Magazin 3/2010
Zehn Jahre Allianz pro Schiene
Der VCD-Bundesvorsitzende über Erfolge und Schwierigkeiten in der Zusammenarbeit
fairkehr: Vor zehn Jahren gründete sich die Allianz pro Schiene, um dazu beizutragen, dass mehr Personen- und Güterverkehr auf der Schiene abgewickelt wird. Der VCD ist Gründungsmitglied. Warum?
Michael Gehrmann: Die Auto- und Luftfahrtlobby hatte und hat einen immensen Einfluss auf die Verkehrspolitik. Das umweltfreundlichere System Schiene drohte im Bundesverkehrsministerium unter die Räder zu geraten. Ein Zweckbündnis zu gründen mit den verschiedens-ten Akteuren für die Schiene – neben Umwelt- und Verbraucherverbänden auch Gewerkschaften, Bahnunternehmen und Bahnindustrie –, um eine Gegenlobby aufzubauen, erschien daher sinnvoll.
Wie und bei welchen Themen hat der VCD in den vergangenen Jahren zum Erfolg beigetragen?
Der VCD bringt insbesondere sein umfangreiches Wissen und sein Engagement als verkehrsträgerübergreifender Umwelt- und Verbraucherverband ein. Von Infrastrukturfragen und dem „Bahnhof des Jahres“ über die Lkw-Maut bis hin zur drohenden Einführung von Monstertrucks wirkt der VCD aktiv mit – wenn auch nicht immer zur Freude unserer Allianz-Partner.
Wo gab es Probleme?
Mitunter hatten nicht wenige den Verdacht, die Allianz pro Schiene sei eher die Allianz pro DB AG. Insbesondere als es um die Frage einer möglichen Privatisierung ging, war es schwierig, einen Kompromiss hinzubekommen, den sowohl die Gewerkschaften als auch der BUND als auch der VCD akzeptieren konnten. Gott sei Dank ist die Bahnprivatisierung erstmal vom Tisch. Die Allianz ist insbesondere da gut, wo sie eine große Meinungseinheit mit ihren Mitgliedsverbänden und knapp 100 Förderern aus der Bahnin-dustrie hat. Da kommen auch Positionen heraus, die einem großen Unternehmen nicht immer gefallen.
Welches sind die Themen, für die sich der VCD in den nächsten zehn Jahren engagieren will?
Wir werden vor allem Themen einbringen, die wir als VCD aufgrund unserer Größe und auch unserer verkehrsträgerübergreifenden Themenvielfalt kampagnenmäßig derzeit gar nicht allein stemmen können. Die fehlende Kostengerechtigkeit im Verkehr, mehr Verkehrssicherheit auf der Schiene, der demographische Wandel oder mehr Geld für effiziente sinnvolle Neubaumaßnahmen für die Schiene. Es gibt genügend Themen, die wir zusammen in Allianz noch besser bearbeiten können.
Interview: Kirsten Lange