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Politik 2/2011

E10: Zukunft ungewiss

Foto: Rainer Sturm/pixelio.deVon wegen Super: Autofahrer lassen die E10-Zapfsäulen an den Tankstellen links liegen.

Der angebliche Ökosprit E10 ist an der Tankstelle weiter unbeliebt.

"Ökoplörre“ nennt die BILD den Kraft­stoff aus Benzin und Ethanol. Doch auch ohne die Anti-E10-Kam­pagne der Boulevardzeitung ist der Sprit mit zehn Prozent Getreidealkohol weiterhin unbeliebt. Nach Zahlen aus dem Bundesumweltministerium tanken ihn dort, wo E10 überhaupt aus den Zapfsäulen kommt, 40 bis 50 Prozent der Autofahrer, die Super brauchen. Die anderen bleiben bei der Sorte mit fünf Prozent Ethanol E5. Sie war eigentlich als Bestandsschutzsorte vorgesehen für Motoren, die den höheren Alko­­holanteil nicht vertragen. Nun verkaufen die Mineralölgesellschaften E5 nur als viel teureres SuperPlus. Doch selbst das bringt Autofahrer nicht dazu, Super E10 zu zapfen. Viele haben Angst um ihre Motoren. Und ein Großteil ist nicht vom Umweltnutzen des angeblichen Biosprits überzeugt.

Die Interessensparteien schieben sich gegenseitig die Schuld zu. Während die Mineralölwirtschaft mehr Unterstützung von der Politik erwartet hätte, forderte Bundesverkehrsminister Peter Ramsauer die Unternehmen auf, umgehend etwas gegen die Absatzprobleme zu tun. „Die Mineralölwirtschaft weiß sonst auch ganz genau, wie man Märkte durchdringt und die Nachfrage ankurbelt“, sagte er der „Welt am Sonntag“.

Vorwurf an die Autoindustrie

Gerd Lottsiepen, verkehrspolitischer Sprecher des VCD, wirft den Autokonzernen vor, E10 erst gewollt und dann nichts dafür getan zu haben, dass die Verbraucher ihn auch tanken. „Die Autoindustrie hatte ein Interesse an der Einführung von E10, um strengere CO2-Grenzwerte  durch technische Verbesserungen zu verhindern“, sagt er. „Mit ihrem Versprechen an die EU, stärker Agrartreibstoffe zu nutzen, bekam sie den lascheren Grenzwert.“

Dabei kann die Ökobilanz des Treibstoffs vom Acker sogar schlechter sein als die von herkömmlichem Sprit – wenn der Energiepflanzenanbau dazu beiträgt, dass Regenwald gerodet wird. Zwar stammen nach Aussage der Biokraftstoffindustrie 90 Prozent des hier beigemischten Ethanols aus der EU, wo eine Nachhaltigkeitsverordnung eine positive Klimabilanz garantieren soll. Der BUND allerdings kommt zu dem Ergebnis, dass die Fläche in Europa für eine zehnprozentige Beimischung langfristig nicht ausreicht.

„Die Zukunft von E10 ist ungewiss“, sagt Lottsiepen. Er rät dennoch, zu tanken, was der Hersteller empfiehlt. „Die Verantwortung für nachhaltig produzierten Sprit liegt bei Politik und Industrie.“

Kirsten Lange

fairkehr 5/2023