fairkehr VCD-Magazin für Umwelt, Verkehr, Freizeit und Reisen

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Ein Pfad führt über eine grüne Alm
Ein Junge gießt Pflanzen, die in einer Holzkiste wachsen
Eine Seilbahngondel schwebt über eine dicht bebaute Stadt

Service 6/2011

Den Winter draußen genießen

Jede Bewegung an frischer Luft tut in der kalten Jahreszeit gut – auch im Alltag, zu Fuß oder mit dem Fahrrad.

Foto: Pressedienst FahrradGut bereift und richtig angezogen macht das Radfahren auch im Winter Spaß und ist gesund.

Zugegeben, morgens aus dem warmen Bett oder nachmittags aus mollig warm geheizten Räumen hinaus in die Kälte zu gehen, kostet manche Überwindung. Doch die wird reich belohnt. Die Jahreszeiten werden intensiver erlebt, das Immunsystem gestärkt und man fühlt sich insgesamt wohler.

Auch um den Weihnachtsspeck wieder loszuwerden, ist Bewegung draußen in den kälteren Jahreszeiten sehr effektiv, weil der Körper dann mehr Kalorien verbrennt. Nicht von ungefähr empfinden viele den Winterurlaub im Schnee erholsamer als den Sommerurlaub. Und wer sich einmal an das Draußensein im Winter gewöhnt hat, wird es nicht mehr missen wollen und sich auch im Alltag möglichst viel draußen bewegen wollen.

Warum also nicht auch im Winter mit dem Fahrrad zur Arbeit fahren oder mehr zu Fuß gehen? In den meisten Gegenden Deutschlands kann man bis auf wenige Tage im Winter durchgehend Fahrrad fahren.

Winddicht, aber nicht zu warm

Die gleiche Lufttemperatur fühlt sich bei Wind erheblich niedriger an als ohne, da reicht beim Radfahren schon der Fahrtwind. Trotzdem kann und muss nicht jeder, gerade wenn kurze Innenstadtstrecken ins Büro oder zum Einkaufen gefahren werden, in Funktionskleidung unterwegs sein. Oft tut es die ganz normale Winterjacke.

Trotzdem ist es gerade in der kalten Jahreszeit wichtig, sich gut gegen Wind zu schützen. Eine winddichte Außenhaut ist deshalb auf weiteren Strecken mit dem Fahrrad unerlässlich. Darunter sollte man sich dann variabel und nicht zu warm anziehen. Denn wer sich bewegt, erzeugt Wärme. Und Schwitzen ist im Winter besonders unangenehm und birgt das Risiko, sich trotz gesunder Bewegung zu erkälten.

Schnee und Glatteis

Selbstverständlich bewegt man sich bei Schnee und Glatteis am sichersten zu Fuß. Eine griffige Schuhsohle sorgt für sicheren Tritt. Wem es zu glatt wird, der kann sich Schuhspikes unterschnallen.

Auch für das Fahrrad gibt es Spikes. Sie sind dort erlaubt, anders als beim Auto. Die angebotenen Modelle führender Reifenhersteller funktionieren gut und geben spürbar mehr Halt auf Eis und Schnee. Das Umrüsten lohnt sich aber nur dort, wo die winterlichen Straßenverhältnisse lange anhalten. Alternativen sind ein zweiter Satz Laufräder oder ein Zweitrad. Auch mit Spikes erfordert das Radfahren bei Eis und Schnee eine besonders sichere Beherrschung des Fahr­rades und große Vorsicht.

Bei frischem Schnee oder festgefahrener Schneedecke lässt sich auch mit normal profilierten Reifen gut Fahrrad fahren, doch meist nur solange, wie es nicht zu viele eingefahrene und vereiste Spuren gibt. Wer es trotz allem nicht lassen will, dem sei ein Liegedreirad empfohlen.

