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Ein Pfad führt über eine grüne Alm
Ein Junge gießt Pflanzen, die in einer Holzkiste wachsen
Eine Seilbahngondel schwebt über eine dicht bebaute Stadt

Titel 5/2012

Mitfahrer finden

Was in der Stadt schon läuft, kann auch auf dem Land für flexible Mobiliät sorgen: Über die onlinegestützte Mitfahrzentrale flinc finden sich Menschen, die den gleichen Weg haben.

Foto: Marcus GlogerBei flinc muss die Mitfahrt nicht an einer Haltestelle beginnen. Sie startet, wo es gerade passt – online per Navigation gesteuert.

Arztbesuch, Auswärtsspiel, Einkaufen oder der Familienausflug zum Baggersee: Menschen auf dem Land brauchen ein Auto, wenn die Fahrt fürs Fahrrad zu weit ist oder der ÖPNV kein dichtes Netz bietet. In 14 Gemeinden der sogenannten LEADER-Region Limes in Baden-Württemberg ergänzt seit April 2012 die Mitfahrzentrale flinc das Angebot für Mobilität. Für die Bürger in den Landkreisen Rems-Murr, Schwäbisch-Hall und Hohenlohe bedeutet das: Es gibt eine Alternative zum eigenen Auto und zum ÖPNV für spontane und regelmäßige Fahrten. Damit werden sie mobil, sparen Spritkosten und schonen die Umwelt.

Nach der Registrierung bei flinc im Internet stellen die Teilnehmerinnen und Teilnehmer ihre Fahrt auf die Plattform – flinc schlägt automatisch und in Echtzeit passende Mitfahrer oder andersherum potentielle Fahrer für die Strecke vor. Das Ganze funktioniert auch unterwegs über das Smartphone. Der Dienst ist kostenlos. Flinc schlägt einen Preis für die gemeinsam zurückgelegte Strecke vor. Bezahlt wird in bar direkt beim Fahrer, der den Mitfahrer natürlich auch umsonst mitnehmen kann.

Die teilnehmenden Gemeinden machen mit Hilfe von Plakaten, Flyern und einem Hinweis auf der Gemeindewebseite auf den neuen Mobilitätsservice aufmerksam. „Aktiv werden müssen die Bürger aber selbst“, betont Benjamin Kirschner, einer der Mitgründer von flinc. Er wuchs in der Region auf, die sich heute zur LEADER-Region Limes zusammengeschlossen hat. LEADER ist ein Förderprogramm der Europäischen Union und des Landes Baden-Württemberg für den ländlichen Raum.

Rettung für Pendler

Auch für Pendler kann die Mitfahrzentrale flinc von großem Nutzen sein. Viele Menschen müssen lange Wege zum Arbeitsplatz zurücklegen. Hat ein Nachbar ein Dorf weiter fast die gleiche Strecke, können sich die beiden über flinc finden und spontan oder dauerhaft eine Fahrgemeinschaft bilden.

Foto: VaudeAntje von Dewitz (40), Geschäftsführerin des Outdoorausrüsters Vaude, setzt auf die Mobilitätslösung von flinc. Das Unternehmen ist Fördermitglied des VCD.

Aus diesem Grund nutzt die Firma Vaude flinc als Teil der Unternehmenslösung für ihr betriebliches Mobilitätsmanagement. Der Outdoorausrüster, der an seinem Firmensitz im schwäbischen Dorf Obereisenbach nördlich vom Bodensee 500 Menschen beschäftigt, nutzt flinc als Instrument, um die Organisation von Fahrgemeinschaften voranzubringen. „Unser Ziel ist es, dass sich möglichst Viele bei flinc anmelden. Das fördert die Kontakte unter den Kolleginnen und Kollegen und sensibilisiert sie für das Thema umweltfreundliche Mobilität“, sagt Hilke Patzwall, zuständig für die Bereiche Umwelt und Nachhaltigkeit bei Vaude. Bei einem durchschnittlichen Arbeitsweg von 27 Kilometern in hügeligem, selbst für ambitionierte Radfahrer anspruchsvollem Umland könnten nicht alle mit dem Fahrrad zur Arbeit kommen. „In einer eigenen Vaude-Gruppe bei flinc können die Mitarbeiter schnell und unkompliziert Autofahrten anbieten und Mitfahrten finden“, sagt die Sprecherin des Unternehmens, das auch Fördermitglied im VCD ist. Auch das Fazit von Vaude-Geschäftsführerin Antje von Dewitz fällt positiv aus: „Rund 200 Euro pro Monat gibt jeder unserer Mitarbeiter allein für den täglichen Arbeitsweg aus und produziert dabei im Jahr so viel CO2 wie ein Flug von Friedrichshafen auf die Kanarischen Inseln und zurück. Mit flinc gelingt es uns, die Mobilitätskosten und den CO2-Ausstoß zu senken. Und es bringt uns unserem Ziel eines umweltverträglichen Corporate Carbon Footprint ein gutes Stück näher.“

Man muss aber nicht im Schwäbischen wohnen oder bei Vaude arbeiten, um von der Mitfahrzentrale flinc zu profitieren. Besonders in großen Städten und Ballungsgebieten läuft flinc nach einem Jahr des Bestehens schon sehr gut. Jeder in Deutschland kann überall mitmachen. Je mehr Menschen sich anmelden und Fahrten auf der Plattform einstellen, desto besser funktioniert es.

Uta Linnert

flinc – so gehts

Anders als Mitfahrzentralen früher – mit Zetteln auf schwarzen Brettern – funktioniert flinc in Echtzeit über die Vermittlung im Internet. Die Plattform flinc analysiert Fahrtrouten und bringt Fahrer und Mitfahrer entlang der kompletten Strecke automatisch zusammen. flinc läuft auf dem PC und ­unterwegs über Navigations-Apps auf dem Smartphone. Eventuelle Umwege werden angezeigt. Durch persönliche Profile mit Bild und Autokennzeichen sowie die Möglichkeit, Fahrer oder Beifahrer nach der gemeinsamen Fahrt zu bewerten, will flinc für zusätzliche Sicherheit sorgen und ein Vertrauensnetzwerk aufbauen. 

fairkehr 5/2023