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Ein Pfad führt über eine grüne Alm
Ein Junge gießt Pflanzen, die in einer Holzkiste wachsen
Eine Seilbahngondel schwebt über eine dicht bebaute Stadt

Service 4/2012

Die leichte Wanderausrüstung

Schuhe, Jacken und Rucksäcke im Test

Schuhe

Foto: Stefan SchwenkeDicht im Regen und in Sturzbächen: Schmutz und Nässe machen dem guten Wanderschuh nichts aus.

Der Auswahl des richtigen Wanderschuhs ist die wichtigste Voraussetzung für das Gelingen jeder Tour. Der Schuh muss gut passen. Denn der hochwertigste Wanderschuh taugt nichts, wenn er Schmerzen durch Druckstellen und Blasen an den Füßen verursacht.

Bergschuhe kauft man auf jeden Fall im Fachgeschäft. Nehmen Sie sich genügend Zeit fürs Probieren und lassen Sie sich beraten. Es gibt eine handvoll Marken, die seit vielen Jahrzehnten Wanderschuhe für unterschiedliche Einsatzgebiete herstellen. Auf deren Erfahrung und Qualität ist Verlass. Hier zu sparen und einen geklebten Billig-Schuh zu kaufen wäre ein Risiko.

Das richtige Modell hält viele Jahre

Der ideale Bergstiefel für anspruchsvolle Wanderungen besitzt eine steife, profilierte, griffige Sohle. Damit meistert man selbst Altschnee­­felder, Geröllhalden und nasse Grashänge. Ein stabiler Schaft schützt und gibt Halt. Vorne, an den Zehen, sollte ausreichend Bewegungsfreiheit bleiben. Diese sorgt für Trittsicherheit in steilen Passagen.

Ob der Schuh ganz aus Leder genäht ist oder eine wasserdichte, atmungsakative Membran besitzt, ist Anschauungs­­­sache. Beides hat Vor- und Nachteile. Ein guter Lederschuh passt sich vielleicht dem Fuß besser an. Durch Wachsen bekommt man ihn auch dicht. Wer das richtige Modell für seine Füße aussucht, hat für viele Jahre ausgesorgt. 

Funktionswäsche

Foto: HerstellerAngenehm auf der Haut und schön warm: Wäsche aus reiner Wolle. Microweight Crew, Smartwool, 130 Gramm

Erste Lage auf der Haut ist die Funktionsunterwäsche. Sie soll den Körper trocken halten und Schweiß nicht aufsaugen, sondern vom Körper wegleiten. Wenn es heiß ist oder wir wegen großer Anstrengung viel schwitzen, sind synthetische Materialien aus Polyester oder Polyamid mit Elasthan optimal. Sie sind sehr leicht, trocknen extrem schnell und bleiben in Form.

Bei kühlerem Wetter und geringer Anstrengung hat Unterwäsche aus reiner Wolle Vorteile. Die Naturfaser reguliert die Körpertemperatur, trägt sich sehr angenehm auf der Haut und nimmt keinen Körpergeruch an. Wir hatten ein einziges langärmliges dünnes Wollhemd mit auf Tour, das uns an kühlen Tagen, am Abend vor der Hütte und beim Schlafen schön gewärmt hat und das auch nach einer Woche Gebrauch noch nicht gewaschen werden musste.

Bei den Socken haben wir komplett auf Wolle umgestellt. Sie sind weich, bieten das beste Pols­ter und hervorragende Klimakontrolle im Schuh. Wer die Socken abends lüftet, kommt eine ganze Woche mit einem Paar aus. Das spart Gewicht im Rucksack.

Grundausstattung

Foto: HerstellerSchöner wandern – Shirt mit UV-Schutz, maximal schadstofffrei, schnelltrocknend, Kungs Shirt, Vaude, 110 Gramm
Foto: HerstellerDünn wie Seide, perfekte Isolation über Shirts, flexibel im Einsatz, Softshell Ladies Lauriston Jacket, Kjus, 140 Gramm.

Zur Grundausstattung gehören T-Shirt, Wanderbluse oder -hemd und Wanderhose. Wenn es warm ist und man nicht durch Gestrüpp geht, in Felsen klettert oder durch Schwärme von Mücken muss, ist zum Wandern eine kürzere Hose perfekt. Diese Kleidungsstücke sind aus atmungsaktiven Funk­tions­stoffen genäht. Wenn die Hemden abends nicht mehr frisch riechen, kann man sie mit Shampoo unter ­kaltem Wasser waschen. Sie trocknen im Nu.