Sind die Radwege nicht von Schnee geräumt, entfällt die Radwegebenutzungs­pflicht und Fahrradfahrer dürfen die Straße benutzen. Sie sollten das aber mit besonderer Vorsicht tun, defensiv und gleichzeitig selbstbewusst fahren. Das heißt, den notwendigen Sicherheitsraum für sich in Anspruch nehmen, in der Mitte der Fahrbahn fahren und sich noch weniger als sonst in den „Rinnstein“ abdrängen lassen, um Raum zum Ausweichen nach rechts freizuhalten.

Sehen und gesehen werden

Vor allem das Gesehenwerden ist in der dunklen Jahreszeit für Fußgänger und Radfahrer im Verkehr überlebenswichtig. Und das wird es immer mehr, weil die Autoscheinwerfer immer weiter aufgerüstet und heller werden. Das Fahren der Pkw mit Standlicht innerorts wäre ein Sicherheitsgewinn für Fußgänger und Radfahrer. Denen wird zwar immer helle Kleidung empfohlen, doch wird diese im Handel für den Winter kaum angeboten, abgesehen davon, dass sie schneller verschmutzt. Warnwesten oder Schärpen aus reflektierendem Material sind eine praktische und sehr wirksame Alternative, auch wenn manche sich damit wie im Karnevalskostüm vorkommen mögen. Außerdem gilt für Fußgänger wie für Radfahrer: Augen und Ohren auf im Straßenverkehr.

Warum immer noch so viele Radfahrer im Winter ohne Beleuchtung unterwegs sind, ist angesichts der modernen und gut funktionierenden Fahrradbeleuchtung nicht zu verstehen. Nabendynamos sorgen für leise und leichte Strom­versorgung bei jedem Wetter. Man kann sie auch gut nachrüsten. Gute LED-Schein­werfer sind heute heller als je zuvor. Die besten bieten jetzt sogar ein Tagfahrlicht an, das im Winter sehr zu empfehlen ist. Und nach hinten sind die neuen LED-Rücklichter mit Lichtbalken wesentlich besser zu sehen als die älteren mit punktförmigem Licht.

Peter Barzel

Bekleidungstipps

  • Jacken mit wasserdichter Membran funktionieren nur wirklich im Winter, wenn es ein Temperaturgefälle zwischen Körperwärme und Außentemperatur gibt.
  • Bei sportlicher Betätigung unter Membran-Jacken nur Funktionskleidung tragen, die keine Feuchtigkeit speichert.
  • Im Alltag ist eine Regenüberhose sowohl bei Regen als auch nur gegen Kälte praktischer als eine lange Unterhose.
  • Dünnere Handschuhe mit Windschutz sind beim Radfahren angenehmer als dick gefütterte.
  • Für Fahrradhelme gibt es wasserdichte Überzüge, dünne Unterziehmützen und Ohrenmützen.
  • Eine Klarglasbrille schützt vor kaltem Fahrtwind.


Wintercheck fürs Fahrrad

Foto: VSF
  • Lichtanlage prüfen, ggf. reparieren oder aufrüsten durch LED-Beleuchtung oder doppeladriges Kabel.
  • Zum Nachrüsten eines Nabendynamos am besten das komplette Vorderrad tauschen.
  • Bremsbeläge prüfen oder erneuern.
  • Bremszüge fetten, auch zum Schutz vor Einfrieren, oder hydraulische Bremsen nachrüsten.
  • Reifen besser zum Winter hin erneuern, da älteres Gummi schlechter haftet. Unbedingt Reifen mit Reflexstreifen wählen.
  • Sattelstütze und Lenkervorbauschaft im Klemmbereich zum Schutz vor kaum lösbarem Festrosten (Kontaktkorrosion) fetten.
  • Kette öfter reinigen (Bürste und Lappen, kein Petroleum) und schmieren.

Wer das alles nicht selbst tun möchte, kann die Wintercheckangebote des Fahrradfachhandels nutzen. Bundesweit bieten zum Beispiel die mehrere Hundert Fahrradfachgeschäfte des VSF diesen besonderen Service an. Bis zum 29. Februar 2012 bringen sie Ihr Fahrrad zum Aktionspreis von 39,90 Euro in Schuss. VCD-Mitglieder erhalten fünf Euro Rabatt.

fairkehr 5/2023