wenn die Möglichkeit besteht, vielfältigen Erlebnissen nachzugehen. Denn der Alltag bietet dafür oft nicht so viele Gelegenheiten. Mehr Zeit für Bewegung, eine andere Umgebung und vielleicht die Gesellschaft von Familie oder Freunden bieten optimale Voraussetzungen, um sich neuen Dingen zu widmen. Und das tut langfristig dem Wohlbefinden gut, denn abwechslungsreiche Ferien mit viel Bewegung wirken vor allem stressreduzierend. Dadurch wird das Stresshormon Adrenalin im Körper abgebaut – und man fühlt sich ausgeglichener und erholter.
Welche positiven Effekte hat Bewegung auf den Körper?
Bewegung ist ein wahres Wundermittel, wenn es um die Stärkung von Körper und Seele geht. Herz, andere Organe und Muskulatur kommen damit in Schwung. Und sie bedanken sich dafür, indem sie beispielsweise die Ausschüttung von Endorphinen, den sogenannten Glückshormonen, anregen. Diese steigern merklich die Laune. Körperlich aktive Menschen sehen daher nicht nur frischer aus, sondern sie fühlen sich auch besser. Bewegung lässt zudem den Fettstoffwechsel besser arbeiten, so werden zum Beispiel Cholesterinwerte gesenkt. Außerdem kommt das Immunsystem auf Touren und produziert mehr Abwehrzellen.
Was bewirkt Höhenluft und frische Bergluft im Körper?
Bewegung in der Höhe bringt den Kreislauf so richtig auf Touren und lässt das Herz kräftiger schlagen als unten im Tal. Durch die dünne Luft oben auf dem Berg sinkt die Sauerstoffsättigung. Der Körper muss das reduzierte Angebot kompensieren, in dem er mehr rote Blutkörperchen produziert, um den Sauerstoff in die Zellen zu transportieren. Weitere positive Effekte sind die Verbesserung der Regenerationszeiten nach physischen Belastungen, Verbesserung der Konzentration und die Verbesserung des Fettstoffwechsels. Kühle, frische Bergluft hat im Vergleicht zu überhitzter Luft am Strand natürliche Vorteile.
Wie wirkt sich das auf den Schlaf aus?
Die Schlafqualität ist in den Bergen deutlich besser. Durch die abgekühlte Luft am Abend ist der Schlaf deutlich tiefer und erholsamer. In warmen Regionen hat man oft das Problem, dass man vor lauter Hitze schlecht schlafen kann und morgens eher erschöpft als erholt aufwacht. Zudem belastet Wärme den Körper und beansprucht ihn zusätzlich. Klare, frische Bergluft lädt da vielmehr zu Aktivität ein, fernab von Feinstaub und Ozon kann sich der Körper wunderbar entspannen. Und das wirkt sich auch nachhaltig auf das Wohlbefinden und den Schlaf aus.
Interview: Gieri Spescha