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Ein Pfad führt über eine grüne Alm
Ein Junge gießt Pflanzen, die in einer Holzkiste wachsen
Eine Seilbahngondel schwebt über eine dicht bebaute Stadt

Reise 5/2012

Ausprobiert: Privatzimmer buchen in Amsterdam

Private Zimmervermittlungen im Internet wie Airbnb boomen und laufen Hotels den Rang ab. 

Foto: Massimo Catarinella [CC-BY-SA-3.0], via Wikimedia Commons

Geplant ist ein Wochenende zu zweit in Amsterdam. Das Problem: Wie finden wir ein schönes Zimmer innerhalb des Grachtengürtels zu einem erschwinglichen Preis? Das glich bisher nämlich einem Lotteriespiel. Einmal hatten wir Pech und zahlten 140 Euro die Nacht für ein liebloses, schmuddeliges Hotelzimmer und ein Frühstück zum Davonlaufen. Ein anderes Mal hatten wir Glück und bezogen ein sauberes, helles Zimmer mit Minibalkon und Blick aufs Wasser. Zum Frühstück gab es außer leckerem Kaffee und Croissants auch Musik aus einer alten Jukebox – das Ganze sogar für 30 Euro weniger. Da in Amsterdam Unterkünfte generell rar und teuer sind und es auch keinerlei Qualitätsmanagement zu geben scheint, suchen wir diesmal ein Privatzimmer über die Internetplattform Airbnb. Meinem Reisebegleiter war die schöne Smartphone-App aufgefallen. Auch die Internetseite macht Lust aufs Buchen.

Der Name Airbnb steht für „Airbed and Breakfast", also Luftmatratze und Frühstück. Das Unternehmen ist eine Kombination aus Mitwohnzentrale und Social Network. Die Idee: Jeder kann sich etwas dazuverdienen, indem er einen Schlafplatz bei sich zu Hause an Gäste vermietet.




Fotos: www.airbnb.de



Fotos: www.airbnb.de



Fotos: www.airbnb.de



Fotos: www.airbnb.de

Airbnb vermittelt seit 2008 Privatunterkünfte im Internet. Rund zehn Millionen Übernachtungen hat das Unternehmen aus Kalifornien seitdem abgewickelt, aktuell listet die Seite über 200000 Angebote in 26000 Städten aus 192 Ländern. Der Erfolg des Unternehmens lockt auch Nachahmer aus Deutschland wie Wimdu oder 9flats. Besonders Stadtreisende nutzen die Privatzimmervermittlungen. Die Angebote reichen von der besagten Luftmatratze in der Küche über Gästezimmer bis hin zum Baumhaus oder zum Luxusappartement mit Meerblick.

Schutz gegen üble Absteigen

Die Suche ist einfach und ohne Anmeldung möglich: Reiseziel und Anzahl der Gäste angeben, Preislimit festlegen, Stadtteil wählen und über die Angebote staunen. Die Bewertungen anderer Reisender geben Auskunft über die Qualität des Angebotes. Kommt es zu einem Mietvertrag, zahlt man per Kreditkarte. Das Geld landet nicht direkt beim Gastgeber. Erst 24 Stunden nach Ankunft des Reisenden bekommt der Vermieter das Geld von Airbnb überwiesen. Bei bösen Überraschungen können Gäste eine Hotline anrufen und die Zahlung stoppen.

Wir möchten ins Amsterdamer Jordaan-Viertel und am liebsten unter 100 Euro für die Nacht zahlen. Mehr als 80 Ergebnisse werden angezeigt, ab 33 Euro. Wir könnten in einem privaten Hausboot auf der Amstel übernachten oder in einem Zimmer, das wie aus einer „Schöner Wohnen“-Zeitschrift ausschaut. Uns springt „Das Hinterzimmer im Stadtzentrum“ ins Auge – ein angebautes Ein-Raum-Häuschen im Hinterhof mit hohem Giebel und verglastem Dachfirst. Es könnte aus einem David-Lynch-Film stammen: rote Samtvorhänge, eine schwere Holztruhe, als Waschbecken dient ein alter Kupferkessel. Das Zimmer hat eine eigene Dusche, WC und Zugang zum Garten. Durch mehr als 20 Fotos klicken wir uns. Sie zeigen einen Rundumblick im Zimmer und in der näheren Umgebung. 94 Gäste haben das Zimmer bewertet – alle mit voller Punktzahl. Im Profil der Vermieter lesen wir, dass die Familie selbst im Vorderhaus wohnt und das Übernachtungsgeld in soziale Projekte in Amsterdam und in Afrika steckt. Was will man mehr?

Jetzt wird es spannend: Ist das Zimmer noch verfügbar? Der Kalender verschafft einen schnellen Überblick: Das nächste freie Wochenende finden wir in drei Monaten. Wir melden uns bei Airbnb an und buchen schnell und einfach über die App.

Valeska Zepp

fairkehr 5/2023