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Ein Pfad führt über eine grüne Alm
Ein Junge gießt Pflanzen, die in einer Holzkiste wachsen
Eine Seilbahngondel schwebt über eine dicht bebaute Stadt

Service 6/2013

Ich helfe gern

Udo Messer vom VCD Hessen berät seit 20 Jahren ehrenamtlich Bus- und Bahnreisende aus ganz Deutschland.

Foto: Dagmar KörnerSind Ihnen die Bahnfahrpläne manchmal einfach zu hoch? Udo Messer von der VCD-Fahrplanberatung gibt Hilfestellung.

Die junge Frau und ihr Freund wollen mit der Bahn nach Österreich zum Skifahren. 380 Euro soll das Ticket über bahn.de kosten. Ein Anruf bei der VCD-Fahrgastberatung spart dem Pärchen 200 Euro. Udo Messer vom VCD-Landesverband Hessen verrät den Trick: eine Fahrkarte vom Startbahnhof bis zur Grenze nach Österreich kaufen, dann ein zweites Ticket vom Grenzbahnhof zum Ziel. Summe: 180 Euro.

Seit 20 Jahren berät der 55-jährige Udo Messer Bus- und Bahnreisende aus ganz Deutschland ehrenamtlich am Telefon. Er kennt sich aus mit bundesweiten Verbindungen, mit Verkehrsverbünden vor Ort, mit Reisen in Europa. Er ist vertraut mit den Kursbüchern der Deutschen Bahn, mit regionalen ÖV-Fahrplänen, mit Busgesellschaften in Deutschland und den Buchungstricks im Internet. Und er nimmt sich jeder Frage an. Auch solchen wie: „Mein Sohn hat seine Jacke im Bus liegen lassen. Wen rufe ich an?“

Die weiteste Reise, die das hessische VCD-Vorstandsmitglied bislang recherchiert hat: von Frankfurt ins norwegische Bergen, mit Bus, Bahn und Fähre. „Meine Auskünfte sind niemals umsonst, aber stets kostenlos“, sagt Udo Messer. „Ich sage immer, wenn mich jemand fragt: »Die einzigen Kosten, die Ihnen entstehen, sind die für den Anruf, den Sie gerade tätigen.«“ Tagsüber können Ratsuchende auf den Anrufbeantworter sprechen, ab 18 Uhr und am Wochenende erreichen sie Udo Messer persönlich.

Wenn er nicht auf Anhieb helfen kann, recherchiert er auch gern bis in den letzten Winkel der Republik. Eine Frankfurterin plante ihre Reise in ein winziges Dorf an der Nordseeküste in der Nähe von Sylt. Um herauszufinden, ob es dorthin am Anreisetag überhaupt eine Busverbindung gibt, fragte Udo Messer direkt in der Gemeindeverwaltung nach. Und konnte seiner Anruferin anschließend mitteilen, dass sie an dem Tag ein Taxi bis in das Küstendörfchen nehmen müsse. „Eine solche unabhängige Beratung ist dringend nötig“, stellt Messer fest. „Die Vielfalt von Tarifsystemen, Sondertarifen, Informationssystemen und Vertriebskanälen schreckt die Menschen oft vom Bus- und Bahnfahren ab.“ Das ergab zuletzt der VCD-Bahntest 2010.

„Kauft bei den Bahnagenturen“

Als Udo Messer vor 20 Jahren von Frankfurt nach Friedberg zog, steckte in seinem Begrüßungsbrief vom dortigen VCD-Kreisverband eine Info über die Fahrplanauskunft für VCD-Mitglieder aus dem Wetteraukreis. Der gelernte Chemielaborant und Angestellte eines Pharmazieunternehmens sagte sich: „Das Angebot ist gut. Doch warum nur für VCD-Mitglieder? Und warum nur für den Landkreis?“ Also baute er den Service aus und machte Werbung dafür. Er ließ ein Info-Faltblatt produzieren, das er unter anderem in Zügen und am Bahnhof verteilt. Außerdem weisen die VCD-Landesverbände Hessen und Rheinland-Pfalz auf ihren Internetseiten und in Pressemitteilungen auf das kostenlose Angebot hin.
Udo Messer sieht die VCD-Fahrgastberatung als Ergänzung zum Service der Bahnagenturen. Seinen Anruferinnen und Anrufern empfehle er nach einer Auskunft stets: „Kauft eure Fahrkarte bei den Bahnagenturen, in den Reisezentren, am Schalter. Erhaltet die Arbeitsplätze dort.“

Einige Anrufer suchen vor allem seelischen Beistand. Wie die ältere Frau, die nach einer Verbindung vom hessischen Büdingen ins 20 Minuten entfernte Nidda fragte. Sie gingen gemeinsam den Bahnfahrplan durch. „Die Dame hätte das auch allein geschafft“, sagt Udo Messer lächelnd. „Doch sie wollte einfach die persönliche Betreuung.“

Kirsten Lange

fairkehr 5/2023