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Ein Pfad führt über eine grüne Alm
Ein Junge gießt Pflanzen, die in einer Holzkiste wachsen
Eine Seilbahngondel schwebt über eine dicht bebaute Stadt

Service 2/2011

Das ideale Hybridfahrzeug

Elektrofahrräder haben ein großes verkehrspolitisches Potenzial. Und sie sind bereits als funktionierendes Serienprodukt verfügbar. Auch auf Reisen werden sie immer beliebter.

Foto: Marcus GlogerWeitere Strecken ohne große Anstrengung mit dem Elektrofahrrad voranzukommen macht Spaß – und ist ein durchaus junges Thema.

Deutschland ist im Elektroradfieber. 200.000 E-Bikes wurden im letzten Jahr verkauft, 300.000 sollen es in diesem Jahr in Deutschland werden, schätzt der Zweirad-Industrieverband (ZIV). 2007 waren es erst 70.000. Das ist nicht nur ein Trend, das ist Realität und zunehmend Alltag.

Noch staunen viele darüber, dabei gibt es handfeste Gründe für diesen Erfolg. Das Fahrrad an sich ist schon ein energetisch hoch effizientes Fahrzeug. Rad fahren verbraucht weniger menschliche Energie als zu Fuß gehen! Anstrengend wird es erst bei höheren Geschwindigkeiten, längeren Strecken, bergauf oder gegen den Wind.

Doch das Fahrrad ist ein Ultraleichtfahrzeug, und auch mit Fahrer oder Fahrerin ist es noch so leicht, dass sich die elektromotorische Unterstützung sofort bemerkbar macht. Im Vergleich mit anderen Verkehrsmitteln lässt sich mit minimalem technischen Aufwand und Energieverbauch ein Maximum an Effizienzsteigerung erzielen: bis zu 200 Prozent mehr Antriebskraft für umgerechnet nur 0,2 Liter Benzin.

Selbst Sportmuffel sind begeistert

Mit E-Bikes fährt man scheinbar mühelos den Berg hinauf und tut trotzdem noch etwas für seine Gesundheit. Von dieser Bewegung an frischer Luft sind selbst Sportmuffel begeistert. Denn der Motor unterstützt nur, solange man in die Pedale tritt.

Mehr als 95 Prozent aller E-Bikes funktionieren heute nach diesem sogenannten Pedelec-Prinzip. Wie viel man sich dabei anstrengt, kann jeder individuell wählen: Die Motorsteuerung bietet drei bis vier Unterstützungsstufen an: 50, 100 oder 150 Prozent, manchmal auch noch 200 Prozent Motorkraft, bezogen auf die eigene Tretkraft.

Die Unterstützung hilft nicht nur, wenn das Treten schwerer wird, sie erweitert auch den Mobilitätsradius des Fahrrads. Wer sonst drei bis fünf Kilometer unterwegs ist, schafft mit dem E-Bike leicht 10 bis 15 Kilometer in einer vertretbaren Fahrzeit.

Alltag verliert an Eintönigkeit

Damit wird das Pedelec in vielen Fällen zu einer echten Alternative – bis auf den Wetterschutz. Aber es gibt gute Regenkleidung, und ein bisschen Naturerlebnis wünscht sich doch so mancher, der nur überdacht zwischen Schreibtisch und zu Hause pendelt. Positiv gesehen lassen sich die Jahreszeiten wieder intensiver erleben, verliert der Alltag an Eintönigkeit.

Ein wesentlicher Grund für den Erfolg des E-Bikes ist, dass man es auch ohne Motorunterstützung fahren kann und es rechtlich als Fahrrad gilt: kein Führerschein, keine Helmpflicht, keine Versicherung. Radwege müssen beziehungsweise dürfen benutzt werden. Die Bedingung dafür: Die Motorunterstützung schaltet ab einer Geschwindigkeit von 25 km/h automatisch ab. Das ist für viele praktisch, die ohne Motorunterstützung deutlich langsamer unterwegs sind.

Auch schneller als 25 km/h

Anders ist das für trainierte Alltagsradler oder sportliche Ambitionierte. Sie fahren auch ohne Motor schon gut 20 km/h, erreichen mit problemlos die 25 km/h – und dann schaltet der Motor ab. Das fühlt sich an wie Bremsen, der schnelle Radfahrer tritt etwas weniger, bis der Motor wieder einsetzt, um dann sogleich wieder „ins Abschalten“ hineinzufahren. Das nervt schlichtweg.

