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Ein Pfad führt über eine grüne Alm
Ein Junge gießt Pflanzen, die in einer Holzkiste wachsen
Eine Seilbahngondel schwebt über eine dicht bebaute Stadt

Service 2/2012

Ankommen ist nicht alles

Etwas Übung und Geduld braucht es, bis es Spaß macht: Fahrradnavigationsgeräte führen zuverlässig durchs Land ­– trotzdem wird die Wanderkarte nicht arbeitslos.

Foto: Thomas FroitzheimTestgerät Garmin Oregon: Mit einer präzise am PC vorbereiteten Tour findet das Fahrradnavi jeden noch so kleinen Weg.

Was beim Autonavi recht ist, näm­lich das automatische Berechnen einer Strecke von A nach B, versprechen inzwischen auch die Fahrradnavigationsgeräte. Allerdings erweist sich die sogenannte Routingfähigkeit bei der Outdoor-Navigation als wesentlich komplexer. Denn Radfahrerinnen und Radfahrer möchten nicht einfach auf der kürzesten oder schnellsten Strecke fahren, sondern eine schöne Tour erleben, möglichst flexibel und ganz nach den persönlichen Bedürfnissen unterwegs sein.

So brauchen Rennradfahrer asphaltierte Strecken, die Mountainbiker gar nicht mögen. Viele Tourenradler wollen Steigungen vermeiden, die wiederum von sportlichen Radfahrern geliebt werden. Es geht in der Freizeit nicht darum, ein Ziel zu erreichen, sondern der Weg ist das eigentliche Ziel.

Dazu muss ein Outdoor-Navigationsgerät neben dem kompletten Straßennetz auch noch alle Feld- und Waldwege enthalten, zusätzlich möglichst noch ausgeschilderte Radrouten und Tourenvorschläge. Für diese Anforderungen gibt es derzeit noch keine ausreichend präzisen, aktuellen, digitalen Karten. Die Wege sind zwar mehr oder ­we­niger vollständig enthalten, deren Eigenschaften wie Oberflächenbeschaffenheit oder Belastung durch Autoverkehr aber nur unzureichend. Sie können keiner offiziellen Quelle entnommen werden. Niemand kann professionell diese Wege ständig abfahren und dokumentieren. Ist man sich dieser Unzulänglichkeiten bewusst, sind die automatisch berechneten Ergebnisse der Outdoor-Geräte gar nicht so schlecht.

Sicherheit bei Regen

Ein Navi für den Fahrradlenker muss wasserfest und stoßsicher sein. Das beherrschen beide getesten Kandidaten sehr gut. Längere Regenfahrten sind kein Problem. Beide werden durch zwei wechselbare AA-Akkus, Mignon-Zellen, gespeist und halten mehr als acht Stunden durch – das schafft kein Smartphone. Für iPhone, Android-Handy & Co gibt es inzwischen aber ebenfalls interessante Navigations-Apps.

Die Outdoor-Navis besitzen ein transflektives Display, welches die Sonnenstrahlen zur brillanteren Darstellung nutzt. Wirklich gut ablesbar erscheinen aber auch sie meist nur in einem bestimmten Winkel zur Sonneneinstrahlung. Bei bedecktem Himmel empfiehlt es sich, die leider sehr stromfressende Hintergrundbeleuchtung zuzuschalten. Beide Navis werden vorwiegend über ihren Bildschirm bedient. Diese ­Touch­­­­screens funktionieren sogar bei Minustemperaturen, auch mit Handschuhen.

Fotos: HerstellerDer Falk Lux leitet mit Abbiegehinweisen und Sprachausgabe. Auf dem Höhenprofil kann man die eigene Position erkennen (li.) Garmin-typische Streckennavigation: Die lila Linie zeigt, wo es langgeht (re.).
Fotos: Hersteller

Position und Höhenmessung

Grundlegende Funktion ist die präzise Anzeige der eigenen Position. Damit haben GPS-Geräte der aktuellen Generation selbst im Wald keine Probleme mehr. Vorausgesetzt man gönnt ihnen beim Start der Tour ein paar Ruheminuten zur Positionserfassung. Der Streckenverlauf kann aufgezeichnet und für spätere Touren heruntergeladen werden. Auch die Höhe zeigen beide Geräte relativ genau an. Ihre entscheidenden Unterschiede zeigen Falk und Garmin aber bei ihren Inhalts- und Bedienkonzepten.

Das Wesentliche beherrschen

Auspacken, einschalten, Ziel eingeben und losfahren: Der vielleicht entscheidende Vorteil des Falk-Gerätes ist seine direkte Einsatzfähigkeit und die einfache Bedienung. Sie ist der von Autonavis sehr ähnlich. Im Gerät ist eine Deutschlandkarte vorinstalliert, die auch ADFC-Radrouten enthält. Nach Beherrschen von wenigen Tasten bewegen sich auch Erstnutzer nahezu intuitiv durch die Menüführung und können sich ihre ersten Strecken ausrechnen lassen.

Das Garmin-Gerät hingegen besitzt zwar eine grobe Basiskarte, zur Navigation sind aber zusätzliche, detailiertere Karten erforderlich. Für den Outdoor-Bereich empfiehlt Garmin hierfür die „Topo Deutschland-Karte“. Sie schlägt mit etwa 200 Euro zusätzlich zu Buche. Es geht aber auch kostenlos – mit den OpenStreet­Map (OSM)-Karten aus dem Internet. Sie sind nach unserem Test insbesondere in Innenstädten sehr detailreich und aktuell. Beim Falk ist das Kartenangebot leider begrenzt und OSM-Karten sind auch nicht frei installierbar. Weltweite Karten bietet www.footmap.de.

