fairkehr VCD-Magazin für Umwelt, Verkehr, Freizeit und Reisen

Obere Wilhelmstraße 32 | 53225 Bonn | Telefon (0228) 9 85 85-85 | www.fairkehr-magazin.de

Ein Pfad führt über eine grüne Alm
Ein Junge gießt Pflanzen, die in einer Holzkiste wachsen
Eine Seilbahngondel schwebt über eine dicht bebaute Stadt

Politik 6/2010

CO2-Plaketten für Pkw

Das geplante Effizienzlabel sollte nachgebessert werden.

Foto: iStockphoto.comDas Energieeffizienzlabel soll künftig auch Neuwagen kennzeichnen. Auf Haushaltsgeräten ist es bereits üblich.

Um den Kauf sparsamer und möglichst klimaverträglicher Autos zu erleichtern, will die Bundesregierung für Neuwagen ein Energieeffizienzlabel einführen, das sich am CO2-Ausstoß orientiert. Prinzipiell ist das eine sinnvolle Idee: Das Beispiel Kühlschrank zeigt, dass die Einteilung in Energieeffizienzklassen von A bis G eine wichtige Entscheidungshilfe für Verbraucher ist, die dadurch sparsame Geräte schnell erkennen können. Das Label trägt außerdem ganz konkret zum Klimaschutz bei: Bei Kühlgeräten ist der Verbrauch seit Einführung der Energiekennzeichnung um bis zu 80 Prozent gesunken.

Der von der Bundesregierung im August vorgelegte Entwurf für eine Pkw-Energieverbrauchskennzeichnung lässt diese Potenziale leider völlig ungenutzt. Der VCD kritisiert, dass vor allem schwere Limousinen und Luxus-Geländewagen mit „besonders empfehlenswert“ abschneiden. So bekäme beispielsweise der Porsche Cayenne Hybrid, eine geländegängige Luxuslimousine mit 380 PS, einer Höchstgeschwindigkeit von 242 km/h, einem Gewicht von 2,4 Tonnen und einem CO2-Ausstoß von 193 Gramm pro Kilometer die Kennzeichnung B. Kleinwagen wie der Toyota Aygo mit einem Verbrauch von 4,5 Litern und einem CO2-Ausstoß von 106 Gramm erhielten hingegen ein D. Das ist eine Irreführung der Verbraucherinnen und Verbraucher. Der Vorschlag dient vor allem den Verkaufsinteressen der deutschen Autoindustrie, die ihre wuchtigen Spritschlucker absetzen will. Er bietet keinen Anreiz, kleinere, leichtere und damit sparsamere Fahrzeuge auf den Markt zu bringen.

Irreführend sind auch die geplanten zusätzlichen grünen Effizienzklassen A+ bis A+++. Außerdem sollen Elektroautos automatisch in die beste Effizienzklasse kommen, obwohl sie je nach Strommix teilweise mehr CO2 ausstoßen als sparsame Pkw mit Verbrennungsmotor.

Der VCD hat ein eigenes Modell für ein CO2-Label vorgeschlagen, das EU-weit gelten sollte. Es orientiert sich an den Ende 2008 beschlossenen EU-Grenzwerten für CO2-Emissionen von Neuwagen. Ab 2012 soll der durchschnittliche CO2-Ausstoß aller in der EU zugelassenen Pkw auf 130 Gramm pro Kilometer begrenzt werden. Nach dem VCD-Modell erhalten nur die Autos ein A, die den Referenzwert für 2012 um mindestens 25 Prozent unterschreiten und nicht mehr als 100 Gramm CO2 pro Kilometer ausstoßen. Das setzt Anreize für alle Fahrzeugklassen. Große Wagen können durchaus ein grünes Label erhalten – wenn sie wenig verbrauchen.

Gegenwärtig prüft die EU den Vorschlag der Bundesregierung. Wenn aus Brüssel keine Einwände kommen, hat der Bundesrat im Frühjahr 2011 das letzte Wort. Der VCD wird sich mit seinen internationalen Partnern auf europäischer Ebene für sein eigenes Modell einsetzen.

Michael Müller-Görnert

Der Autor ist VCD-Verkehrsreferent und hat das Alternativmodell zum CO2-Label mit erarbeitet.

fairkehr 5/2023