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Ein Pfad führt über eine grüne Alm
Ein Junge gießt Pflanzen, die in einer Holzkiste wachsen
Eine Seilbahngondel schwebt über eine dicht bebaute Stadt

Politik 4/2010

VCD Städtecheck: Keine Entwarnung

Der VCD hat mit seinem Städtecheck die Verkehrssicherheit unter die Lupe genommen. Fazit: Trotz insgesamt gesunkener Zahl der Getöteten ist die Lage in deutschen Städten bedenklich.

Die meisten Menschen, die in Deutsch­land tödlich verunglücken, sterben auf der Straße. Unter Unfallopfern im Alter zwischen fünf und 55 sind Verkehrsunfälle das größte Lebensrisiko. Auch wenn die Zahl der Getöteten in den letzten Jahren konstant zurückging: Keine Stadt kann sich auf dem bisher Erreichten ausruhen. Das ist ein Ergebnis des „VCD Städtechecks Verkehrssicherheit“, den der VCD im Juli in Berlin vorstellte.

81 deutsche Großstädte hat der VCD untersucht. Keine Stadt hat es in den vergangenen fünf Jahren geschafft, die Zahl der Verunglückten konstant zu verringern. In 37 Städten nahm die Zahl der Verunglückten, gemittelt über die letzten fünf Jahre, überdurchschnittlich ab. Sie wurden grün eingestuft (siehe Karte). Gelb eingestuft wurden 24 Städte, weil sie die Zahl der Verkehrsopfer nur unterdurchschnittlich verringern konnten. Die Städte, in denen die Zahl der Verunglückten im Mittel zugenommen hat, hat der VCD mit Rot bewertet.

Ziel: null Verkehrstote

„2009 verunglückten durchschnittlich fast 1100 Menschen pro Tag im Straßenverkehr. In vielen Städten ist die reale Verkehrssituation nicht so sicher, wie die bundesweite Statistik suggeriert“, erläutert VCD-Bundesgeschäftsführerin Kerstin Haarmann. „Diese Tatsache spiegelt sich auch im subjektiven Unsicherheitsgefühl der Bevölkerung wider. Das zeigt sich zum Beispiel daran, dass Kinder heute immer weniger Wege allein zurücklegen dürfen.“

Der VCD vertritt das Verkehrssicherheitskonzept „Vision Zero“, das konstant darauf hinarbeitet, den Verkehr so sicher zu machen, dass kein Mensch mehr sein Leben im Straßenverkehr verlieren muss. Die Beispiele Pforzheim, Trier und Reutlingen zeigen, dass dieses Ziel auch für Großstädte Bedeutung hat: Dort ist 2009 kein Mensch im Straßenverkehr tödlich verunglückt.

Tempo verringern

Wie sicher der Straßenverkehr in einer Stadt ist, hängt sehr vom Engagement der Kommunen, aber auch von ihrer Größe, der Einwohnerzahl, Stadtstruktur, der Zahl der Einpendler, dem Anteil an Hauptverkehrsstraßen, dem Geschwindigkeitsniveau oder der Verkehrsüberwachung ab. Anders als außerorts sind in den Städten oft Fußgänger und Radfahrer Opfer schwerer Unfälle. „In vielen Städten hat der Radverkehrsanteil in den letzten Jahren deutlich zugenommen. Die Infrastruktur für Radfahrer und Fußgänger stößt aber vielerorts an ihre Grenzen, die Wege werden zu eng. Hier müssen die Städte dringend aktiv werden, Autospuren zurückbauen, Radwege anlegen, Platz für Fußgänger schaffen“, sagt Anja Hänel, VCD-Referentin für Verkehrssicherheit und Verfasserin der Studie. Auch wenn Autos insgesamt langsamer fahren müssten, weil beispielsweise Tempo 30 gilt, würden weniger Menschen schwer verunglücken.

„Besonders die Verlagerung weg vom motorisierten Individualverkehr verringert die Gefahr“, sagt die Verkehrssicherheitsexpertin. „Jeder Weg, der statt mit dem Auto zu Fuß, per Rad, Bus oder Bahn zurückgelegt wird, trägt zur Sicherheit aller Verkehrsteilnehmer bei.“ Ihr Rat: „Die Städte sollen den ÖPNV stärker bewerben, denn Busse und Bahnen sind die sicherste Alternative zum Auto.“

Der VCD beobachtet weiter

Die 81 untersuchten Städte bleiben weiterhin unter Beobachtung, der VCD möchte ihr Berater und Ansprechpartner sein. Anja Hänel fordert Städte und Gemeinden auf, das Konzept „Vision Zero – Null Verkehrstote“ zum Leitbild ihrer Verkehrssicherheitsarbeit zu machen: „Verkehr muss so gestaltet werden, dass menschliche Fehler keine schwerwiegenden Folgen haben.“

Uta Linnert

 

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fairkehr 5/2023