Nun ist der Zieleingabe-Knopf beim Garmin schnell gefunden, doch dann bietet das Gerät 25 Kategorien unterschiedlicher Ziele an, von denen sich die meisten als POIs, das ist eine Sammlung vorinstallierter Einzelziele wie Sehenswürdigkeiten, Hotels, Restaurants, herausstellen. Dabei kann auch die Garmin-Bedienung sehr schnell und einfach sein – vorausgesetzt man hat sie einmal in Ruhe zuhause durchgespielt.

Andererseits zeigt auch der Falk Lux insgesamt elf verschiedene Möglichkeiten, ein Ziel einzugeben. Hinzu kommen Variationen wie „kurze“, „einfache“, „sportliche“ Strecke , dann wird man gefragt, ob man Straßenverkehr, Rad- oder Wanderwege, Gefälle, Tunnel oder Fähren verwenden oder vermeiden möchte. Auch mit dem Falk kann man sich stundenlang beschäftigen, um unterschiedliche Routenvarianten auszutesten. Aber man muss es nicht.

Nachdem wir uns zahlreiche Strecken mit verschiedenen Varianten auf beiden Geräten ausrechnen ließen und diese dann auch abgefahren sind, erscheinen uns die automatisch berechneten Strecken auf dem Falk deutlich fahrradtauglicher als die Ergebnisse des Garmin.

PC-Planung ist besser

Wer bestimmte Strecken, zum Beispiel Radfernwege, regionale Radrouten oder feste Tourenvorschläge, nachfahren möchte, sollte diese am besten zuhause am PC planen und sich dann – teilweise auch mit Kartenhintergrund – per USB-Kabel auf das Gerät laden. Anzahl und Länge der ladbaren Touren sind praktisch unbegrenzt. Mit einem Mausklick kommt so beispielsweise der komplette Elberadweg aufs GPS-Gerät.

Fotos: Thomas FroitzheimTestgerät Falk Lux: Einfach zu bedienen und gut geeignet auch für Alltagswege und ­Fahrradtouren in der Stadt.

Das geht mit spezieller Software wie dem kostenlosen Garmin BaseCamp, oder, noch komfortabler, mit MagicMaps (ab 49 Euro). Dieses Programm ermöglicht es, individuelle Strecken auf topographischen Karten am Bildschirm mit der Maus nachzuzeichnen. Für fortgeschrittene Nutzer empfiehlt sich eine Software wie QuoVadis (149 Euro), mit der man unterschiedlichste Karten nutzen und zum Beispiel eingescannte Karten auf sein Gerät bringen kann.

Navi im ÖV-Verbund

Gut gefallen hat uns beim Falk die Möglichkeit, direkt zwei Alternativstrecken ausrechnen zu lassen. Ebenso bietet dieses Navi die Möglichkeit, Bushaltestellen und Bahnhöfe in die Streckenplanung mit einzubeziehen. Außerdem hat es einen kleinen Reiseführer von Deutschland an Bord, der zu Sehenswürdigkeiten führt und diese erklärt.

Während das Garmin seine Benutzer hauptsächlich über die Wegeführung auf dem Display und maximal mit einigen Piepstönen leitet, bietet das Falk-Navi auch die Führung per Sprachausgabe an. Diese erweist sich allerdings zuweilen als ungenau und ist nach unserer Meinung nicht entscheidend für den Navigationserfolg.

Für Geocaching-Fans leisten beide Geräte gute Dienste, denn mit ihnen können die kompletten Schatzbeschreibungen aus dem Internet angezeigt werden.

Radtouren mit GPS können richtig Spaß machen, wenn man sich einmal in die Navigationswelt eingearbeitet hat. Dann gibt es unterwegs keinen Orientierungsstress mehr. Die Geräte führen präzise auf mehr oder weniger gewünschten Strecken zum Ziel.

Netter ­Neben­effekt: Mit dem automatischen Routing lassen sich Städte sehr gut entdecken – nicht nur auf Radtouren, sondern auch bei Alltagsfahrten. Trotz aller GPS-Führung wird die Papierkarte nicht arbeitslos. Sie ist nach wie vor ein wunderbares Planungsmedium am Schreibtisch und die Rettung beim Ausfall der Akkus unterwegs.

Thomas Froitzheim

Der Autor bietet GPS-Schulungen für Einsteiger, Fortgeschrittene und Fachhändler.

Rad-Navigation im fairkehr-Test

Der fairkehr-Test vergleicht das Gerät Garmin Oregon (450 Euro, 349 Euro ohne Karte) mit dem sportlich orientierten Falk Lux 30 (389 Euro) mit schnellerem Prozessor und längerer Akkulaufzeit.

Garmin Oregon ist ein robustes Gerät mit schnellem, präzisem Empfang, guter Fahrradhalterung, vielfach kostenlosen Karten und zahlreichen, expeditionstauglichen Navigationsmöglichkeiten. Die Falk-Geräte sind einfacher zu be­die­nen und rechnen geeignetere ­Rad­stre­cken aus.

Tipp für die Navigation

Wer seine eigene Tour präzise am PC plant, findet jeden Weg, metergenau, welt­weit, ohne sich zu verfahren. Im Internet stehen immer mehr ausgearbeitete GPS-Touren zur Verfügung. Zudem können die Touren gespeichert, bearbeitet und auch anderen Nutzern zur Verfügung gestellt werden.

fairkehr 5/2023