fairkehr VCD-Magazin für Umwelt, Verkehr, Freizeit und Reisen

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Ein Pfad führt über eine grüne Alm
Ein Junge gießt Pflanzen, die in einer Holzkiste wachsen
Eine Seilbahngondel schwebt über eine dicht bebaute Stadt

Service 2/2011

Mit Kindern unterwegs

Das VCD-Projekt „Mit Kindern unterwegs“ zeigt Eltern, wie sie ihre Alltags- und Urlaubswege flexibel zurücklegen und dabei Energie, Zeit und Geld sparen können.

Foto: Marcus GlogerWer mit der Bahn statt mit dem Auto in den Urlaub fährt, hat immer mindestens eine Hand für wichtigere Dinge als das Lenkrad frei.

Lukas zur Schule bringen, dann mit Hannah beim Kinderarzt vorbei, in die Apotheke, danach im Supermarkt das Notwendigste einkaufen, Kinderturnen, Musikschule, Freunde besuchen, abends Fußballtraining, am Wochenende Auswärtsspiel – und das alles mit der Arbeit und den eigenen Terminen vereinbaren: Eltern können ein Lied davon singen, wie komplex und organisationsbedürftig sich der Tagesablauf ganz normaler Wochentage gestalten kann.

Da liegt der Gedanke nahe, dass so viele Termine einfacher und schneller zu organisieren sind, wenn jeder Erwachsene ein Auto zur Verfügung hat, in das die Kinder einfach ein- und ausgeladen und – „mal eben“ – zum nächsten Termin kutschiert werden. Stimmt so aber nicht.

Studien haben gezeigt, dass Eltern Tag für Tag einen großen Teil ihrer Zeit damit zubringen, die Kinder von A nach B zu chauffieren. Begleitmobilität nennt sich das, und die fällt bei vorherrschender Aufgabenteilung in der Regel den Müttern zu. Da bei vielen jungen Familien außerdem ein Trend zur Stadtflucht besteht, ist diese Begleitmobilität ohne ein – oder gar zwei – Autos tatsächlich oft nur schwer zu leisten. Familienmobilität wird Automobilität.

Die Folgen beobachten nicht nur Klimaschützer mit Sorge. Nicht genug, dass Kinder dadurch zuhause kaum noch klimaschonende Mobilitätsformen einüben, Pädagogen beobachten besorgt, dass es Kindern an Beweglichkeit, Gleichgewichtsgefühl, Orientierungssinn, Konzentrationsfähigkeit und sogar an abstraktem Denkvermögen fehlt. Eltern tun ihren Kindern mit dem lückenlosen Mobilitätsservice also keinen Gefallen. Und sich selbst auch nicht. Denn die tote Zeit, die Eltern im Auto verbringen, um ihre Kinder zu diversen Terminen zu fahren, fehlt an anderer Stelle.

Kinder fit machen

Das VCD-Projekt „Mit Kindern unterwegs“ will Familien dabei unterstützen, umweltverträgliche, sichere, komfortable und kostengünstige Mobilitätsformen zu wählen – egal ob nun der Weg zum Kindergarten oder in die Schule, zum Einkaufen, zum Verein oder zum Kurzurlaub bei den Großeltern zurückzulegen ist.

Die neue Broschüre „Mit Kindern unterwegs – Mobilitätstipps, die den Alltag erleichtern&die Umwelt schonen“ hilft allen, die mit Kindern unterwegs sind, klassische Mobilitätsanlässe anders als mit dem Familienauto zu bewältigen – genauso sicher und oft günstiger und praktikabler. Ausgehend vom Alltag zweier Beispielfamilien – eine lebt in der Stadt und eine im ländlichen Raum – und bezogen auf konkrete Mobilitätsbedürfnisse zeigen die Autoren, wie sich Familienmobilität klimaschonend organisieren lässt und wie schon kleine Veränderungen helfen, den Alltag zu entzerren und das Familienbudget zu entlasten. Sie stellen bewährte Konzepte und Ideen für den Weg zur Schule, zum Einkaufen oder in den Sommerurlaub vor, die man entweder selbst umsetzen oder beim Kindergarten, bei der Schulleitung oder beim Arbeitgeber anregen kann. Zahlreiche Links und weiterführende Informationen ergänzen die Broschüre.

Foto: Marcus GlogerMit mehr Spaß in den Familienurlaub: Eine neue VCD-Broschüre zeigt Wege und Möglichkeiten.

„Wir möchten zeigen, dass es sich lohnt, Routinen zu hinterfragen und neue Wege zu beschreiten“, sagt VCD-Projektleiterin Steffi Windelen. „Für viele Familien ist es zunächst eine große Umstellung, das eigene Auto seltener zu nutzen.“ Doch wenn der kleine Sohn den Schulweg zu Fuß in Begleitung anderer Kinder und nicht mehr mit dem Eltern­taxi zurücklegt, bedeutet das für die Eltern weniger Wege und damit mehr Zeit für andere Alltagsdinge. Und wenn dem Bewegungsdrang von Kindern beim Zufußgehen oder Radfahren entsprochen wird, kommt das auch ihrer Gesundheit zugute. „Weniger Automobilität führt zu mehr Lebensqualität“, so Windelen.

Umsteigen auf Bus und Bahn

Ein weiterer Aspekt wird im Projekt berücksichtigt: Ob Autofahrer für Bus und Bahn begeistert werden können, hängt zu einem Großteil von der Qualität des Angebots ab. Und zu Fuß oder per Rad ist man am liebsten dort unterwegs, wo die Infrastruktur dazu einlädt. Deshalb möchte das VCD-Projektteam Kommunen und Verkehrsunternehmen motivieren, die Mobilitätsbedürfnisse von Familien bei ihrer Angebotsgestaltung mehr in den Mittelpunkt zu rücken. „Dafür wollen wir den Praxisaustausch unterstützen“, sagt Steffi Windelen, „denn gute Beispiele gibt es bereits.“ Sie werden auf der VCD-Internetseite beschrieben – weitere Hinweise sind gern genommen.

Regine Gwinner

Die Broschüre "Mit Kindern unterwegs" kann auch kostenlos im VCD-Shop gegen eine Versandkostenpauschale bestellt werden, Tel.: (030) 280351-32

Klimaschonend in den Familienurlaub

Familien mit Kindern fahren besonders oft mit dem Auto in den Urlaub, viele steigen auch ins Flugzeug. Dass es klimaschonender geht, zeigen die Urlaubstipps, die das VCD-Projekt „Mit Kindern unterwegs“ zusammengetragen hat: Auf der Internetseite des VCD gibt es viele Anregungen für ­Ferien mit Kindern ohne Auto und Flugzeug. Tipps zur Anreise, Übernachtung und zu Sehenswürdigkeiten vor Ort ergänzen das Angebot. Das Besondere an den Urlaubstipps: Sie wurden von Familien eingereicht, die sie selbst erprobt haben und nun ihre Erfahrungen zugänglich machen, ob Bauernhofurlaub in Süddeutschland, Skifahren in der Schweiz, Fahrradtour in Skandinavien.

fairkehr 5/2023