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Ein Pfad führt über eine grüne Alm
Ein Junge gießt Pflanzen, die in einer Holzkiste wachsen
Eine Seilbahngondel schwebt über eine dicht bebaute Stadt

Reise 2/2010

Das D-Netz

Der Deutsche Tourismusverband entwickelt ein Radnetz für ganz Deutschland. 

Foto: ArchivUlf Keutmann (36) ist Pro­jekt­referent des Radwegs D-Route 3, den der Deutsche Tourismusverband (DTV) mit Mitteln des Wirtschafts- und Verkehrsministeriums entwickelt.

Der Deutsche Tourismusverband entwickelt ein Radnetz für ganz Deutschland. Was ist daran neu?
Es gibt den Plan, zwölf sogenannte D-Routen durch Deutschland zu installieren. Wir arbeiten mit unserem Pilotprojekt D-Route 3 am Markenaufbau D-Netz und setzen Standards zur einheitlichen Qualität der Wege, zur Infrastruktur und zur Vermarktung. Die D-Route 3 kann man übrigens heute schon fahren: Von Vreden an der niederländischen Grenze führt sie 940 Kilometer einheitlich beschildert bis Küstrin/Kietz an der Grenze zu Polen – einmal quer durch Deutschland.

Wie soll daraus ein Netz entstehen?
Der Bund leistet mit der D-Route 3 die Anschubfinanzierung. Unser Aufrag ist es, eine Struktur zu entwickeln, die auf die anderen Routen übertragbar ist und Ausstrahlung hat. Nach Ende des Projekts im Sommer 2012 sollen die Bundesländer am D-Netz in eigener Regie weiterbauen. Wir hoffen, dass die Regionen das große touristische Potenzial und den wirtschaftlichen Nutzen dieser Radrouten erkennen. Durch zusätzlichen Radverkehr und mehr Besucher rechnen sich Investionen in Radinfrastruktur meist in ein bis zwei Jahren.

Wird es neue Radwege geben?
Neu gebaut werden muss nichts. Es gibt eher zu viele touristische Radwege als zu wenige. Das D-Netz filtert die wichtigen Strecken heraus und bringt sie auf ein einheitliches Niveau. Wenn gebaut wird, dann nur zur Qualitätsverbesserung bestehender Wege: bessere Routenoberflächen, Infotafeln, Abstellanlagen, Schutzhütten.

Wann wird es das D-Netz für ganz Deutschland geben?
Es gibt gute Chancen, dass daraus was wird. Aber das wird sicher noch einige Jahre dauern. Aufgrund der föderalen Struktur ist sowas in Deutschland schwierig. Zudem ist die Verantwortlichkeit für Infrastruktur und Tourismusförderung getrennt. Der Bau von Radwegen ist Sache der Kommunen, Tourismus liegt bei den Ländern. Bei unseren Nachbarn in Dänemark, den Niederlanden und der Schweiz gibt es übergeordnete Stellen, die Planung, Koordination und Marketing für die landesweiten Radfernwegenetze übernehmen und dafür Mittel zur Verfügung haben. In Deutschland sollten wir uns daran ein Beispiel nehmen, um auf Dauer konkurrenzfähig zu werden.

Interview: Uta Linnert

fairkehr 5/2023