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Ein Pfad führt über eine grüne Alm
Ein Junge gießt Pflanzen, die in einer Holzkiste wachsen
Eine Seilbahngondel schwebt über eine dicht bebaute Stadt

Politik 2/2009

Kirchentag fürs Klima

Wenn alle mitmachen, könnte der evangelische Kirchentag in Bremen eine klimaneutrale Veranstaltung werden.

Foto: Kirchentag

Sehr protestantisch machen sich die evangelischen Christen daran, das Klimaziel ihres 32. Kirchentages vom 20. bis zum 24. Mai 2009 in Bremen zu erreichen: Es werden keine Ablasszahlungen an Klimainitiativen geleistet, die Kirchentagsbesucher sind aufgefordert, ihr Leben selbst zu verändern. 6000 Tonnen CO2 sollen die Teilnehmerinnen und Teilnehmer durch eigene Aktivitäten vor, während und nach dem Kirchentag einsparen. Etwa diese Menge an schädlichem Klimagas verursacht die fünftägige Veranstaltung mit ihren geschätzten 100000 Besuchern.

Um dieses Ziel zu erreichen, wurde das Klimaschutzprojekt „Tut dem Klima gut“ aus der Taufe gehoben. Dazu verordnet die Kirchentagsleitung ihren Gästen keine Radikalkur, sondern schlägt eine Palette kleiner Schritte vor. Was die Teilnehmer tun können, um CO2 einzusparen, erfahren sie im Internet. Ein Klimalexikon von A wie Abfall bis W wie Wäsche waschen klärt auf und informiert über klimafreundliche Wege aus der CO2-Falle. Ein Klimarechner zeigt, welches Einsparpotential sich wo bietet. „Ob man einmal in der Woche auf Fleisch verzichtet, das Auto öfter mal stehen lässt, zu einem Öko­strom­­anbieter wechselt oder die Wohnung einen Grad weniger heizt – jeder Einzelne muss in seinem Leben etwas verändern. Zusammen können wir die Klimalast des Kirchentages einsparen“, sagt Mirjam Müller, eigens bestellte Leiterin des neuen Klimaprojektes.

Baustein für Baustein zum Ziel

Auch die Region Bremen, Gastgeberin des Kirchentages, ist in das Projekt einbezogen. Im Vorfeld der Veranstaltung können sich die Kirchengemeinden in Workshops für den Klimaschutz fit machen. Außerdem miteingebunden ist das Mobilitätskonzept des Kirchentages. „Traditionell verfolgen wir das Ziel, möglichst viele Besucher zur umweltfreundlichen Anreise mit der Bahn und mit Bussen zu bewegen. Neu ist in diesem Jahr die Botschaft Bremens an die Gäste: Komm’ per Rad zum Kirchentag“, erklärt Mirjam Müller.

Initiatoren des Projektes „Fahrradfreundlicher Kirchentag“ sind der Senator für Umwelt, Bau, Verkehr und Europa in Bremen sowie der Allgemeine Deutsche Fahrrad-Club (ADFC). Mehrere Reiseveranstalter entwickeln zurzeit Radreisen nach Bremen als Pauschalangebote. In Kombination mit Bus und Bahn kann auch ein Teil der Strecke auf dem Fahrrad zurückgelegt werden. Zur Eröffnung am 20. Mai 2009 werden alle Fahrradfahrer am Ende einer Sternfahrt offiziell begrüßt.

Umweltfreundlich soll es dann auch in der Hansestadt zugehen: Eigens für den Kirchentag lassen die Veranstalter 1000 Kirchentagsfahrräder produzieren, die seit Januar 2009 zu einem günstigen Preis über das Internet zu erwerben sind. Auch wer ein Rad leihen möchte, um damit in Bremen unterwegs zu sein, wird hierzu Gelegenheit haben. Bis zu 600 Leihräder werden aus privaten Spenden von gemeinnützigen Fahrradwerkstätten aufgearbeitet, 1500 zusätzliche Fahrradparkplätze geschaffen und die Rou­ten zwischen den Veranstaltungsorten mit Wegweisern für Radfahrer ausgestattet.

„Der Kirchentag will in diesem Jahr ein gesamtgesellschaftliches Signal setzen“, sagt Mirjam Müller und hofft darauf, dass die Teilnehmerinnen und Teilnehmer die Erfahrungen, die sie auf dem Kirchentag mit dem Umwelt- und Klimathema machen, in den Alltag mitnehmen. „Selber denken seit 1517“ ist das Leitmotiv der evangelischen Kirche, wenn es um die Reformation geht, demnach müsste der Schritt zum „Selberhandeln“ eigentlich zu schaffen sein. Der Kirchentag könnte zum ersten Mal eine wirklich klimaneutrale Großveranstaltung werden.

Uta Linnert

www.kirchentag.de

fairkehr 5/2023