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Ein Pfad führt über eine grüne Alm
Ein Junge gießt Pflanzen, die in einer Holzkiste wachsen
Eine Seilbahngondel schwebt über eine dicht bebaute Stadt

Service 1/2010

Auf die Größe kommt es an

Foto: Marcus GlogerJe weniger PS ein Auto unter der Haube hat, desto besser für Umwelt und Konto. Tipps für die Neuwagenwahl gibt die Ratgeberbroschüre „Klimabewusster Autokauf“ vom VCD und dem Verbraucherzentrale Bundesverband.

Wer sich beim Autokauf für eine Nummer kleiner entscheidet, kann sich mehr Urlaub, gute Fahrräder oder eine Bahncard leisten.

Die sogenannte Abwrackprämie war ökologisch und ökonomisch bedenklich. Doch immerhin hat die Bundesregierung damit – vermutlich unfreiwillig – einen Effekt bewirkt, den sich auch der VCD zum Ziel gesetzt hat: Im vergangenen Jahr wurden vor allem Kleinwagen und Fahrzeuge der Kompaktklasse verkauft und zugelassen. Rund 30 Prozent der verkauften Autos in Deutschland sind Kleinwagen, Tendenz steigend.  Verlierer waren dagegen Spritschlucker wie Stadtgeländewagen (SUVs) oder Fahrzeuge der Oberklasse.

„Der Trend war schon vorher da, er ist durch die Abwrackprämie nur verstärkt worden“, sagt Rainer Hauck, der beim VCD das Projekt „Klimaverträgliche Mobilität“ leitet. Das Projekt ist Teil der Klimaschutzkampagne „für mich. für dich. fürs klima“ des Verbraucherzentrale Bundesverbandes. Die Kampagne will Verbrauchern durch gezielte Beratung und öffentlichkeitswirksame Information helfen, sich in verschiedenen Lebensbereichen möglichst klimaschonend zu verhalten. Das Klimateam vom VCD berät dabei in Sachen Mobilität. So sollen beispielsweise unter dem Motto „Klein wagen!“ Autokäufer dazu bewegt werden, ein Modell zu wählen, das Umwelt und Konto weniger belastet.

„Unsere Berater machen die Erfahrung, dass beim Autokauf meistens eine Kategorie zu hoch gedacht wird“, sagt Hauck. Oftmals sind Fahrzeuge für die tatsächliche Nutzung überdimensioniert: Auf den meisten Fahrten sind nicht alle Plätze besetzt, der Kofferraum wird fast nie voll bepackt. Wer auf ein kleineres Modell setzt, spart nicht nur CO2, sondern auch viel Geld. 

Bei einer durchschnittlichen Fahrleistung von rund 12.600 Kilometern im Jahr verschlingt ein Familien-Van jährlich etwa 9000 Euro. Ein mittelgroßer Kombi schlägt mit rund 6500 Euro zu Buche. Wer sich beispielsweise für einen VW Passat anstelle eines Renault Espace entscheidet, spart bis zu 3000 Euro im Jahr. Davon kann eine Familie Urlaub machen oder sich Einkäufe liefern lassen, sich gute Fahrräder und ÖPNV-Monatskarten leisten. Wenn wirklich einmal viel Platz gebraucht wird, rechnet es sich, ein (Großraum-)Taxi zu bestellen, einen größeren Wagen zu mieten oder ein Transportunternehmen zu beauftragen.

Foto: Marcus GlogerEin DIN-A4-großes Schild am Fahrzeug oder in dessen Nähe muss Autokäufer beim Händler darüber informieren, wie viel Sprit das Modell verbraucht und wie hoch der CO2-Ausstoß ist.

Darf’s ein bisschen weniger sein?

Auch auf die Motorleistung sollten Autokäuferinnen und -käufer achten. So verursacht ein sparsames Modell des Opel Astra bei einer jährlichen Fahrleistung von 10.000 Kilometern monatliche Kosten von etwa 500 Euro. Dasselbe Modell mit einem stärkeren Motor belastet die Haushaltskasse hingegen bereits mit mehr 850 Euro im Monat.

Generell gilt: Je kleiner und je geringer motorisiert das Auto ist, desto niedriger sind Betriebskosten, Versicherungsbeiträge und Kfz-Steuer. Für Neuwagen, die ab dem 1. Juli 2009 erstmals zugelassen wurden, bemisst sich die Kfz-Steuer nicht mehr nur nach dem Hubraum, sondern zusätzlich nach den CO2-Emissionen. „Ein weiterer Grund, beim Autokauf auf Modelle mit geringem Verbrauch zu setzen, die wenig klimaschädliches CO2 ausstoßen“, sagt Rainer Hauck vom VCD.

