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Ein Pfad führt über eine grüne Alm
Ein Junge gießt Pflanzen, die in einer Holzkiste wachsen
Eine Seilbahngondel schwebt über eine dicht bebaute Stadt

Titel 6/2010

Umsteigen, einsteigen: Bus und Bahn

Foto: iStockphoto.com

Berater und Partner in Bus und Bahn

Immer mehr Verkehrsverbünde stellen sich darauf ein, dass ihre Kunden älter werden. Bundesweit werden Projekte ins Leben gerufen, die Senioren mehr Freude und ein sicheres Gefühl in Bus und Bahn bereiten sollen.

So sucht der Rhein-Main-Verbund RMV sogenannte RMV-MobiPartner: Seniorinnen und Senioren, die sich mit dem Bus- und Bahnnetz auskennen und als ehrenamtliche Ansprechpartner für Fragen rund um den ÖPNV dienen möchten. Wer MobiPartner werden will, bekommt eine kurze, intensive Schulung. Danach darf er Freunden und Bekannten, Gruppen und Vereinen ganz offiziell beim Fahrkartenkauf helfen, den Fahrplan erklären oder Ausflüge planen – und auf diese Weise vermitteln, wie einfach es ist, Bus und Bahn zu nutzen.

In Ostwestfalen-Lippe sorgen die „MobilAgenten“ für weniger Verwirrung im Bus- und Bahnnetz. Organisiert in einem Förderverein, machen Ehrenamtliche in den Kreisen Herford und Minden-Lübbecke ihre Mitmenschen auf dem Land fit für den ÖPNV. Jeder übernimmt einen oder mehrere Orte und berät persönlich oder am Telefon beim Ticketkauf, plant Fahrten von A nach B und zurück, informiert über Freizeitangebote und hilft, wenn Kunden Streit mit Verkehrsunternehmen haben.

Bus- und Bahnfahrschulen

Der Bus, das unbekannte Wesen – erst recht nach jahrzehntelanger Autofahrerkarriere. Viele Verkehrsverbünde bieten deshalb Fahrtrainings im ÖPNV an. Der „Einsteigerbus“ des Verkehrsverbundes Ems-Jade spricht mit Infoveranstaltungen, Ausflugstipps und Sicherheitstrainings verschiedene Zielgruppen an – unter anderem ältere Wiedereinsteiger. Wer den „Einsteigerbus“ nutzen möchte, muss sich anmelden.

Bei Kaffee und Kuchen wieder Lust auf öffentlichen Verkehr bekommen – beim Bus- und Bahntraining der Essener Verkehrs-AG EVAG und der Verkehrswacht Essen können die Teilnehmer Fragen stellen – und vor allem praktisch üben. Wie lese ich Fahrpläne richtig? Wie steige ich sicher ein und um? Was bedeutet dieses Piktogramm? Die Trainer von der EVAG geben Auskunft und machens vor.

Busse von Bürgern für Bürger

Wenn in einem Dorf auf dem Land zweimal am Tag – wenn überhaupt – der Bus fährt, fällt der Verzicht aufs Auto schwer. Immer mehr Menschen, vor allem engagierte Senioren, ergreifen deshalb selbst die Initiative und bringen Bürgerbusse auf die Straße. Ehrenamtliche steuern mit Kleinbussen Orte an, die der Linienverkehr links liegen lässt – entweder nach einem festen Fahrplan oder als ­Anrufbus. Die Tarife richten sich oftmals nach den Preisen im örtlichen Nahverkehr.

Die Bürgerbusvereine erhalten in vielen Bundesländern staatliche Fördergelder. Mit den Einnahmen über Fahrscheine und mit Sponsorengeldern ­finanzieren sie Benzinkosten und Wartungsarbeiten. Mehr als 120 Vereine haben sich bislang bundesweit gegründet, 80 davon in Nordrhein-Westfalen. Dort fuhr 1985 im Münsterland der erste Bürgerbus Deutschlands.

Zielgruppe der Bürgerbusse sind vor allem ältere Menschen, die ohne einen funktionierenden ÖPNV aus ihrem Dorf nur schlecht wegkommen. Auch die Fahrerinnen und Fahrer sind oftmals Menschen im Ruhestand, die sich ehrenamtlich engagieren wollen.

Kirsten Lange

fairkehr 5/2023