Deshalb gibt es inzwischen auch die schnellen E-Bikes ohne Motorabschaltung bei 25 km/h. Das heißt, der Motor unterstützt, solange man in die Pedale tritt, auch über 25 km/h hinaus. Mit den aktuellen Modellen und der aktuellen Motorleistung erreicht man bei durchschnittlicher Kondition etwa 35 km/h, mit einigen sogar über 40 km/h.

Maximal 45 km/h sind für schnelle E-Bikes mit ­Motorunterstützung erlaubt, denn sie zählen zu der europäischen Fahrzeug-Kategorie „Kleinkraftrad mit geringer Leistung“. Deshalb brauchen sie einen Fahrzeugschein, eine Haftpflichtversicherung und ein kleines Mofa-Nummernschild.

Helm ist zu empfehlen

Weil schnelle E-Bikes in Deutschland unter die Ausnahmeregelung für Leichtmofas fallen, dürfen sie ohne Motorradhelm und ab 15 Jahren gefahren werden. Wer nach dem 1. April 1965 geboren ist, braucht allerdings mindestens einen Mofa-Führerschein.

Auch ohne Helmpflicht ist ein Fahrradhelm aber unbedingt zu empfehlen. Mit 35 km/h ist man so schnell wie ein Radsportler auf dem Rennrad, und die fahren inzwischen fast ausnahmslos selbst im Training mit Helm. Und innerorts dürfen schnelle E-Bikes nicht auf Radwege, außer beim Zusatzschild „Mofa frei“.

Foto: Marcus GlogerEin wesentlicher Grund für den Erfolg des E-Bikes ist, dass man es auch ohne Motorunterstützung fahren kann und es rechtlich als Fahrrad gilt.

Geringe Kosten

Viele fragen als Erstes nach der Reichweite der Akku­kapazität, doch wichtiger ist eine gute Motorsteuerung für ein harmonisches Zusammenspiel von Muskel- und ­Mo­torkraft. Und natürlich muss ein gutes Fahrrad die Basis sein. Denn ein hochwertiges Fahrrad bietet bei der höheren Durchschnittsgeschwindigkeit des E-Bikes mehr Sicherheit, es spart durch leichteren Lauf Akkustrom und lässt sich, wenn der Akku unterwegs leer wird, besser ohne Motorunterstützung fahren.

Die Reichweite beträgt in der Regel mindestens 30 Kilometer. Das reicht im Alltag meistens aus. Etwa 1000 Euro muss man als Aufschlag für den Zusatzantrieb gegenüber einem gleichwertigen Fahrrad rechnen, die ­Akkuladung kostet etwa fünf Cent und fällt nicht ist Gewicht. Der Akku schlägt we­gen seiner begrenzten Lebensdauer mit etwa drei Cent pro Kilometer zu Buche.

Neue Infrastruktur nötig

E-Bikes haben ein großes verkehrspolitisches Potenzial. Fahrrad- und E-Bike-Nutzung werden zusammen weiter ansteigen. Aber nicht nur die größere Zahl, sondern auch die höhere Durchschnittsgeschwindigkeit der E-Biker erfordert in näherer Zukunft eine Anpassung der Verkehrsinfrastruktur. Breitere Wege für Rad- und E-Bike-Verkehr sind erforderlich, die Platz zum Überholen und mehr Abstand zu Fußgängern bieten.

In den Niederlanden und in Kopenhagen werden Schnellstraßen für Radfahrer gebaut. Mit dem E-Bike hat die Zukunft Elektromobilität bereits begonnen.

Peter Barzel

Verträglich Reisen per Pedelec

Leserreise mit ultramodernen E-Bikes

E-Bikes sind teurer als Fahrräder ohne Elektroantrieb. Wer also unsicher ist, ob sich die Anschaffung lohnt und ob das E-Rad die richtige Lösung für Alltags- oder Urlaubsmobilität ist, kann den nächsten Urlaub für eine intensive Testphase nutzen.

Durch den Böhmerwald

Viele Urlaubsregionen und Reiseveranstalter bieten inzwischen Touren per Pedelec an. Wer auf dem E-Rad die Hügel des Böhmerwalds hinaufschweben möchte, findet Reisen bei „Begegnung mit Böhmen“.

Hersteller-Reisen

Ein kleines Reiseprogramm mit den hauseigenen E-Bikes bietet der Hersteller Riese und Müller an.

Movelo-Region

Die Region Hohenlohe rund um die Flüsse Kocher und Jagst hat sich zur „Movelo-Region“ erklärt und E-Bike-Verleih sowie Ladestationen entlang der Radrouten installiert.

fairkehr 5/2023