Politik 1/2011
Klimaschutz? Fehlanzeige
Der VCD-Regionalverband Münsterland gewinnt mit einer
Informationskampagne den VCD-Aktivenwettbewerb.

Münster ist eine Autostadt. Sagt Patrik Werner, Mitglied im Vorstand des VCD-Regionalverbands Münsterland. „Münster rühmt sich damit, Klimahauptstadt und Fahrradstadt zu sein. Doch zu vieles läuft verkehrt“, kritisiert der 51-jährige Unternehmensberater und Buchautor. Zwar liegt der Radverkehrsanteil bei 37 Prozent. Doch gleichzeitig ist Münster die Stadt mit der höchsten Autodichte in Nordrhein-Westfalen, der Anteil von Bus und Bahn schrumpft, und das Parkraumkonzept 2010 sieht Hunderte neuer Stellplätze vor.
Im Juli 2009, einen Monat vor den Kommunalwahlen in NRW, hat der Regionalverband Münsterland die Kampagne „Klimaschutz im Verkehr? Fehlanzeige in Münster“ gestartet. Ziel: die Bürger auf die „schwarzen Flecken auf Münsters weißer Klimaweste“ aufmerksam und Vorschläge machen, wie es besser laufen könnte. Der VCD Münsterland schaltete Anzeigen in Wochenmagazinen und Tageszeitungen, verteilte Handzettel auf Wochenmärkten, schrieb an alle Mitglieder des Stadtrats, richtete eine Internetseite mit ausführlichen Hintergrundinformationen ein und entwickelte ein Konzept für die Förderung von Bus und Bahn. Budget: 6000 Euro.
Mit dieser Aktion hat der VCD Münsterland den ersten Preis beim VCD-Aktivenwettbewerb gewonnen, den der Bundesverband dieses Jahr zum ersten Mal veranstaltete. „Viele Landes- und Kreisverbände starten vor Ort tolle und erfolgreiche Aktionen“, sagt VCD-Verbandsreferentin Eva Hannak, „doch viel zu selten erfahren die anderen davon.“ Um die guten Beispiele zu würdigen und bekannter zu machen, hat der VCD-Bundesverband den Aktivenwettbewerb ins Leben gerufen. Gemeinsam mit fairkehr-Redakteurin Uta Linnert und Guido Spohr, ehemaliger Aktiver vom VCD Hessen, bewertete Eva Hannak die acht eingeschickten Beiträge. Dabei spielte unter anderem eine Rolle, wie viele Menschen die Aktion erreichte, wie sich die VCD-Aktiven vor Ort beteiligen konnten und ob andere VCD-Verbände das Konzept übernehmen könnten.
Bau der Umgehungsstraße abgeblasen
Bei den Kommunalwahlen verlor die Münsteraner CDU-FDP-Koalition ihre Ein-Stimmen-Mehrheit im Rat. Es regiert nun ein Sechs-Parteien-Bündnis, das erste Verbesserungen in der Verkehrspolitik durchgesetzt hat. Die neue Mehrheit blies den Bau einer Umgehungsstraße ab und erhöhte die Parkgebühren leicht.
Mit klaren, kurzen Botschaften habe die Kampagne des VCD Münsterland viele Menschen erreicht und Klimaschutz zum Wahlkampfthema gemacht, urteilte die Jury. Allerdings, so der Appell, sollten Patrik Werner und seine Mitstreiter noch stärker darauf aufmerksam machen, dass der VCD hinter der Kampagne stecke. Das gelte für alle Aktionen, sagt Eva Hannak. „Mein Wunsch ist, dass Landes- und Kreisverbände noch selbstbewusster dafür werben, den VCD durch Mitgliedschaft, Spenden oder ehrenamtliches Engagement zu unterstützen.“
Wahrheiten, die man nicht ausspricht, werden giftig. Das ist Patrik Werners Maxime. „Wenn man sagt, alles sei gut in der Verkehrspolitik, ändert sich nichts mehr zum Positiven“, sagt er. Deshalb wird er unangenehme Wahrheiten weiter beim Namen nennen. Die VCD-Kampagne geht in die nächste Runde.
Kirsten Lange
Auch dieses Jahr können Landes- und Kreisverbände beim VCD-Aktivenwettbewerb tolle Preise gewinnen, wenn sie erfolgreiche Aktionen bis zum 20.September 2011 an den VCD-Bundesverband schicken: Rudi-Dutschke-Str. 9, 10969 Berlin oder per E-Mail.
Die zwei Zweitplatzierten
Der Kreisverband Aachen-Düren bekam die Auszeichnung für sein Projekt „MOVE“. Seit mehr als zehn Jahren erklärt der Kreisverband Kindern den ÖPNV und die Eisenbahn auf spielerische Art. So bietet er unter anderem Führungen und Kindergeburtstage im Kölner Hauptbahnhof an.
Den Kreisverband Minden-Lübbecke-Herford würdigte die Jury für seine professionelle und erfolgreiche Organisation eines Diskussionsabends mit Fahrzeugshow zum Thema E-Mobilität.