fairkehr VCD-Magazin für Umwelt, Verkehr, Freizeit und Reisen

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Ein Pfad führt über eine grüne Alm
Ein Junge gießt Pflanzen, die in einer Holzkiste wachsen
Eine Seilbahngondel schwebt über eine dicht bebaute Stadt

Reise 1/2009

Würfel aus Glas

Ein österreichisches Hotelkonzept umwirbt sportlich aktive Urlauber aus aller Welt.

Foto: Cube-HotelMitten auf der Piste: In Biberwier-Lermoos gehen die Cube-Gäste gleich auf Skiern oder mit dem Schlitten aus dem Haus.

Dieses Haus ist angetreten, die Alpen vor der Vergreisung zu retten. „Das Cube verbindet Sport, Entertainment und Design auf völlig neue Weise“, erklärt Christian Hörtl das Hotelkonzept. Frühstück gibt’s bis 15 Uhr, aber ganz offensichtlich ist das Hotel kein Ort für trödelige Langschläfer, sondern für aktive junge Leute, die gern feiern und ein paar Tage in den Alpen verbringen wollen. „Nachts verwandelt sich das Cube in einen Club, unsere Partys sind legendär“, sagt der 30-jährige Hotelmanager. Vom Alter her liegt Hörtl schon fast jenseits der Zielgruppe. Angebot und moderate Preise des Cube richten sich an ein Jugendherbergspublikum, das es gerne stylish mag.

Im Cube trägt alles englische Bezeichnungen. Schon der Name des Hauses ist Programm. Es ist ein großer Glaswürfel, in dessen Fassade sich die umliegende Bergwelt spiegelt. Innen schlägt das Herz der Community in der zentralen, poppig bunt angestrahlten Halle, die über alle Etagen geht. Hier machen es sich Jugendliche auf knallroten Sitzmöbeln bequem, den Laptop auf den Knien. Sie hocken vor den Playstations oder lümmeln in der Lounge vor dem Kamin. Über Flat­­screens flimmern Videoclips, aus den Boxen rieselt Chill-out-Musik. Das Check-in-Desk geht nahtlos in eine Bar über, die 24 Stunden geöffnet hat. Hier ist kein Platz für Alpenromantik, hier ist Großstadt.

Foto: Uta LinnertSchick, funktional und nicht teuer: Doppelzimmer im Cube-Hotel.

Hinauf in die Zimmer führen Rampen aus Beton. Sehr praktisch für Mountainbiker, die darüber ihr Rad mit nach oben schieben können. Auch mit Snowboard unterm Arm stiefelt es sich leichter hinauf als über Treppen. Denn Ausrüstung und Klamotten kommen nach getaner Arbeit in den Show­room. Das sind durch Glas vom Gang abgetrennte Aufbewahrungsorte für Sportgeräte, klamme Jacken oder Helme: Durch sie betritt man das eigentliche Zimmer. Das ist sehr durchdacht und beim Herumlaufen sehr nett anzusehen: Welches Bike hat der Zimmernachbar am Haken hängen? Wieviel Paar Schuhe stehen zum Trocknen auf dem Heizgitter nebenan? Oder: Wo residiert der blonde Sportsfreund mit der giftgrünen Jacke?

Die Schlafzimmer für zwei bis vier Leute sind klein und nur mit dem Nötigsten ausgestattet. Sofas stehen draußen auf dem Gang. Dort soll die urbane Klientel rumhängen, quatschen, sich kennenlernen – bevor der DJ im Untergeschoss die Nacht zum Tag macht. Wer bei solchen Partys befürchtet, als Erziehungsberechtigter durchzugehen und lieber den kommenden Tag auf den sonnigen Bergen verbringt statt im Bett, trifft beim Frühstück morgens um 9 erstaunlich viele Menschen, die schon älter als 30 oder gar 40 Jahre alt sind. Auch etliche Familien mit Kindern bringen um diese Uhrzeit Leben in die Halle. Sie buchen die Zimmer in den oberen Etagen, wo man nachts nicht die wummernden Bässe des Clubs hört, sondern bei offenem Fenster den rauschenden Bach.

Uta Linnert

Mit gleichem Konzept sind derzeit in Österreich zwei Cube-Hotels in Nassfeld und Biberwier-Lermoos in Betrieb. Ein Cube wude nach Savognin in die Schweiz exportiert.
www.cube-hotels.com
Preisbeispiel: 3 Nächte übers Wochenende kosten mit Halbpension und Skipass ab 357 Euro im Doppelzimmer, im Vierbettzimmer ab 322 Euro.

fairkehr 5/2023