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Ein Pfad führt über eine grüne Alm
Ein Junge gießt Pflanzen, die in einer Holzkiste wachsen
Eine Seilbahngondel schwebt über eine dicht bebaute Stadt

Politik 4/2012

Ein Netz statt nur nett

Engagiert und beharrlich: Die ehrenamtlichen Aktiven des VCD-Regionalverbands Köln beeinflussen die Verkehrspolitik.

Foto: Kirsten LangeEin Teil der ehrenamtlichen Radverkehrsexpertinnen und -experten im VCD-Regionalverband Köln. Mehr als 15 Aktive ­gehören zum Arbeitskreis Radverkehr.

Drei Neue sitzen in der Runde der VCD-Radverkehrsexpertinnen und -experten. Ein Mann, Mitte 40, aus Nippes, der sich vorstellen kann, längerfristig beim Arbeitskreis Radverkehr des VCD-Regionalverbands Köln mitzuarbeiten. Und ein Ehepaar, um die 50, das in Köln-Mülheim eine Bürgerinitiative mitgegründet hat und nun die Zusammenarbeit mit dem VCD anschieben möchte.

Der 2009 gegründete Kölner AK Radverkehr zieht im­mer wieder Interessierte an, was Gründer Ralph Herbertz freut. „Themenspezifische Arbeitsgruppen tragen dazu bei, dass die Leute auf den VCD aufmerksam werden“, sagt Herbertz, der auch die Kölner VCD-Geschäftsstelle koordiniert. „Verkehrspolitik ist eine komplexe Angelegenheit. Je konkreter das The­ma ist, an dem man mitarbeiten kann, desto besser lassen sich damit Aktive gewinnen.“

Themen an diesem Donnerstagabend in den historischen Mauern der Alten Feuerwache in Köln: Öffnen von Einbahnstraßen für Radfahrer, die neuen Velorouten der Stadt und die bevorstehende Pressekonferenz des VCD zur Nord-Süd-Fahrradroute durch Köln. Elf Männer und Frauen zwischen Mitte 30 und Anfang 60 diskutieren im Büro des Regionalverbands und bringen sich gegenseitig auf den neuesten Stand ihrer Aktionen.

„Hier mal einen Bordstein absenken, da mal ein Schild aufstellen, das ist nett, aber es ist kein Netz“, kritisiert Ralph Herbertz, als das Thema Velorouten zur Sprache kommt. Köln hat in den vergangenen Jahren mehrere Radrouten ausgewiesen. Einige davon hat der VCD überprüft und ein Konzept mit kurz- bis langfristigen Maßnahmen entwickelt, die das Angebot für Radfahrer weiter verbessern sollen. Bei einem ersten Ortstermin werden die VCD-Aktiven mit Vertretern der Stadt über die Maßnahmen und ihre Gewichtung diskutieren. Die Zusammenarbeit mit den Verantwortlichen funktioniert gut, der Kölner Fahrradbeauftragte ist zweimal jährlich beim AK Radverkehr zu Gast. 

Mehr Nachtverkehr dank VCD

Auch der seit vielen Jahren aktive Arbeitskreis ÖNPV im VCD Köln pflegt gute Kontakte zu Verkehrsunternehmen und Entscheidungsträgern. „Die Erfolge des AK ÖPNV können die Menschen in der Region tagtäglich erleben“, sagt Herbertz. „Aktuell erfahrbare Erfolge sind die Einrichtung der Unibuslinie 142 und der Ausbau des Nachtverkehrs.“

Sein Konzept für einen besseren Spät- und Nachtverkehr stellte der Arbeitskreis Ende 2008 vor. Das regte die Jugend­organisationen von Grünen und SPD an, auf Basis der VCD-Vorschläge eigene Konzepte zu entwickeln. Der VCD setzte währenddessen seine Lobbyarbeit kontinuierlich fort – und seit Dezember 2011 fahren die Stadtbahnen Freitag- und Samstagnacht auf fast allen Linien im Halbstundentakt. Im Spätverkehr unter der Woche sind ab diesem Dezember bessere Verbindungen geplant.

Wichtiger Teil der Lobbyarbeit ist die Zeitschrift des VCD-Regionalverbands Köln, die „Rhein-Schiene“, für die ein eingespieltes Redaktionsteam verantwortlich ist. Die Auflage hat sich in den vergangenen dreieinhalb Jahren auf 7500 Hefte verdreifacht. Die zweimal jährlich erscheinende Zeitschrift liegt an mehr als 150 Stellen in der Stadt, unter anderem in ÖPNV-Kundencentern. Mitglieder und Entscheidungsträger bekommen sie direkt. „Mit der »Rhein-Schiene« erreichen wir seit bald 25 Jahren Akteure in Politik, Verwaltung und Verkehrsunternehmen“, sagt Ralph Herbertz. „Zudem ist sie ein wichtiges Instrument, um Mitglieder zu gewinnen und zu binden.“

Die Mischung aus „erfahrenen Ha­sen die sich mit Richtlinien auskennen“, und jüngeren Leuten, die mit Enthusiasmus und Idealismus viel bewegen wollen, gibt der Arbeit des VCD Köln Schwung. Wichtig sei auch eine gute Portion Optimismus und Flexibilität, so Herbertz. „Offenheit für neue Themen und für neue Personen hält den VCD vor Ort lebendig.“

Kirsten Lange

fairkehr 5/2023