fairkehr VCD-Magazin für Umwelt, Verkehr, Freizeit und Reisen

Obere Wilhelmstraße 32 | 53225 Bonn | Telefon (0228) 9 85 85-85 | www.fairkehr-magazin.de

Ein Pfad führt über eine grüne Alm
Ein Junge gießt Pflanzen, die in einer Holzkiste wachsen
Eine Seilbahngondel schwebt über eine dicht bebaute Stadt

Service 3/2014

Fotos: Green City e.V./ Tobias HaseBotschafterin für Dreiradmobilität und ­Lebensfreude: Gunda Krauss (75) fuhr 2009 mit ihrem elektrounterstützten Dreirad von München nach Rügen.

Je früher man auf ein Dreirad umsteigt, desto besser.“ Diesen Rat möchte Gunda Krauss allen älteren Menschen mit auf den Weg geben. „Jeder, der sich schon mal auf seinem Fahrrad unsicher gefühlt hat, der Probleme mit dem Gleichgewicht oder mit Einschränkungen der Beweglichkeit kennt, kann sich mit einem komfortablen Sesselfahrrad seine Mobilität voll erhalten“, sagt die 75-jährige Münchnerin. Sie selbst stieg vor sieben Jahren direkt vom Rennrad auf ein Fahrrad mit drei Rädern um. „Ich bin in meinem Leben immer viel Rad gefahren“, erzählt sie. Aber dann kam ihr eine Hüftoperation dazwischen und sie durfte auf keinen Fall einen Sturz riskieren. Auf dem Streetlife Festival in der Münchner Innenstadt sah sie das Dreirad, machte eine Probefahrt und verliebte sich gleich in das Rad.

Gunda Krauss fährt das „Easy Rider“, ein Dreirad eines niederländischen Herstellers. „Der Name ist Programm“, sagt sie, „das Fahren ist kinderleicht, sehr bequem und vor allem: Ich fühle mich sicher.“ Weil das Rad nicht breiter ist als ein Kinderanhänger, kommt sie auch auf Radwegen gut voran. Neulich sei ihr ein kleiner Junge vors Rad gelaufen. „Ich kippte trotz heftigem Bremsen nicht um und blieb auf meinem Rad sitzen“, sagt sie. Auch bei Ampelstopps und an Kreuzungen kann Gunda Krauss sicher anhalten, ohne absteigen zu müssen. Sie beobachtet, wie ihre Altersgenossen, die zwar ansonsten noch fit sind, Schwierigkeiten haben, auf einem normalen Fahrrad schnell rauf- und runterzusteigen. Und wie sie sich mit kippeligen Manövern im Straßenverkehr in Gefahr bringen. „Ich erledige alle meine Wege sicher mit dem Dreirad und fühle mich so frei wie nie“, erzählt die Seniorin begeistert.
Nur in die Fußgängerzone darf Gunda Krauss nicht reinfahren. Das ärgert die alte Dame. „Ich habe wegen der Hüften einen Behindertenausweis und mein Rad hat eine Hilfsmittelnummer für die Bezuschussung bei der Krankenkasse“, sagt sie. Sie kämpft dafür, dass das Dreirad dem Rollstuhl in der Straßenverkehrsordnung gleichgestellt wird. Menschen, die wie sie nicht mehr weit gehen können, würden dann auch Geschäfte und Einrichtungen in der Innenstadt leichter erreichen.

Seit sich Gunda Krauss mit Hilfe der Volkshochschule, dem vom VCD mitgetragenen Projekt „Klimaverträglich mobil 60+“ und der Münchner Umweltinitiative „Green City“ zur Mobilitätsexpertin ausbilden lässt, setzt sie sich aktiv für die Belange der Dreiradfahrer ein. Ihr Terminkalender ist voll wie nie. Sie schult Fahrradhändler, geht auf Messen und hat eine eigene Plattform im Internet. Vor kurzem hat sogar die Kommunalpolitik bei ihr angeklopft. „Seit ich Dreirad fahre, setze ich mich stärker für Umweltschutz und ein klimaverträgliches Leben ein“, sagt sie, „denn die Stadt gehört doch uns Menschen, nicht den Autos.“ Auf Podiumsdiskussionen ist Krauss eine gefragte Rednerin. Hier kann sie ihre Erfahrungen kundtun und andere Menschen mit ihrer Begeisterung mitreißen: „Probiert das Dreirad aus und genießt wie ich die unbändige Freiheit, die das Rad euch gibt.“

Uta Linnert

Infos und Tipps

Das Dreiradzentrum

Einzelhändler an 14 Standorten in Deutschland bilden das Kompetenznetzwerk Dreirad-Zentrum. Hier informiert geschultes Personal über die wichtigsten Dreiradmodelle, die in den Läden auch zur Probefahrt zur Verfügung stehen. Das Dreirad-Zentrum ist Kooperationspartner des VCD in seinem Projekt „Klimaverträglich mobil 60+“
Info und Kontakt: www.dreirad-zentrum.de

VCD-Projekt „Klimaverträglich mobil 60+“

Der VCD unterstützt ältere Menschen dabei, im Alltag und auf Reisen möglichst klimafreundlich unterwegs zu sein − sei es spritsparend mit dem Auto, sicher und bequem mit Bus und Bahn, zu Fuß oder mit dem Fahrrad. Beim Radfahren setzt das Projekt verstärkt auf innovative Verkehrsmittel wie Pedelecs und Sesseldreiräder. Diese Räder können Interessierte bei Aktionen und Seniorenmessen ausprobieren. Denn, so Projektleiter Rainer Hauck: „Fürs Radfahren ist man eigentlich nie zu alt!“

Modelle

Easy Rider Dreirad: Sicherheit geht vor: Das Easy Rider Dreirad besitzt es einen tiefen Einstieg, eine niedrigere Sitzposition und einen stabilen Gepäckträger.
Die Fahrerin oder der Fahrer nimmt auf einer Sitzfläche mit Rückenlehne Platz und hat den Lenker vor sich. Sitzhöhe und Sitzwinkel sind individuell einstellbar. Die nach vorn gerichtete Tretbewegung und die Rahmenfederung sorgen für perfekten Fahrkomfort. Elektrische Tretunterstützung ist möglich.
Preis ab: 2360 Euro,
www.vanraam.de 

PFAU-Tec ScooterTrike: Beim Radfahren entspannt zurücklehnen: Das PFAU-Tec ScooterTrike hat einen bequemen, großflächigen Sitz, der sich in Höhe und Neigung verstellen lässt. Dies sorgt für eine entspannte Sitzposition, aus der die Radfahrer das Verkehrsgeschehen sicher überblicken. Zum ­Anhalten nehmen sie einen Fuß vom Pedal und erreichen im Sitzen den Boden. Mit E-Antrieb nachrüstbar.
Preis ab: 2250 Euro, www.pfiff-vertrieb.de

Trike Lepus: Dahingleiten wie auf Wolken: Den bequemen Ein- und Ausstieg verdankt das Trike Lepus dem kleinen Vorderrad und dem Rahmenknick. Für Komfort sorgt eine Luftfederung an der Hinterachse. Gelenkt, geschaltet und gebremst wird mit den beiden Griffen links und rechts des netzbespannten Sessels. Der Taschen-Kofferraum ist Standard. Kippsicher und faltbar zum Transport. Auch als Elektrofahrrad erhältlich.
Preis ab: 3999 Euro, hasebikes.com http://hasebikes.com

fairkehr 5/2023