Der motorisierte Individualverkehr ist einer der größten Klimasünder. Bei einer Durchschnitts-Fahrleistung von 12.600 Kilometern bläst ein Durchschnitts-Auto heute pro Jahr mehr als zwei Tonnen CO2 in die Luft. So viel, wie künftig jeder Mensch nach wissenschaftlichen Erkenntnissen im Jahr maximal verursachen darf, damit das Weltklima nicht kippt. Die Deutschen liegen derzeit bei insgesamt elf Tonnen CO2 pro Jahr. Wer umweltbewusst mobil ist, kann also seine jährliche Klimabilanz um bis zu 20 Prozent aufbessern. Wege häufiger mit dem Fahrrad und zu Fuß zurücklegen oder öffentliche Verkehrsmittel nutzen – das sind sicherlich die wirkungsvollsten Schritte. Wer im Alltag jedoch nicht auf ein eigenes Auto verzichten kann, sollte  möglichst einen sparsamen Kleinwagen kaufen. Denn je weniger Sprit ein Auto schluckt, desto weniger Treibhausgase kommen aus dem Auspuff. Je Liter Benzin werden 2,37 Kilogramm CO2 frei, pro Liter Diesel sind es 2,65 Kilogramm.

Der VCD empfiehlt Autokäufern, sich an folgenden Werten zu orientieren: Kleinwagen sollten nicht mehr als 110 Gramm CO2 pro Kilometer produzieren. Das entspricht einem Durchschnittsverbrauch von 4,6 Litern auf 100 Kilometern für Benziner und 4,2 Litern für Dieselfahrzeuge. Für Wagen der Kompaktklasse hält der VCD eine Grenze von 120 Gramm pro Kilometer für angemessen, was etwa fünf Litern Benzin und viereinhalb Litern Diesel entspricht. Familienautos sollten nicht mehr als 140 Gramm CO2 pro Kilometer ausstoßen. Der Verbrauch liegt hier bei knapp sechs Litern für Benziner und 5,3 Litern für Dieselfahrzeuge. Die jährlich erscheinende VCD Auto-Umweltliste führt eine Auswahl von Fahrzeugen auf, die den empfohlenen CO2-Werten bereits entsprechen.

Sparsame neue Alte

Die Herstellung eines Autos macht je nach Modell und Gesamtfahrleistung etwa ein Fünftel der Energiebilanz aus. Wer also vor der Entscheidung steht, sein altes Auto weiterzufahren oder durch ein neues zu ersetzen, sollte darauf achten, dass das neue Modell mindestens 20 Prozent weniger Kraftstoff verbraucht.
Nicht immer muss es allerdings ein Neuwagen sein. Viele Käufer interessieren sich auch für gebrauchte Fahrzeuge mit guten Umwelt- und Verbrauchswerten. Der VCD will daher in diesem Frühjahr die VCD Auto-Umweltliste für Gebrauchtwagen ins Internet stellen.

Auch ein neuer Alter sollte deutlich weniger Sprit verbrauchen als sein Vorgänger und mindestens die Euro-3-Norm erfüllen. Bei Dieselfahrzeugen ist entscheidend, dass sie mit einem Rußpartikelfilter ausgestattet sind oder dass der Filter wenigstens nachträglich eingebaut werden kann.

Sebastian Hoff


Weitere Informationen:

  • Im VCD-Portal "Besser Autokaufen" finden Autokäuferinnen und -käufer heraus, welches Modell ihren Bedürfnissen am besten entspricht, das Klima weniger stark belastet und günstig im Unterhalt ist. Die Ratgeberbroschüre „Klimabewusster Autokauf“ kann als kostenloses pdf beim VCD und auf der Internetseite der Kampagne "für mich. für dich. fürs klima" heruntergeladen sowie in Papierform unter versand-klima@vzbv.de bestellt werden. Ausführliche kostenlose Beratung auch zu anderen Mobilitätsthemen wie Fahrradanhänger oder nachhaltige Urlaubsreisen bieten die VCD-Experten unter der Nummer 0800/2030900.
  • www.ratgeber-auto-kauf.de verrät, welche Kosten der eigene Pkw verursacht. Eine kostenpflichtige Vollkostenberechnung für einzelne Fahrzeugtypen kann unter www.eurotax-schwacke.de angefordert werden.
  • Für welches Pkw-Modell wie viel Kfz-Steuer fällig wird,  lässt sich beim VCD berechnen.

Intelligent fahren, Sprit sparen

Folgende Tipps helfen, bis zu 30 Prozent weniger Kraftstoff zu verbrauchen:

  • Last abwerfen: Dachgepäckträger abmontieren, Kofferraum entrümpeln
  • Reifen aufpumpen: mindestens so viel Druck wie vom Hersteller empfohlen
  • Gleich starten: Nicht erst den Motor warm laufen lassen
  • Niedrigtourig fahren: Mehr Gas geben, früh hochschalten, im höchstmöglichen Gang fahren
  • Extras sparsam einsetzen: Klimaanlage selten ein-, Heckscheibenheizung rechtzeitig ausschalten, elektrische Fensterheber nicht oft bedienen
  • Motor abschalten: vor Ampeln, im Stau und an Bahnübergängen, wenn die Wartezeit mehr als zehn Sekunden beträgt
  • Vorausschauend fahren: Abstand halten, unnötige Brems- und Beschleunigungsvorgänge vermeiden

fairkehr 5/2023