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Ein Pfad führt über eine grüne Alm
Ein Junge gießt Pflanzen, die in einer Holzkiste wachsen
Eine Seilbahngondel schwebt über eine dicht bebaute Stadt

Titel 3/2009

Ruhe tut gut

Jeder und jede Einzelne kann dazu beitragen, dass es nicht zu laut wird. Auch der Staat investiert jährlich Millionen Euro, um seine Bürger vor Lärm zu schützen.

Foto: www.pixelio.de/HuberHimmlische Ruhe sorgt für gesunden Schlaf.

Mindestens 13 Millionen Deutsche leiden so sehr unter Lärm, dass sie nicht mehr richtig schlafen, sich nur noch schlecht konzentrieren können und krank werden: Blutdruck und das Risiko von Herz-Kreislauf-Beschwerden steigen mit dem Lärmpegel. Vor allem Verkehrslärm empfinden viele Menschen als störend. Ein grundsätzliches Recht auf Ruhe haben sie nicht. Nur wenn eine Straße oder eine Schienenstrecke neu gebaut oder wesentlich geändert wird, muss der Staat per Gesetz seine Bürger vor Krach schützen, beispielsweise durch den Bau von Schallschutzwänden oder die Finanzierung von Schallschutzfenstern. Diesen Schutz genießen auch Menschen, die dicht an Flughäfen wohnen.

Darüber hinaus investiert der Staat jedoch auch in den Lärmschutz an vorhandenen Verkehrswegen. So stellt der Bund seit 1999 jährlich Millionen Euro unter anderem für Lärmschutzwände an Bahnstrecken zur Verfügung, im vergangenen Jahr waren es 100 Millionen. Bis 2012 sollen darüber hinaus 40 Millionen Euro in die Ausrüstung von Güterwaggons mit leisen Kunststoff-Bremsbelägen und in die Entwicklung und Erprobung eines emissionsabhängigen Trassenpreissystems fließen: Laute Güterzüge müssten dann für die Streckennutzung mehr zahlen als leise. „Mit dem Beschluss, ein emissionsabhängiges Trassenpreissystem zu erproben, hat die Bundesregierung im Herbst 2007 eine zentrale Forderung des VCD aufgegriffen“, sagt VCD-Bundesvorsitzender Michael Gehrmann. „Wir wollen es als zentrales lenkendes Element, um dauerhaft leisere Güterwagen auf die Schienen zu bekommen. Nur leider ist bis heute noch nichts weiter passiert.“

Seit 2005 ist in Deutschland eine EU-Richtlinie in Kraft, die Lärm bekämpfen und darüber hinaus dazu beitragen soll, dass es gar nicht erst laut wird. Die Umgebungslärmrichtlinie verpflichtet Kommunen, Landesbehörden und das Eisenbahnbundesamt, zu ermitteln, wie stark die Bürger unter Lärm leiden, und entsprechende Lärmkarten zu veröffentlichen. Auf Grundlage dieser Karten müssen die Kommunen Lärmaktionspläne aufstellen. Für große Ballungsräume mit mehr als 250000 Einwohnern, besonders befahrene Hauptverkehrsstraßen und Schienenstrecken sowie Großflughäfen liegen bereits Karten und Aktionspläne vor. Für kleinere Kommunen und weniger belastete Hauptverkehrstrecken sollen bis Juli 2013 Pläne erstellt werden.

„Mit der Umgebungslärmrichtlinie gibt es endlich ein Instrument, mit dem Bürgerinnen und Bürger etwas gegen laute Verkehrswege unternehmen können“, sagt VCD-Lärmexpertin Frauke Spottka. „Die Lärmkarten ermöglichen es ihnen, sich zu informieren, wie lärmbelastet ihre Umgebung ist, was ihre Kommune tut, um sie gegen Lärm zu schützen, und selbst Maßnahmen vorzuschlagen.“ Besonders positiv sei es, dass die EU den Blick auf bislang ruhige Zonen richte und Kommunen und Behörden nahelege, diese Ruheräume auch zu schützen.

Selbst zu mehr Ruhe beitragen

Um Straßenlärm zu verringern, müssen Kommunen nicht einmal viel Geld investieren. Es reicht fürs Erste, Tempolimits einzuführen, denn schnell fahrende Autos, Motorräder oder Laster machen einfach mehr Krach.
Neben dem Staat ist aber auch jede und jeder Einzelne gefragt, wenn es um mehr Ruhe im Straßenverkehr geht. So lohnt sich der Kauf besonders lärmarmer – und gleichzeitig spritsparender – Reifen mit wenig Rollwiderstand. Das Umweltbundesamt zeichnet sie mit dem „Blauen Engel“ aus. Allerdings hat sie bislang nur ein Hersteller im Programm.
Vorausschauend fahren, während längerer Ampelphasen oder am Bahnübergang den Motor ausstellen sorgt für etwas weniger Krach auf der Straße. Auch das Autoradio sollte nicht bis zum Anschlag aufgedreht werden. Wer jedoch wirklich für mehr Ruhe in seiner Umgebung sorgen möchte, lässt das Auto auf Kurzstrecken stehen, schwingt sich aufs Rad oder geht zu Fuß.     

    Kirsten Lange

Mehr Informationen:
www.vcd.org/verkehrslaerm0.html

Informationen über den jährlichen Aktionstag für mehr Ruhe und einen Überblick über die Lärmaktionspläne der deutschen Städte gibt es unter www.tag-gegen-laerm.de 


fairkehr 5/2023