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Ein Pfad führt über eine grüne Alm
Ein Junge gießt Pflanzen, die in einer Holzkiste wachsen
Eine Seilbahngondel schwebt über eine dicht bebaute Stadt

Politik 5/2012

Bis die Luft rein ist

Der VCD und acht Partner aus Europa unterstützen die EU dabei, die Luftqualität in Städten zu verbessern.

Foto: istockphoto.de/MivPivKopenhagen zur Stoßzeit: Die dänische Hauptstadt wird im Projekt „Clean Air“ als Modellstadt für Luftqualität präsentiert.

Vor mehr als vier Jahren hat die EU ein Gesetz für saubere Luft verabschiedet, damit weniger Menschen krank werden oder vorzeitig sterben. Trotzdem atmen die Einwohner vieler europäischer Städte immer noch zu viel Feinstaub und Stickstoffdioxid (NO2) ein, regelmäßig werden an den Messstellen in den Innenstädten die erlaubten Grenzwerte überschritten.

Koordiniert vom VCD-Bundesverband haben neun europäische Umweltvereine Luftschadstoffen mit gebündelten Kräften den Kampf angesagt. Verbände aus Berlin, Brüssel, Kopenhagen, Wien, Budapest und Bratislava werden die Europäische Kommission in dem von ihr geförderten Projekt „Clean Air“ drei Jahre lang dabei unterstützen, die Luftqualität vor allem in Städten zu verbessern. Das Ziel: mehr umweltfreundliche Mobilität, weniger Dieselruß- und Stickoxid-Ausstoß.
Der VCD ist neben der Projektkoordination für die Schwerpunkte ÖPNV und Fahrrad zuständig. Außerdem wird der VCD-Bundesverband eine PR-Strategie ausarbeiten, mit der das Projektteam die europäische Öffentlichkeit über die Gefahren durch Feinstaub und Stickoxide informiert. „Die Bürger in Europa haben ein verbrieftes Recht auf saubere Luft“, sagt VCD-„Clean Air“-Projektleiter Heiko Balsmeyer. „Darüber klären wir sie auf. Und darüber, wie sich diese Schadstoffe reduzieren lassen.“ 

Zum Beispiel durch eine saubere Busflotte in Städten. Der VCD will ein Netzwerk zwischen fortschrittlichen Verkehrsunternehmen in Deutschland, Polen und Tschechien vorantreiben. Gemeinsam werden sie von der Politik Maßnahmen fordern und umsetzen, damit Busse weniger Schadstoffe in die Atemluft blasen – beispielsweise durch Nachrüstung mit Partikelfiltern.

Von Binnenschiff bis Fahrschule

Wer bessere Luft in Städten wolle, müsse außerdem die Menschen aufs Fahrrad bringen, so VCD-Projektleiter Balsmeyer. „Technische Lösungen wie Filter sind wichtig, doch es gibt noch weitere Wege“, sagt Balsmeyer, „beispielsweise die Förderung einer grundsätzlichen Verhaltensänderung im Bereich Mobilität.“ Der Plan ist, ein europäisches Netz von „European Biking Cities“ zu knüpfen. Gemeinsam mit diesen „Vorreitern für eine offensive Fahrradpolitik in Europa“ werde der VCD herausarbeiten, welches die wirkungsvollsten Maßnahmen für mehr Radverkehr seien und diese europaweit bewerben, erklärt Balsmeyer. Und auch in den Vorbildstädten selbst solle der Anteil der Fahrradfahrer weiter erhöht werden.Eine dieser europäischen Fahrradstädte ist Kopenhagen. Der dänische „Clean Air“-Partner The Danish Ecocouncil wird Kopenhagen im Rahmen des Projekts als Modellstadt für Luftqualität präsentieren und dabei besonders auf die Rolle des Fahrradverkehrs eingehen.

Mit Partikelfiltern für Binnenschiffe wird der BUND sich befassen, der NABU setzt sich für sauberere Luft in Seehäfen ein. Der Verkehrsclub Österreich vcö will die City-Maut als Instrument zur Luftreinhaltung propagieren, CEPTA (Centre for Sustainable Alternatives) aus Bratislava entwickelt ökologische Fahrtrainings für Fahrschulen in der Slowakei. Die ungarische Clean Air Action Group CAAG wird einen Mix verschiedener politischer Instrumente vorantreiben, um die Luft in Budapest gesünder zu machen: Förderung von Partikelfiltern, City-Maut, freie Fahrt für Busse auf eigenen Spuren. Die Deutsche Umwelthilfe DUH plant, ein Netzwerk aus Umwelt- und Verbraucherschutzorganisationen aufzubauen, die mit Hilfe von gerichtlichen Klagen für bessere Luft kämpfen. Transport & Environment, der europäische Dachverband aller „Clean Air“-Partnervereine, begleitet vor Ort in Brüssel die politische Arbeit der EU-Kommission.

Die neun Umweltverbände kooperieren bereits seit 2009 in der Kampagne „Rußfrei fürs Klima“. Nun werde die bewährte Zusammenarbeit auf eine noch breitere Basis gestellt, sagt VCD-Projektleiter Heiko Balsmeyer. „Es gibt weiter viel zu bewegen, bis die Luft in Europa rein ist.“

Kirsten Lange

fairkehr 5/2023