Service 3/2013

Schon beim Anblick kleinerer Packstücke ist für viele Menschen das Auto die erste und meist einzige Assoziation. Weil man es so kennt – und weil kein Lastenrad vor der Tür steht.

Lastenräder sind nicht nur eine umweltfreundlichere und günstigere Alternative zum Auto, sie sind in vielen Fällen einfach praktischer und sogar schneller. Transport in engen Innenstadtgassen und Fußgängerzonen? Einfach bis vor die Tür fahren. Parken? Kein Problem und kostenlos. Schutz des Ladegutes gegen Regen und Diebstahl? Rein in die Box, Deckel zu und abschließen.

Wie zuverlässig Lastenräder funktionieren, können Briefempfänger in Deutsch­land jeden Tag vor ihrer Haustür beobachten: Ein Drittel der Briefzusteller ist täglich mit dem Lastenrad unterwegs. Auch Pizzalieferdienste nutzen das Lastenrad zunehmend als Fahrzeug. Immer beliebter: Modelle mit elektrischem Zusatzantrieb.

Mehr Schub durch E-Antrieb

Schon eine Million E-Bikes fahren auf bundesdeutschen Straßen, ganz ohne staatliche Förderung. Der Erfolg liegt in ihrem spürbaren Mehrwert. Der Elektroantrieb nimmt Radfahrern die letzten Mühen: beim Anfahren, bergauf und gegen den Wind. Das macht sich umso stärker bemerkbar, je schwerer Fahrrad, Fahrer und Gepäck sind. Durch die elektromotorische Unterstützung wird das Lastenrad im Nahverkehr erstmals wieder eine ernsthafte Alternative zum Auto. Zumindest in der Stadt und vor allem in hügeligen Gegenden.
Das Angebot an Lastenradmodellen wächst. Unter anderem weil es in Metropolen wie Kopenhagen, Amsterdam, aber auch München und Berlin schick wird, Lastenrad zu fahren – den zwei- oder dreirädrigen Bullerbü-Bollerwagen mit Fahrersitz und Pedalantrieb für den zeitgemäßen urbanen Kinder- und Lastentransport.

Da hinkt die Wirtschaft deutlich hinterher, obwohl bei Deutscher Post und Großindustrie bereits Tausende Fahrräder im Einsatz sind und obwohl längst viele Kunden den Einsatz des Fahrrades im Wirtschaftsleben positiv bewerten. In den Köpfen der Entscheider scheint nicht nur das alte Image des Fahrrades als Arme-Leute-Vehikel noch verankert zu sein. Es fehlt auch die Vorstellung für das Potenzial des Lastenfahrrades und wie es sich in die Unternehmenslogistik einbinden lässt. Hier setzen die gerade gestartete VCD-Kampagne „Ich fahre Lastenrad“ und das zweijährige wissenschaftlich begleitete Modellprojekt „Ich ersetze ein Auto“ an.

Privater Lastentransport

Die Lastenradausstellung des Projektes Velotransport der Berliner Agentur Velokonzept findet auf Publikumsmessen regen Zuspruch. Wie fährt sich das Rad? Kann man damit überhaupt so große Lasten bewegen? Wo stelle ich das Lastenrad zu Hause unter? Was kostet das? Kann man Lastenräder leihen? Zweirad oder Dreirad? Mit oder ohne Elektrozusatzantrieb? Diese Fragen bewegen private Nutzerinnen und Nutzer. Es besteht offensichtlich großer Bedarf an Information, Beratung, aber auch praktischen Erfahrungen.

Lastenanhänger sind zwar preiswerter und besser unterzustellen, doch fehlt ihnen der Charme des Lastenrades. Und vielleicht kann man in einigen Jahren Lastenräder genauso teilen und ausleihen wie heute Fahrräder und Autos. Dafür gibt es erste Ansätze wie die kostenlose, bundesweite Internetplattform www.velogistics.net der Berliner „Werkstatt Lastenrad“ zum privaten Cargo-Bikesharing.

Peter Barzel

www.velotransport.de  unabhängige Plattform mit umfangreichem Informationsangebot, gefördert vom Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung
 
www.nutzrad.de  nichtkommerzielle Seite mit Überblick über das weltweite Angebot an Lastenrädern, gegliedert nach Ländern, Herstellern und Typen.

www.werkstatt-lastenrad.de  Wissenssammlung zum Selbstbau eines Lastenrades mit Beispielen, Bauanleitungen und Hinweisen zu Workshops des Berliner Lastenrad-Netzwerkes

www.e-radkaufen.de  VCD-Kaufberatung zu E-Lastenrädern inklusive zahlreicher aktueller Modelle in der E-Rad-Datenbank