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Ein Pfad führt über eine grüne Alm
Ein Junge gießt Pflanzen, die in einer Holzkiste wachsen
Eine Seilbahngondel schwebt über eine dicht bebaute Stadt

Titel 1/2014

Twittern für besseren Verkehr

Martin Randelhoff ist 25, studiert Verkehrswissenschaften und ist bereits jetzt gefragter Berater, Referent und Experte. Geholfen hat dabei, dass er über Zukunft Mobilität bloggt und twittert.

Foto: DaimlerBlogger vs. Daimler-Chef: Auf der Internetkonferenz re:publica 2013 in Berlin diskutierten Martin Randelhoff (li.) und Dieter Zetsche (re.) über die Zukunft des Autos. Das Gespräch kann man sich auf Youtube anschauen.

Smartphones bezeichnet Martin Randelhoff als Werkzeuge für die Mobilität der Zukunft. Diese Zukunft hat für ihn bereits begonnen. Unterwegs orientiert er sich mit Google Maps, sucht die nächste Bahnverbindung via App und kauft sich dann ein Handyticket.

Zukunft Mobilität hat Martin Ran­delhoff sein Blog genannt, das er vor drei Jah­ren startete und mit dem er 2012 den Grimme Online Award ge­wann. Seitdem ist der Dresdner Student der Verkehrswissenschaften ein gefragter Experte. Daimler holt ihn für Diskussionen aufs Podium, Stadtverwaltungen und Parteien laden ihn für Vorträge ein, Zeitungen und Magazine porträtieren ihn oder bitten um Expertise. Alle interessiert, wie der 25-Jährige die Mobilität der Zukunft sieht.

50000 Menschen pro Monat besuchen Randelhoffs Blog im Schnitt. Sein Leitsatz: Man muss die Vergangenheit kennen und die Gegenwart analysieren, um die Zukunft entwickeln zu können. Meistgelesener Artikel: „Die wahren Kosten eines Kilometers Autofahrt“. Seine Posts entsprechen nicht den kleinen Häppchen, die Mensch angeblich nur noch bereit ist zu lesen – er schreibt meist umfassende Artikel, ordentlich recherchiert, wissenschaftlich fundiert, komplex. Niemals ideologisch.

Kleine Texthäppchen bietet der Verkehrsblogger aber auch. Über Twitter versorgt er seine Follower, also diejenigen, die seine Tweets abonnieren, täglich mit Infos über weltweite Mobilitätsthemen in 140 Zeichen.

Das Internet vermeidet Verkehr

Randelhoff gehört zu den „Digital Natives“, die mit dem Internet aufgewachsen sind und neue Kommunikationsformen selbstverständlich nutzen. Wer ein Gespräch mit ihm vereinbaren will, klickt auf einen freien Termin im Onlinekalender seines Blogs. Das Internet hat die junge Generation geprägt. Randelhoff sagt, Smartphones und digitale Vernetzung seien wichtiger als ein eigenes Auto. In Zukunft wolle man lieber multimodal unterwegs sein: mal Rad fahren, mal zu Fuß gehen, mal den Bus nehmen, mal ein Auto. Das Internet vermeide sogar Verkehr. Schon heute. Er nennt Onlinebanking, Handytickets und Videokonferenzen als Beispiele.

Die Digitalisierung könne auch Service- und Dienstleistungen im öffentlichen Verkehr verbessern – durch „Open Data“, die freie Nutzbarkeit öffentlicher Daten. Wenn Verkehrsunternehmen ihre Echtzeitdaten über eine Programmierschnittstelle zur Verfügung stellen, kann jeder darauf zugreifen und mit ihnen arbeiten. Zum Beispiel Apps programmieren, mit denen Bus- und Bahnverspätungen aufs Handy kommen. Die meisten deutschen Verkehrsbetriebe rücken die Daten aber bisher nicht raus. Randelhoff findet, sie seien dazu verpflichet. Denn: Verkehr sei größtenteils von der Allgemeinheit finan­ziert. Alle dabei entstehenden Informationen sollten der Gesellschaft deshalb wieder zurückgegeben werden.

Valeska Zepp

Martin Randelhoff bloggt auf www.zukunft-mobilitaet.net, twittert unter dem Namen @zukunft_mobil. Hören kann man ihn in einer Folge desTechnik Podcast omega tau.

fairkehr 5/2023