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Ein Pfad führt über eine grüne Alm
Ein Junge gießt Pflanzen, die in einer Holzkiste wachsen
Eine Seilbahngondel schwebt über eine dicht bebaute Stadt

Politik 2/2012

Der Ärger muss raus

Künstlerin Cornelia Harss zeichnet politische Karikaturen für den VCD Bonn/Rhein-Sieg/Ahr.

Zeichnung: Cornelia Harss„Entweder es regnet oder die Schranke ist zu“: In ihrer Karikatur kritisiert Cornelia Harss, dass es in Bonn kaum Tunnel unter der Bahnstrecke hindurch gibt.

Wir wollen auf der nächsten Jahreshauptversammlung feststellen, dass die Verkehrspolitik in Bonn total in die falsche Richtung läuft“, sagt VCD-Kreisvorsitzender Wolfgang Groß. „Da müsstest du dann Oberbürgermeister Jürgen Nimptsch aufs Korn nehmen.“ Künstlerin Cornelia Harss nickt. „Die Stadt gibt in der Verkehrspolitik keine Richtung vor, es bleibt alles, wie es ist, und das ist Mist“, fährt Groß fort. „Der Nimptsch ist also jemand, der sich nicht festlegt“, stellt die Zeichnerin fest. „Der hat vier Arme – und jeder zeigt in eine andere Richtung.“

Der VCD-Kreisvorsitzende Wolfgang Groß und die Bonner Malerin und Karikaturistin Cornelia Harss sitzen in einem Bio-Restaurant in Bahnhofsnähe. Bei fair gehandeltem Kaffee besprechen sie, wen und was Harss in den nächsten Ausgaben der Bonner Umweltzeitung BUZ mit spitzem Stift vorführen soll. Die 54-Jährige zeichnet seit vergangenem Juni verkehrspolitische Comics für den Kreisverband Bonn/Rhein-Sieg/Ahr.

Die Idee, die VCD-Seite der BUZ mit Karikaturen zu beleben, kam bei einer Weihnachtsfeier. VCD-Kreisvorstandsmitglied Alfred Kerger, selbst Künstler, brachte sofort den Namen Cornelia Harss ins Spiel. Er kannte sie aus seiner sozialkritischen Künstlergruppe Klärwerk III, in der sich Harss seit zehn Jahren engagiert.

Mit der Anfrage rannte Kerger bei der gelernten Theatermalerin offene Türen ein. Sie lebt ohne Auto und ärgert sich über vieles, was in Bonn falsch läuft. Das Zeichnen ist ein Ventil, über das sie ihren Ärger herauslassen kann – zum Beispiel über das lange Warten an geschlossenen Bahnschranken, weil die Stadt kaum Unterführungen baut.

Foto: Kirsten LangeVCD-Kreisvorsitzender Wolfgang Groß und die Bonner Künstlerin besprechen die neueste Zeichnung.

Cornelia Harss’ Bilder greifen die Themen auf, an denen der VCD-Kreisverband arbeitet, und spitzen sie zu. Ungefähre Ideen hat Wolfgang Groß für die nächsten BUZ-Ausgaben im Kopf: Kritik an Oberbürgermeister Nimptsch, an verspäteten Bussen und Bahnen und daran, dass Radfahrern und Fußgängern kaum Platz bleibt.
Während der 60-jährige Eisenbahnexperte von der Bundesnetzagentur mit der Zeichnerin diskutiert, nehmen die Ideen Gestalt an.

„Die unzuverlässigen Busverbindungen, dazu könntest du was in der überübernächsten Ausgabe zeichnen.“ „Da habe ich schon mal ein Ölbild gemalt, mit einem Skelett an der Bushaltestelle,“ sagt Cornelia Harss und lächelt. „Der ÖPNV in Bonn ist schlecht und teuer“, sagt Wolfgang Groß mit Nachdruck. „Dabei will der Nimptsch Bonn als internationale UN-Stadt präsentieren. Ich schreib dir den Gedanken auf: Qualität ÖPNV versus Anspruch UN-Stadt.“

Ein eingespieltes Team

Etwa drei Stunden braucht Cornelia Harss für eine Karikatur. Ihre Zeichnungen überraschen mit vielen, oft skurrilen Details. Die Entwürfe präsentiert Wolfgang Groß dem VCD-Kreisvorstand. Die Zeichnerin ändert anschließend hier und da ein Detail, grundsätzlichen Widerspruch hat es noch nie gegeben. Auch dem Publikum gefallen die Karikaturen. Wolfgang Groß bekommt immer wieder Rückmeldungen von Lesern, denen die VCD-Seite aufgefallen ist. Der Kreisvorsitzende selbst textet die Bildunterschriften. „Wir sind mittlerweile echt eingespielt, ne, Cornelia?“, sagt er. „Das will ich gar nicht mehr loslassen.“

Kirsten Lange

fairkehr 5/2023