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Ein Pfad führt über eine grüne Alm
Ein Junge gießt Pflanzen, die in einer Holzkiste wachsen
Eine Seilbahngondel schwebt über eine dicht bebaute Stadt

Magazin 5/2013

Show unter elektro-grünem Deckmantel

Der VCD kritisiert die IAA 2013 als kurzsichtig.

Foto: IAADer Elektrogolf am VW-Stand auf der IAA in Frankfurt: Autohersteller sollen sich ihre E-Modelle mehrfach anrechnen lassen können, um den EU-weiten CO2-Grenzwert für Neufahrzeuge einzuhalten.

Unter dem Motto „Die automobilste Show der Welt“ präsentierten die Hersteller auf der Internationalen Automobil-Ausstellung IAA im September zwar mit viel Spektakel einzelne grün angestrichene Modelle – unter dem Deckmantel „Verantwortungsbewusstsein“­. Doch dass das Verkaufsziel ein anderes sei, habe die gleichzeitige massive Werbung für die SUVs gezeigt, geländegängige Stadtwagen fürs Bezwingen von Bordsteinen, kritisierte der VCD. „Die Autobauer feiern ihren finanziellen Erfolg auf den fernen Märkten in China und Russland“, stellt Ingolf Hetzel aus dem VCD-Bundesvorstand fest. „Hier lassen sich noch Luxuslimousinen mit hohem Verbrauch und CO2-Ausstoß verkaufen.“ Doch das Geschäft mit den Luxusautos sei fragil und blende den Blick in die Zukunft aus: Klimaschutz werde CO2- und verbrauchsarme Pkw notwendig machen. Außerdem versuchten die Hersteller mithilfe von E-Modellen den Absatz der Spritschlucker zu sichern. Deutsche Firmen wie BMW hatten Bundeskanzlerin Angela Merkel dazu ­gebracht, den in Brüssel aus­-gehandelten Kompromiss zum CO2-Grenzwert zu blockieren. Ihnen reichten die vereinbarten Supercredits nicht aus. ­Darüber können Hersteller E-Modelle mehrfach als Null-Emission-Autos anrechnen, um den EU-weiten Grenzwert für Neuwagen zu erfüllen. Die Folge: ­Produzenten rechnen ihren Flottendurchschnitt schön.

Dabei zeigt die aktuelle Analyse von Transport & Environment (T&E), der Dachorganisation europäischer Umwelt- und Verkehrsverbände, dass Supercredits dafür gar nicht nötig sind. Der CO2-Ausstoß der verkauften Neuwagen in der EU ist 2012 um 2,5 Prozent auf durchschnittlich 132,4 Gramm pro Kilometer gesunken. Damit ist der ab 2015 geltende EU-Flottengrenzwert von 130 Gramm CO2 pro Kilometer schon heute fast erreicht. Durch die Supercredits bestehe vielmehr die Gefahr, dass die Hersteller nicht mehr an Sprit­-spartechniken für Pkw mit Verbrennungsmotoren arbeiten – und damit Potenziale für sparsame Autos verschenkt würden, so Hetzel vom VCD. „Autofahrer zahlen dann die Zeche, indem sie mehr Geld fürs Tanken ausgeben müssen.“

fairkehr 5/2023