Wenn es noch nicht richtig kalt ist, leisten ­ultraleichte Softshells über dem Hemd gute Dienste. Sie sind dünn wie Seide und wiegen so gut wie nichts. Sie trotzen dem Wind und halten auch einem leichten Sprühregen stand.

Foto: HerstellerSehr leichte, robuste Hose, winddicht, ­wasserabweisend, elastisch, atmungs­­aktiv. Öko-Kollektion, Grindstone Pants, Vaude, 296 Gramm

Hosen, mit denen man sich nicht verstecken muss

Spezielle Wanderhosen sind lässig geschnitten, machen jede Bewegung mit, haben aber trotzdem mittlerweile Schnitte, in denen man sich nicht verstecken muss. Sie besitzen einen Zwickel statt störender Nähte, und an beanspruchten Stellen ist das Material verstärkt. Die Stoffe sind elastisch, haltbar und sehr leicht. Regen perlt an ihnen ab. Was eindringt, trocknet schon beim Tragen wieder.

Abzippbare Hosen haben sich nicht bewährt, weil die Reißverschlüsse am Bein kratzen und bei jedem Schritt stören. Auch Grammzähler nehmen besser eine Shorts zum Wechseln mit. 

Kälteschutz

Foto: HerstellerMacht sich im mitgelieferten Beutel ganz klein und hält warm: Ultralight Down Hoody, Patagonia, 220 Gramm

Reicht Lage zwei nicht mehr aus, kommen Fleecepullis oder Thermojacken zum Einsatz. Besonders überzeugt haben uns superleichte Daunenjacken als Zwischenschicht – oder als letzte Schicht, wenn es nicht in Strömen regnet. Sie sind federleicht, leider teuer, aber wer sie dabeihat, braucht sonst nichts Warmes ­mitzunehmen. Man kann in diesen Jacken wandern, sie halten mollig warm auf zugigen Hüttenterrassen oder in der Nacht, wenn die Wolldecke des Lagers nicht ausreicht.

Die wärmende Mittelschicht gibt es natürlich auch aus reiner Wolle. Diese trägt sich angenehm, war uns aber als Ersatzjacke für den Rucksack einfach zu schwer.

Regenschutz

Foto: HerstellerIdeal als Notfallwetterschutz beim Wandern: komprimierbar, wasserdicht, an den Schulten verstärkt: Alpha-SL-Hybrid-Jacket, Arc’teryx , 229 Gramm
Foto: HerstellerMinimales Packmaß bei maximaler Funktion: elastisch, wasserdicht, winddicht und hoch atmungsaktiv. Passt in jede ­Tasche und beschwert die Bergtour nicht, Mischabel Jacket, Vaude, 255 Gramm

Besonders im Gebirge können Wetterwechsel tückisch sein und schnell heraufziehen. Abolut wasserdichte Jacken und Hosen schützen wirkungsvoll vor strömendem Regen und eisigem Wind. Ihre Nähte sind verschweißt und auch die Reißverschlüsse sollten dicht sein. Ihre Membranen und Beschichtungen versuchen, so ­atmungsaktiv wie möglich zu sein. Das klappt nicht immer.

Deshalb haben gute Ja­­­cken Unterarmreißverschlüsse für zusätzliche Belüftung, ihre Kapuzen lassen sich so einstellen, dass sie die Sicht nicht behindern, und passen bei Bedarf über einen Helm. Das Ma­terial ist in der Regel fester und soll auch der ­Beanspru­chung durch die Trageriemen des Rucksacks standhalten.

Wer schon weiß, dass er nicht stundenlang durch Regen läuft, und bei Extrem­wetter pausiert oder auf der Hütte ras­ten kann, kommt mit einer leichteren Regenjacke zurecht. 

Rucksack

Die erste Überlegung beim Kauf eines Rucksacks gilt dem Einsatzgebiet. Die Hersteller unterscheiden zwischen Tagesrucksäcken, sogenannten Daypacks, die für eine kleinere Tour ausreichend sind, und Mehrtagesrucksäcken für entsprechend mehr Gepäck. Dabei geben sie das Packvolumen in Litern an.

Wer nicht auf Übernachtungen im Freien angewiesen ist, kommt bei einer Mehrtagestour im Sommer bei geschickter Auswahl des Inhalts mit Rucksäcken ab 36 Litern Volumen aus. Größer geht immer, mehr Gepäck macht den Rucksack ­natürlich schwerer. Ausschlaggebend sind die Anatomie des Trägers oder der Trägerin und das Tragesystem des Rucksacks. Auch hier gilt: Ein gutes Fachgeschäft hat verschiedene ­Modelle – voll bepackt zum Aufsetzen und ­Tes­ten – vorrätig.

