fairkehr VCD-Magazin für Umwelt, Verkehr, Freizeit und Reisen

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Ein Pfad führt über eine grüne Alm
Ein Junge gießt Pflanzen, die in einer Holzkiste wachsen
Eine Seilbahngondel schwebt über eine dicht bebaute Stadt

Reise 2/2011

Testsieger für Klimaschutz

Wer auf seine Flugreise nicht verzichten will, kann mit einer Klimaspende bei atmosfair die verursachten Emissionen kompensieren. Solarküchen in Indien oder Biogasanlagen in Kenia sparen die Klimagase wieder ein.

fairkehr: Wie macht atmosfair Weltreisen klimafreundlicher?

Dietrich Brockhagen: Wer nicht umweltschonend mit Bus oder Bahn verreist, sondern sich für das Flugzeug entscheidet, kann die Klimagase dieser Reise bei atmosfair kompensieren. Das verhindert zwar nicht den Klimaschaden, mindert ihn aber.

Wie geht das?

Passagiere zahlen freiwillig für die von ihnen verursachten Klimagase. Für den Hin- und Rückflug von Frankfurt nach New York sind das 96 Euro, die wir in Solar-, Wasserkraft-, Biomasse- oder Energiesparprojekte in Entwicklungsländern investieren. Damit sparen wir dort eine Menge Treibhausgase ein, die eine vergleichbare Klimawirkung haben wie die Emissionen des Fluges. Für den umweltbewussten Passagier, der schon im Flugzeug sitzt, ist Kompensation die einzige Lösung.

Bei vielen Onlinereiseangeboten stößt man auf die Möglichkeit, fürs Klima zu spenden. Was unterscheidet atmosfair von der Konkurrenz?

Regelmäßig belegt atmosfair in Rankings von Kompensationsanbietern den ersten Platz.

Was sind die Kriterien?

atmosfair sagt die Wahrheit über den Emissionswert. Wir berücksichtigen neben den CO2-Emissionen auch Wolken- und Ozonbildung und die Gesamtwirkung der Emissionen in ökologisch sensiblen Flughöhen. Unsere Kompensationsprojekte lassen wir nach dem Gold Standard und nach den Regeln der UNO bewerten. Ein TÜV prüft die Projekte und haftet für deren Seriosität. Außerdem haben wir mit Abstand die niedrigsten Verwaltungskosten. Nur acht Prozent der Klimaspenden fließen in die Verwaltung.

Wie werben Sie für atmosfair?

Um näher an die Fluggäste zu kommen, werben zurzeit Prominente auf Plakaten am Hamburger Flughafen für atmosfair. Wen es überzeugt, der kann direkt vor Ort per SMS seinen Flug kompensieren. Eine SMS kostet 10 Euro und reicht für einen Flug von Hamburg nach Stuttgart. Wer weiter fliegt, kann mehrere SMS schicken. Die Kosten übernimmt der Flughafen Hamburg. Andere Flughäfen wollen ebefalls mit atmosfair ihr Umweltimage aufbessern.

Boomt der Wirtschaftszweig Kompensation?

Alle Kompensationsveranstalter zusammengenommen liegen bei unter einem Prozent der Flüge. Befragt man Fluggäste, finden zwei Drittel Kompensation gut und richtig oder sind der Meinung, dass man es machen sollte. Tatsächlich machts aber fast keiner. Unter den Ökos ist es genauso: Wenn es darum geht, wirklich zu zahlen, spenden eben doch nur die wenigsten für unsere Projekte.

Hat atmosfair denn keinen Erfolg?

Doch, wir sind 2005 mit 200000 Umsatz gestartet und liegen heute bei knapp 3 Millionen Euro. Vom Aufkommen her müssten es aber 300 Millionen sein. Damit könnte man richtig was machen.

Warum sollen die Reisenden bei atmsofair kompensieren?

Die Frage ist doch: Wie steht ein Mensch zu seinen Überzeugungen? Wir liefern die Informationen über die Klimaschädlichkeit einer Flugreise, die Menschen müssen sich entscheiden. Ich würde sagen, Leute, wenn ihr schon fliegt, ist atmosfair derzeit das Beste, was ihr tun könnt.

Interview: Uta Linnert

Foto: atmosfair

Dietrich Brockhagen (43) verreist mit dem Fahrrad und fährt auf weiteren Strecken mit dem Zug. Der Physiker und Umweltökonom ist Geschäftsführer von atmosfair.

fairkehr 5/2023