Magazin 1/2014
Erschienen
Wie sinnvoll ist es, einen Toaster herzustellen, den man vor dem ersten Gebrauch mehrfach anstellen muss, damit sich die giftige Kunststoffbeschichtung von den Drähten löst? Gar nicht sinnvoll, finden der deutsche Chemiker und Umweltforscher Michael Braungart und der US-amerikanische Architekt William McDonough. Die beiden haben vor zwölf Jahren das „Cradle to Cradle“-Prinzip – von der Wiege bis zur Wiege – erfunden und darüber damals ein erstes Buch geschrieben. Ihr Credo: Produkte sollten von Anfang an so entworfen werden, dass sie sich unbegrenzt verwerten und neu verwenden lassen, ohne Mensch und Natur zu schaden. Dieses Prinzip führen die beiden Autoren in „Intelligente Verschwendung – The Upcycle“ weiter aus. Die Menschen haben demnach kein Problem mit Umweltverschmutzung, sondern ein Designproblem. „Design ist das erste Signal einer menschlichen Absicht, doch wer würde mit Absicht ein System entwerfen, das unsere Luft, unser Wasser und die Muttermilch mit schädlichen Chemikalien verschmutzt?“ Eine rhetorische Frage, denn genau das passiert täglich weltweit.
Dabei könne die Menschheit das Konzept Abfall abschaffen – wenn sie die Dinge vor vornherein so konzipiere, dass sie gar nicht erst Abfall werden. Die Autoren beschreiben als ein Beispiel den Umgang mit dem Rohstoff Holz. Wer daraus einen Tisch baue, solle ihn optimalerweise ohne Metall oder giftigen Kleber konstruieren. Das Holz könne dann, wenn der Tisch Jahrzehnte überdauert habe, zu einer Spanplatte werden, anschließend zu Papier und Isolationsmaterial – und ganz am Ende beim Verbrennen Energie abgeben und mit seiner sauberen Asche den Boden nähren.
Der Deutsche und der US-Amerikaner sprechen sich vehement gegen Verzicht aus. Der sei nicht nötig, wenn die Menschen sinnvolle Kreisläufe planten, Beispiel: „Wenn das Wasser in einem Haus oder Hotel gefiltert und wieder in Umlauf gebracht und außerdem solar erhitzt wird, können die Menschen so lange duschen, wie sie wollen – vergnügt und ohne schlechtes Gewissen.“
Die Autoren zeigen Lösungen auf und beschreiben von ihnen angestoßene und umgesetzte Projekte in namhaften Unternehmen. Dabei feiern sie sich selbst und ihr „Cradle to Cradle“-Prinzip. Das Buch bräuchte nur halb so dick zu sein, denn die Autoren verlieren viele pathetische Worte im typischen US-amerikanischen Stil nach dem Motto: „Chakka, wir können alles schaffen!“ Doch ihr Anliegen ist schließlich ein gutes – und sie bringen es verständlich und überzeugend rüber. Auch ein Ex- US-Präsident hat seinen Segen zum Upcycling-Konzept gegeben: Das Vorwort stammt von Bill Clinton.
Kirsten Lange
Michael Braungart, William McDonough: Intelligente Verschwendung, The Upcycle: Auf dem Weg in eine neue Überflussgesellschaft. oekom Verlag 2013, 208 Seiten, 17,95 Euro.
Kinderatlas
Petronella Glückschuh ist eine kleine Naturforscherin, die immer wieder Abenteuer erlebt. In Zusammenarbeit mit „Fahrtziel Natur“, einer Kooperation von BUND, NABU und VCD mit der DB, ist ein Kinder-Deutschland-Umweltatlas mit ihr als Hauptfigur entstanden.
Darin vermittelt Petronella Glückschuh, was die Naturschutzgebiete auszeichnet, die als „Fahrtziel Natur“-Regionen aufgenommen wurden. Der Atlas enthält Karten der nationalen Naturlandschaften im Maßstab 1:700000 und als Besonderheit eine 24-seitige Bahnkarte, auf der Kinder nachverfolgen können, wo sie sich befinden – und mitentscheiden, wo die Reise hingehen soll. Außerdem bietet der Atlas Sonderseiten zu Umwelt und Tieren, kindgerechte Ausflugstipps, einen Spieleteil für die Zeit unterwegs – und ganz praktische Hinweise wie: Wie lese ich eine Karte? Oder: Wie benutze ich einen Kompass?
Geeignet ist der Deutschland-Umwelt-Tiere-Kinderatlas für Kinder von fünf bis zwölf Jahren.
Petronella Glückschuh – Deutschland-Umwelt-Tiere-Kinderatlas. Glückschuh-Verlag 2013. Großformatige Broschur mit Karten, Fotos und farbigen Abbildungen,
158 Seiten, 19,95 Euro. ISBN 978-3-943030-14-3
fairkehr.de