Einheit von Last und Trägern

Mittlerweile gibt es auch Rucksäcke speziell für Frauen. Sie sind schmaler geschnitten, aber auch kürzer. Die Trageriemen müssen zu den Schultern passen, der Hüftgurt soll oberhalb des Beckens sitzen und festgezurrt den Großteil des Gewichts tragen.

Man sollte bei der Rucksackwahl darauf achten, dass das Rückensystem Belüftung garantiert, die Gurte gut gepolstert sind und vor allem, dass sie sich optimal verstellen lassen. Das Rucksackgewicht sollte nah am Körperschwerpunkt sein, damit Träger und Last eine Einheit bilden. Der Rucksack darf beim Gehen nicht hin- und herrutschen. Leicht zugängliche Seitentaschen, Gurte für Zusatzgepäck oder zur Kompression, ein getrenntes Fach für Feuchtwäsche oder Schuhe und ein integrierter Regenüberzug sind Ausstattungsmerk­­­male, auf die es beim Kauf eines passenden Rucksacks ebenfalls ankommt.

Foto: Stefan SchwenkeIn den 36-Liter-Rucksack passt alles rein für sechs Tage Sommerwandern in den Alpen – vorausgesetzt man hat leichte Ausrüstung dabei. Maremma 36, Vaude, leer 890 Gramm

Was sonst noch mit muss

Wer in Teilen der Alpen wandert, die gut mit Wegen und Hütten erschlossen sind, kann sich auf das Nötigste beschränken. Eine Ausrüs­­tungscheckliste ist hilfreich.

Wichtig ist im Gebirge Sonnenschutz: Brille, Präparat mit ausreichendem Lichtschutzfaktor, vielleicht eine Kopfbedeckung. Toilettenartikel in Probiergrößen, Handtuch und einen Hüttenschlafsack, aus Baumwolle oder Seide, muss jeder Gast für die Nacht mitbringen. Leichte Schuhe für die Hütte sind ebenfalls Vorschrift.

Teles­kop-Wanderstöcke, die sich klein zusammenschieben und an den Rucksack binden lassen, wenn man die Hände frei haben muss, sind nützlich. Dabei sein sollten natürlich Trinkflaschen zum Nachfüllen für ausreichend Wasser unterwegs sowie energiereiche Müsliriegel gegen den Hunger. Da man im Gebirge besser nicht allein unterwegs ist, reicht es völlig, wenn einer aus der Gruppe Wanderkarte und Notfallapotheke dabei hat.

Am schönsten und sichersten wandert es sich ohnehin mit einem verlässlichen Wanderpartner, der Hilfe holen kann, wenn trotz aller Vorsicht ein Unfall passiert. Denn mit durchgehendem Handyempfang darf man im Gebirge nicht rechnen.

Eine Checkliste und ausführliche Infos zur Ausrüstung gibt es auf der Internetplattform www.wirsindanderswo.de.

Die Marken im fairkehr-Check

Adidas: Der deutsche Sportartikelhersteller steht für besonders modische Wanderausrüstung – ist aber nicht für Expeditionen, sondern mehr für die Freizeit gemacht. Angenehm tragbare Materialien mit guten Schnitten. 

Arc’teryx: Das kanadische Unternehmen ist spezialisiert auf hochwertige Outdoorausrüstung aus langlebigen, leistungsstarken Materialien. 

Kjus: Die Schweizer Firma rüstet eigentlich Skifahrer aus. Beim Wandern steht sie für neues Design und herausragende Qualität. Besondere Schnitte und die Verwendung von erstklassigen Stretch-Materialien soll größtmögliche Bewegungsfreiheit bieten. 

Patagonia: Die Firma hat verschiedenen Initiativen ins Leben gerufen, um die Produktion möglichst umweltfreundlich zu gestalten. Ein Prozent des Umsatzes geht an Gruppen, die sich für Naturschutz engagieren. Patagonia verwendet keine Lebendrupf-Daune und nur Federn von Betrieben, die artgerechte und umweltschonende Gänsehaltung garantieren. 

SmartWool: Socken und Zubehör auf Basis von Merinowolle. Die Firma bezieht ihre Wolle ausschließlich von Händlern, die auf das grausame Scherverfahren „Mulesing“ verzichten – gesichert und überprüft durch die Zque™-Zertifizierung. Diese garantiert einen respektvollen Umgang mit den Schafen.

Vaude: Der süddeutsche Bergsportausrüster steht für innovative und hochfunktionelle Produkte und einen respektvollen Umgang mit der Natur und dem Menschen. Ökologische und soziale Nachhaltigkeit sind zentrale Unternehmenswerte. Vaude führt eine Öko-Kollektion und ist Fördermitglied des VCD. 

fairkehr 5/2023