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Ein Pfad führt über eine grüne Alm
Ein Junge gießt Pflanzen, die in einer Holzkiste wachsen
Eine Seilbahngondel schwebt über eine dicht bebaute Stadt

Politik 3/2012

Park-Berater

In einem EU-Projekt hat der VCD Nordost untersucht, wie Natur­schutzgebiete nachhaltige Mobilität voranbringen können.

Foto: Jörg BeckenDas VCD-Team analysierte unter anderem das Mobilitätskonzept im norwegischen Dovrefjel-Sunndalsfjella-Nationalpark.

Drei Jahre waren Jörg Becken, Philipp Wagner und Marion Laube vom VCD Nordost immer wieder zwischen Mecklenburg-Vorpommern, Dänemark, Norwegen und dem Baltikum unterwegs. Gemeinsam mit Partnern der dänischen Universität Roskilde untersuchten sie im EU-Projekt „Parks & Benefits“, wie man Naturschutzgebiete mit Konzepten für nachhaltige Mobilität attraktiver gestalten kann – ohne dass Besucherströme deren Kapazität überfordern. Sie arbeiteten dabei mit sieben Natur- und Nationalparks sowie einem Biosphärenreservat aus der Ostseeregion zusammen.

Das Team mit VCD-Projektleiter Jörg Becken analysierte auf halbjährlichen Projekttreffen in den Parks, wie gut die Gebiete mit Bus und Bahn erreichbar sind, wie viele Rad- und Wanderwege es gibt und ob die Wege barrierefrei sind. Es sammelte vorbildliche Praxisbeispiele und interviewte Vertreter der Schutzgebietsverwaltungen, um herauszufinden, welchen Stellenwert das Thema Mobilität überhaupt einnimmt. In Workshops wurden die Ergebnisse mit allen acht Parks diskutiert.

Wie viel Tourismus verträgt ein Schutzgebiet?

„Die Vernetzung war ein wichtiger Be­standteil des Projekts“, sagt Jörg Becken. „Schutzgebiete verstehen sich in der Regel als autonom, arbeiten nicht zusammen, tauschen sich nicht aus.“ Außerdem sähen die meisten Parks ihre Hauptaufgabe im Naturschutz. Doch auch der Tourismus sei ein wichtiger Faktor. „Die Parkverwaltungen müssen sich mit Stakeholdern aus dem Tourismusbereich vernetzen“, betont Becken. „Mit Reiseanbietern, Hotels oder Bus- und Bahnunternehmen.“

Doch wie viel Tourismus verträgt ein Schutzgebiet? Der VCD Nordost erstellte Leitlinien, wie sich Verkehr in die und in den Schutzgebieten umweltfreundlicher gestalten lässt und was die Parks tun müssen, damit ihre Besucher das Auto stehen lassen. Außerdem beschrieben die Park-Berater, wie Wege für Rollstuhlfahrer, Blinde, Senioren oder Eltern mit Kinderwagen ausgebaut sein müssten.

Im Januar 2012 endete das Projekt „Parks & Benefits“, das aus Geldern des europäischen „Baltic Sea Region“-Programms finanziert und vom Ministerium für Landwirtschaft, Umwelt und Verbraucherschutz Mecklenburg-Vorpommern geleitet wurde.

Die Erfolge aus Sicht des VCD: „Die ersten Parks haben Empfehlungen aus unseren Leitfäden umgesetzt“, sagt Projektleiter Jörg Becken. So organisierte der Kemeri-Nationalpark in Lettland einen „Nature Invites You“-Aktionstag und setzte dafür Shuttle-Busse ein, um zu zeigen: So bequem erreicht man den Nationalpark mit dem ÖPNV. Der norwegische Dovrefjel-Sunndalsfjella-Nationalpark baute einen Weg von einer alten Mine zu einem Aussichtspunkt für Rollstuhlfahrer und Gehbehinderte aus, und auch der litauische Regionalpark Kurtuvenai investierte in den barrierefreien Zugang zu drei Touristenattraktionen.

Wichtige Erfahrungen

Nicht nur die Parks und ihre Besucher profitieren von „Parks & Benefits“ – auch die VCD-Aktiven haben wichtige Erfahrungen auf europäischer Ebene gesammelt. Der Berliner Jörg Becken engagiert sich beim VCD Nordost seit sechs Jahren als Tourismusexperte. Er ist verantwortlich für den jährlichen VCD-Tourenplaner, mit dem sich Reisen per Bus und Bahn ab Berlin organisieren lassen. Außerdem gab er gemeinsam mit seiner Kollegin Marion Laube bis 2011 die zweisprachige Broschüre „Via Regia. Mit Bahn und Bus den Süden Polens entdecken“ heraus (www.via-regia-reisen.de). „Der VCD Nordost hat das Expertenwissen und ein Netzwerk im Bereich Tourismus in Osteuropa“, sagt Becken. „Das haben wir mit dem Projekt weiter ausgebaut.“    

Kirsten Lange

Der VCD Nordost hat mit der Uni Roskilde eine englischsprachige Broschüre zum Projekt „Parks & ­Benefits“ herausgegeben.

fairkehr 5/2023