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Ein Pfad führt über eine grüne Alm
Ein Junge gießt Pflanzen, die in einer Holzkiste wachsen
Eine Seilbahngondel schwebt über eine dicht bebaute Stadt

Politik 5/2014

Gestatten: Fußgänger

Foto: Markus BachmannMehr als jeder vierte Weg in deutschen Städten wird zu Fuß zurückgelegt.

Die Gefahr, bei einem Unfall schwer oder tödlich verletzt zu werden, ist groß. Der VCD Städtecheck 2014 untersucht die Verkehrssicherheit für Fußgänger in deutschen Großstädten.

Wer oft zu Fuß in der Stadt unterwegs ist, dem dürfte folgendes Szenario bekannt vorkommen: Die Ampel zeigt grün, man geht los – und kann gerade zur Seite springen, wenn ein Auto um die Ecke kommt und gnadenlos abbiegt, so, als ob man als Fußgänger gar nicht da wäre. Da vergisst man auch schon mal seine gute Kinderstube, flucht und schimpft dem Auto hinterher. Passiert auch freundlichen und sanften Zeitgenossen. Warum? Weil der Schreck tief sitzt, weil wir instinktiv wahrnehmen, dass es sich hier um eine lebensgefähr­­­liche Situation gehandelt hat. Gerade noch mal gut gegangen.

Tatsächlich passieren die meisten Fußgängerunfälle, nämlich 80 Prozent, beim Überqueren der Straße. Mehr als ein Drittel aller bei Verkehrsunfällen innerhalb einer Ortschaft Getöteten waren in den letzten fünf Jahren Fußgänger. „Und das nicht, weil Fußgänger sich fehl verhalten, sondern oft aufgrund falscher Abbiegemanöver und überhöhter Geschwindigkeit von Autofahrern“, sagt Anja Hänel, Referentin für Verkehrssicherheit beim VCD. Bei Kindern kommt hinzu, dass sie aufgrund ihrer geringen Körpergröße leicht übersehen werden, zumal die Autos immer größer werden und zusätzlich die Sicht einschränken.

Infografik: VCDBitte zum Vergrößern anklicken.

Wie sicher sind wir unterwegs? Ist die Infrastruktur so ausgelegt, dass sie das Zufußgehen fördert? Der VCD Städtecheck 2014 hat dies untersucht. Analysiert wurden alle deutschen Großstädte mit über 100000 Einwohnern zwischen 2009 und 2013. Die gute Nachricht: Fußgänger sind in Städten relativ sicher unterwegs. Die schlechte ist: Die Gefahr, bei einem Unfall schwer oder sogar tödlich verletzt zu werden, ist jedoch unverhältnismäßig hoch. Zudem hat die Zahl der verunglückten Fußgänger in mehr als der Hälfte der 80 untersuchten Städte tendenziell zugenommen.

Tempo 30 rettet Leben

„Um Fußwege sicherer zu machen, bedarf es gezielter Maßnahmen“, erklärt Städtecheck-Projektleiterin Hänel. Am direktesten hilft Tempo 30, die Häufigkeit und die Schwere von Unfällen zu reduzieren. Autos, die mit 30 Stundenkilometern unterwegs sind, haben nur noch einen halb so langen Bremsweg wie bei Tempo 50. Mit farblichen Markierungen von Fußwegen könnten Städte mehr Aufmerksamkeit schaffen und so kostengüns­tig Kreuzungen sicherer gestalten. Durch gezielte Öffentlichkeitsarbeit könnten Autofahrer erkennen und lernen, wie wichtig ein konsequenter Schulterblick beim Abbiegen ist und dass Falschparken auf Gehwegen und an Kreuzungen eine erhebliche Gefährdung von Fußgängern, insbesondere von Kindern, darstellt – und eben kein bloßes ­Kavaliersdelikt ist.

Einige Städte haben über einzelne Maßnahmen hinaus ein Gesamtkonzept für die Sicherheit und Förderung von Fußgängern entwickelt. So lobt der VCD Städtcheck 2014 als gute Beispiele Krefeld, Frankfurt, Trier, Herne und Jena. Es reicht eben nicht, nur den Radverkehr zu fördern. Auch die Fußgänger tragen ihren Teil zur umweltverträglichen Mobilität bei. Denn je mehr Leute zu Fuß gehen, desto weniger Autos werden gefahren.

Gitti Müller

fairkehr 5/2023